Die Schildkröte und die Vögel: Ein himmlisches Festmahl

17 min

The clever tortoise extends an invitation to birds in a sunlit clearing

Über die Geschichte: Die Schildkröte und die Vögel: Ein himmlisches Festmahl ist ein Volksmärchen aus nigeria, der im Uralte Geschichten spielt. Diese Gesprächsstoff Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Weisheitsgeschichten und ist geeignet für Geschichten für alle Altersgruppen. Sie bietet Moralgeschichten Einblicke. Eine nigerianische Volksgeschichte, in der eine listige Schildkröte die Vögel mit himmelhohen Versprechungen lockt, nur um zu erkennen, dass Gerechtigkeit und Vertrauen alles übertreffen, was es zu feiern gibt.

Einleitung

Unter dem Baldachin uralter Affenbrotbäume in einem kleinen Dorf am Rande der nigerianischen Savanne tauchte die Sonne die rote Erde in goldenes Licht, während eine Stille über die Vögel hereinbrach, die auf windgebleichten Ästen saßen. Aus dieser Ruhe kroch eine neugierige Schildkröte hervor – ein Wesen, dessen raue Panzer die Spuren vieler Jahre trugen und dessen Augen von großen Träumen erzählten. Mit leisem Sehnen beobachtete er die Vögel, bewunderte die Freiheit in jedem Flügelschlag und die Lieder, die über das rauschende Gras hinausschwollen.

Die Dorfbewohner erzählten von einem Himmelsfest, das einmal im Jahr stattfand, wenn sich der Himmel öffnete und ein Tisch voller Früchte, Körner und honigsüßer Leckereien für alle erschien, deren Herzen rein waren. Von Neid getrieben und mit einem Funken kecker List beschloss die Schildkröte, sich einen Platz unter den Wolken zu ergaunern. Ohne Federn und ohne Flug wollte er sich die Flügel seiner gefiederten Nachbarn ausleihen. Er malte eine ausgehöhlte Kalebasse so an, als sei sie eine königliche Einladung, verzierte sie mit goldenen Friedens- und Versprechenssymbolen und plante, die Vögel dazu zu bringen, ihn emporzutragen. In seinem Kopf hallten die Geschichten der Alten nach, wonach Vögel Botschaften zwischen Göttern und Sterblichen überbringen und mit göttlichem Segen zurückkehren. Er hörte förmlich das Knistern des Holzrauchs von nächtlichen Ratsfeuern und den schimmernden Tanz der Glühwürmchen, als lausche der Wald selbst gebannt den Erzählungen. Dieses Erinnern erfüllte sein Herz mit Ehrfurcht und Entschlossenheit.

Er begann unter einem Bündel Palmenwedel, begrüßte die winzigen Webervögel, während sie Blätter zu kunstvollen Nestern verflochten, und lobte die filigrane Pracht ihrer Arbeit. Dann wandte er sich den Papageien zu, begaffte ihr gleißendes Gefieder und spielte ihre Weisheit hoch, indem er andeutete, nur die prächtigsten Federn dürften Götterbotschaften tragen. Selbst die kleinen Sonnenvögel, die wie funkelnde Edelsteine umhersprangen, erhielten überschwängliches Lob. Mit jedem geflüsterten Kompliment und wohlgesetzter Pause säte die Schildkröte Neugier und Verpflichtungsgefühl. Bald stimmten die Vögel zu, ihm ihre Federn auszuleihen – je drei von jedem. Sie befestigten lange Schmuckfedern an der Kalebasse, in der er balancierte, und vertrauten darauf, dass das Versprechen so sicher war wie sein Panzer. Kaum hatte die letzte Feder geklappt, breitete sich erwartungsvolle Stille aus. Flügel schlugen, hoben Holz und Stein, Ranken und Beeren empor, und die Schildkröte spürte ein Prickeln in seiner Brust. Gemeinsam stiegen sie auf, ließen den Duft der lehmigen Erde zurück und kletterten Richtung Wolken, wo das Festmahl der Himmelsgeister wartete.

Ein verlockendes Angebot

Am Rand der staubigen Dorflichtung stand die Schildkröte unter den weit ausladenden Ästen eines uralten Iroko-Baums und musterte die Scharen, die wie lebendige Juwelen in den Zweigen saßen. Viele Saisons lang hatte er beobachtet, wie sich die Vögel auf das jährliche Himmelsfest vorbereiteten, ihren Plausch belauscht und über das Glitzern ihrer morgendlichen Tau-Federn gelacht. Dieses Fest, von Generation zu Generation weitergegeben als Moment, in dem Erde und Himmel gemeinsam feiern, blieb ihm ein Rätsel: ein Bild aus goldenen Früchten, gedämpften Körnern und Honigkuchen, angerichtet auf Wolkentischen voller Verheißung. Jahr für Jahr schufen sich die Vögel einen Platz am Rand des Himmels, hoben ihre kraftvollen Flügel in Lichtstrahlen und drifteten unter den Wolken dahin. Ein Stechen der Sehnsucht packte die Schildkröte, der Wunsch, die süßen Gaben zu kosten und an dieser flüchtigen Freude teilzuhaben – einer Freude, die allein Federn vorbehalten schien. Doch er wusste: Ohne Hilfe würde er nie jene Höhen erreichen.

Als die Dämmerung den Himmel rosa und bernsteinfarben malte, fasste er seinen Plan: Mit schmeichelnder Rede, handwerklichem Geschick und sorgsam geflüsterten Versprechungen würde er die Vögel bewegen, ihm Flügel zu leihen. Wieder stiegen die Erzählungen der Alten in ihm auf – von Vögeln, die Botschaften zwischen Göttern und Sterblichen trugen und mit göttlichem Segen zurückkehrten. Er hörte das Knistern des Holzrauchs, den Tanz der Glühwürmchen, als lausche der Wald selbst gebannt. Dieses Echo in seinem Herzen erfüllte ihn mit Ehrfurcht und unerschütterlicher Entschlossenheit.

Gerissene Schildkröte, die ein bemaltes Kürbis-Einladungsschreiben an eine Schar bunter Vögel überreicht
Die Schildkröte hält eine bemalte Kürbisinladung hoch, um die versammelten Vögel in einer sonnenbeschienenen Lichtung einzuladen.

Frühmorgens machte sich die Schildkröte auf zu den Webervögeln, die in ihren kunstvollen Nestern Grasstränge zu hängenden Kugeln verwoben. Mit ehrerbietigem Nicken und schmeichelnden Worten lobte er die Stärke ihrer winzigen Schnäbel und den Einklang ihrer Konstruktionen. „Oh geniale Baumeister der Zweige,“ begann er wohlüberlegt, „ihr, die ihr Grashalme zu sicheren Heimstätten spinnt, vernehmt Nachricht von einem Fest, das nur durch eure Kunst im besten Licht erstrahlen wird.“ Neugierig neigten die Webervögel die Köpfe. Als er ein winziges Stück goldenen Stoffs enthüllte, bestickt mit Friedens- und Füllezeichen, leuchteten ihre Augen vor Staunen. „Wir sind eingeladen zum Himmelsfest,“ verkündete er, woraufhin die Vögel aufgeregt zwitscherten. „Werdet ihr eure Federn leihen, damit meine Botschaft über das Blätterdach getragen werde?“ Behutsam nahm er jede Feder als Zeichen des Vertrauens entgegen und machte sich auf zum Palmenhain, bereit, als Nächstes die Papageien zu bezaubern.

Unter den weitgespannten Wedeln einer Palmenallee grüßte er die Papageien – Geschöpfe in smaragdgrünem und rubinrotem Gefieder, die wie polierte Edelsteine schimmerten. Ihre Rufe hallten in zauberhaften Mustern durch die Luft, und ihre wachsamen Blicke entging nichts. Die Schildkröte verneigte sich tief, reichte eine fein geschnitzte Kalebasse, die im gefilterten Sonnenlicht glänzte, und sprach: „Geehrte Hüter des Regenbogenflugs, euer Glanz ist jedem Lebewesen ein Lied wert, und eure Weisheit fließt tiefer als die Flüsse, die unser Land formen. Euch ist eine besondere Ehre zuteil: Tragt eine Einladung zum Himmelsfest, wo die Gaben der Natur all denen offenstehen, die emporsteigen.“ Begeistert von seiner Rede und der filigranen Verzierung stimmten die Papageien zu, ihre prächtigsten Federn zu schenken. Mit zeremonieller Geste nahm er das Geschenk an, drückte dankbar seine schuppige Wange dagegen und zog weiter zum Adlerfelsen.

Als die Dämmerung vergoldet am Horizont verblasste, fand die Schildkröte Unterschlupf am Flussufer. Hier mischte er feinen Sand und zerkleinertes Ocker mit Harz, um die Kalebasse zu bemalen, versah sie mit den Friedens-, Einheits- und Himmelsgunst-Zeichen der Ältesten und drückte Feder um Feder in die Oberfläche. Bei flackerndem Feuerlicht glänzte das Mosaik aus Federn und Symbolen fast magisch, und in der kühlen Abendluft rauschte das Gras, als wolle es sein Können bejubeln. Schließlich rollte er die kunstvoll verzierte Kalebasse zurück unter den Iroko-Baum und wartete mit klopfendem Herzen auf die Ankunft seiner „Postboten“.

Noch vor der Morgendämmerung kündigte ein murmelnder Chor die Ankunft der Federgäste an. Zuerst kamen die Webervögel, dann die Sonnenvögel mit ihrem irisierenden Gefieder, und zuletzt ein stolzer Adler, dessen goldene Augen das erste Licht durchbohrten. Die Schildkröte öffnete die Kalebasse und stieg hinein, wo weiches Moos seinen Panzer umschmeichelte. Die Vögel versammelten sich um ihn, banden Bund für Bund Federn mit Ranken und Harz zusammen. Als die letzte Ranke festgezogen war, atmete die Schildkröte tief durch, dachte an jene, die einst in Geschichten den Himmel gewagt hatten, und gemeinsam hoben die Vögel ab, lösten ihn aus der Erde, umhüllten ihn mit wolkenfrischem Duft und hoben ihn gen Festmahl.

Festmahl im Himmel

Hoch über dem Erdboden, wo die Wolkensäulen wie elfenbeinweiße Federn vor dem azurblauen Firmament dahingleiten, entfaltete sich das Himmelsfest in all seiner Pracht. Weiche Tische aus Nebel trugen pyramidenförmig gestapelte, reife Mangos, Schalen mit würzigem Jollof-Reis und Platten mit geröstetem Perlhuhn, verfeinert durch duftendes Zitronengras. Honigrankengewächse tropften bernsteinfarbene Perlen auf gestampfte Yambällchen, während Sobolo-Blüten einen säuerlichen Kontrapunkt setzten. Eine sanfte Brise trug den Duft sonnengebackener Erde und nahen Regens heran und verschmolz zu einem Hauch von Heimat. Vögel aller Farben schwirrten und ruhten um die Tische, ihr Lachen klang wie Windspiele in einer luftigen Kathedrale. Sie begrüßten einander mit begeistertem Gezwitscher, dessen Melodien eine Symphonie der Freude bildeten.

Mitten in diesem Getümmel ruhte die Schildkröte auf einem Wolkenkissen – sein Panzer frisch poliert, sein Herz vor Erwartung bebend. Langsam und bedacht griff er nach den Köstlichkeiten. Zuerst hießen ihn die Vögel herzlich willkommen, richteten das gourd-förmige Nest und reichten ihm palmnußsuppe in einer Schale, die ihm ein majestätischer Wiedehopf anbot, während er ehrerbietig die goldenen Insignien bewunderte. Nah bei ihnen reihte sich ein Chor von Sonnenvögeln ein, servierte Melonenscheiben mit Tauglasur und kicherte über ihr Spiegelbild in seinem glänzenden Panzer. Höflich bedankte sich die Schildkröte bei jedem Vogel, seine Stimme hallte über das leise Säuseln der Wolken. Als er den süßsäuerlichen Biss der Melone und die warme Würze des Yams kostete, leuchteten seine Augen vor Vergnügen. Einmal klopfte er dreimal auf den Tisch – ein altes Zeichen aus den Geschichten der Alten – und eine Schar Tauben schwebte herab, trug Fleischbällchen herbei, gewürzt mit Aromen ferner Wälder. Jeder Happen war eine Offenbarung: erdig, scharf, süß – als sei das Festmahl selbst eine Landkarte der Heimat unter ihm. Die Vögel betrachteten ihn zustimmend, froh, dass ihr Gast sich so wohlfühlte.

Zwischen den Gängen suchte die Schildkröte das Gespräch über die tieferen Bedeutungen des Festes. Er sprach von Gleichgewicht – zwischen Himmel und Erde, Federn und Panzer, von der Harmonie, die alles Lebendige verbindet. Die Vögel nickten andächtig, ihre Köpfe wiegten sich im Takt. Ein Taubenpaar erinnerte an die Legende, wonach das erste Himmelsfest die Göttin Nana auslobte, um die Kooperation aller Geschöpfe zu belohnen. Die Schildkröte lobte die Weisheit ihrer Ahnen und säte zugleich den Gedanken, dass noch größere Ehren jenen blühten, die unermüdliche Großzügigkeit zeigten. Mit einem kunstvoll geschnitzten Trinkbecher aus Panzer erhob er seinen Gruß an den Himmel: „Auf die Einheit aller gefiederten Herzen und auf das großartige Fest, das uns auch künftig erwartet.“ Ein vielstimmiges Gezwitscher erwiderte seinen Toast, seine Töne schwollen zu Wellen der Freude an. Als die Vögel wieder zu speisen begannen, genoss die Schildkröte jeden Bissen, während hinter höflichen Lächeln sein Ehrgeiz wuchs.

Gegen Ende des Festmahls fühlte die Schildkröte seinen Appetit wachsen. Solange die Vögel würzigen Hibiskustee nippten und unter dem schimmernden Dämmerblau erzählten, lehnte er sich vor und bat um Nachschlag von Niébé-Eintopf – jenem, der stundenlang über offener Flamme köchelte und nach Zwiebel und Thymian duftete. Der Wiedehopf zögerte, spürte Unbehagen in seinem Federkleid, deutete jedoch auf die prall gefüllten Platten. Die Schildkröte legte nach: „Wer mich eingeladen hat, wird mir doch nicht meinen Anteil verweigern, nachdem ihr meine Kalebasse gen Himmel getragen habt.“ Auf diese Worte wechselten die Vögel verstörte Blicke, getroffen von der Andeutung, ihre Gastfreundschaft sei selbstverständlich. Die Stimme der Schildkröte verlor ihre Höflichkeit, sein Blick glänzte selbstsicher – er wähnte, nun Anspruch auf mehr zu haben. Unbehagen breitete sich aus, gebrochen nur vom leisen Tropfen noch verbliebener Honigtropfen auf den Tisch.

In diesem Moment zerbarst die Harmonie. Die Flügel rauschten in empörter Aufregung, als die Vögel merkten, wie sie betrogen worden waren. Der Adler sprach mit donnernder Stimme: „Du hast unsere Federn und unser Vertrauen zu deinem eigenen Vorteil missbraucht.“ Die Tauben stimmten ihren ernsten Ton an, die Sonnenvögel fuhren in scharfen Crescendi auf. Die Schildkröte suchte Worte, doch ihr Panzer schien das Gewicht des Verrats zu spüren. Rasch banden sie siegsgewiss Ranken um die Kalebasse und hängten sie unter die Tische. Seine Bitten um Erbarmen verlor der Wind, ungehört über dem Sturm der Vogelschwingungen. Inmitten der fliegenden Federn starrte die Schildkröte hilflos auf die Wolkentische, die sich in einen Schwarm aus Flügeln verwandelten – eine Welt, aus der man ihn eines stürmischen Augenblicks verstoßen würde.

In jenem Augenblick überschlugen sich Furcht und Reue in seinem Herzen. Er dachte an die Worte der Alten: Vertrauen sei ein Band stärker als jede Kette, Güte sicherer als jede Festung. Er hatte sich weit jenseits einer einfachen Sehnsucht bewegt. Nun stand er am Rande eines Absturzes, und es gab kein Halten mehr, wenn die Wolken zerbarsten. Mit jedem drehenden Strang Ranke durchzuckte ihn derselbe Gedanke: Sein stolz polierter Panzer würde ihn nicht vor dem Fall schützen. Unter bedrückender Stille – härter als jeder Sturm – schwebte er dahin, bereit, ins Ungewisse geschickt zu werden.

Eine stürzende Lektion

Als die Ranken sich aus dem wolkenweichen Geflecht lösten, spürte die Schildkröte den freien Fall. Zunächst beißlose Leichtigkeit, ein kurzes Echo des Triumphes, der ihn getragen hatte. Doch die Brise wurde schneidend, rauschte wie tausend Stürme an seinen Ohren vorbei. Er wand sich in der Kalebasse, versuchte vergeblich, seinen Sinkflug zu bremsen – doch ein Federbündel war machtlos gegen die unerbittliche Schwerkraft. Unter ihm breitete sich das grüne Blätterdach aus, Äste und Blätter reckten sich empor. Über ihm kreisten die Vögel in schweigendem Bedauern, ihre Wut von Reue abgelöst. Einige riefen seinen Namen in sanften Zwitschern, doch der Wind verschlang ihre Worte. Panik stieg in ihm auf, jede Schuppe vibrierte im Takt seiner Angst. Was einst wie der Weg zu neuer Größe schien, war nun eine gähnende Kluft zwischen Himmel und Erde.

Eine Schildkröte stürzt durch die Wolken, während Vögel besorgt von oben zusehen.
Der Abstieg der Schildkröte prüft das Band des Vertrauens, während Federn verstreut werden und Vögel trauernd darüber wachen.

Seine Gedanken wirbelten: Jede schmeichelnde Rede, jedes Funken Hoffnung, der ihn bis hierhergeführt hatte. Er sah die hingebungsvoll verankerten Federn der Webervögel vor sich, die funkelnden Blicke der Papageien und das feierliche Nicken des Adlers am Festtisch. In seinem Inneren dämmerte die Erkenntnis: Indem er seinen Ehrgeiz über das Band des Vertrauens gestellt hatte, hatte er ein Gewebe aus unzähligen guten Taten zerrissen. Die Schnitzkalebasse, einst strahlend vor Verheißung, gab den letzten Halt, und im selben Moment spürte er, wie sein Panzer an einem scharfen Federstachel zersprang. Ein gleißender Schmerz durchzuckte ihn, Scherben peitschten wie fallende Sterne um ihn herum. Er schloss die Augen, klammerte sich an den Augenblick, während die Welt im Donner des Aufpralls verstummte.

Dann folgte der Knall: Ein ohrenbetäubendes Krachen, das durch den Boden drang und Kieselsteine erzittern ließ. Die Kalebasse berstete an einer mächtigen Wurzel des Affenbrotbaums, Splitter und Federn stoben in alle Richtungen. Einen Augenblick lang schien die Zeit stillzustehen – die Wolken lösten sich, ein Strahl Licht fiel herab und funkelte auf den zerbrochenen Panzerstücken. Die Vögel landeten in der Nähe, ihre Flügel wirbelten Blütenblätter und Staub in langsamen, klagenden Kreisen auf. Der Adler glitt heran, seine Schwingen halfen schwer, sein Blick war zugleich streng und voller Mitgefühl. Unten zitterte die Schildkröte, jeder Atemzug trug die Erkenntnis von zerplatzten Hoffnungen in sich. Er versuchte zu sprechen, doch seine Stimme zerbrach wie der einst glänzende Gourd. Jeder Splitter erinnerte schmerzhaft daran, dass gebrochene Versprechen nicht allein mit Worten zusammengefügt werden können.

Dann geschah Erstaunliches: Die Vögel rückten vor – nicht, um zu richten, sondern um zu trauern. Der Wiedehopf senkte feierlich seinen prächtigen Kamm, Tauben begannen leise Klagen zu gurren. Ein heller Sonnenvogel landete neben ihm und legte eine zarte Feder auf sein gebrochenes Bein, als wolle er den Schmerz stillen. Der Adler sprach mit tiefer Stimme: „Dein Herz mag nun mehr verstehen, als dein Verstand je begriff. Vertrauen blüht durch Wahrheit, nicht durch List.“ Behutsam lösten die Vögel die Rankenreste, befreiten die Schildkröte von ihrem zerrissenen Thron. Obwohl sein Panzer in Scherben lag, verließen sie ihn nicht. Stattdessen sammelten sie die letzten Federn ein, formten einen Schutzkreis um ihn und boten ihren Flügelschatten als Obdach. In diesem Kreis spürte die Schildkröte Demut und Dankbarkeit, schwerer als jeder Splitter in seinem Panzer.

Als er sich schließlich aufraffte – sein Panzer nun ein Mosaik aus Narben – erkannte er, dass das größte Fest nicht jenes in den Wolken war, sondern die Gabe von Vergebung und Loyalität. Die Vögel geleiteten ihn unter das Blätterdach, wo die Erde ihn milde empfing: weiches Gras polsterte jeden Schritt, tanzendes Sonnenlicht wies ihm den Weg zu einer stillen Wasserstelle. Beim Trinken blickte er auf sein zerbrochenes Spiegelbild und schwor, von nun an jedes Versprechen ehrenhaft zu halten. Der Rückweg ins Dorf war langsam und behutsam, jeder Schritt ein Zeichen neuer Weisheit. Und obwohl sein Panzer für immer die Spuren von Hochmut und Betrug tragen würde, erzählten fortan Tiere wie Menschen von der Schildkröte, die erkannte, dass Vertrauen, einmal verdient, nur durch Ehrlichkeit bewahrt werden kann – sonst zerbricht es wie eine Kalebasse auf hartem Boden.

Fazit

Nach seiner himmelhohen Reise kehrte die Schildkröte demütig zur Erde zurück, ihr eingerissener Panzer ein lebendiges Mahnmal für die Folgen von Betrug. Von Vögeln wie Dorfbewohnern wurde die Kunde von seinem Flug und Sturz weitergetragen und wuchs zu einer zeitlosen Erzählung heran, die in das Geflecht der Landschaft einging. Bei abendlichen Feuern mahnten Älteste Jung und Alt: Ehrgeiz, der auf List fußt, zerbröselt, sobald Vertrauen abhebt. Doch in den Narben der Schildkröte keimte eine tiefere Weisheit: Wer Güte schenkt und Versprechen hält, schafft Bande, stärker als jeder Gefiederflug. Fortan teilte sie die Geschichten vom Himmelsfest nicht zum Prahlen, sondern um zu lehren. Vögel und Schildkröten gleichermaßen lernten, Ehrlichkeit mehr zu achten als Schlauheit, denn der Geist jeder Zusammenkunft – auf Erden oder in den Wolken – gedeiht nur, wenn jeder Gast Integrität in seinem Herzen trägt. Mit der Zeit verblassten die Ranken der Täuschung, während die anhaltende Gnade gegenseitigen Respekts neu erblühte. Und so hieß man auch beim nächsten Himmelsfest Ankömmlinge willkommen: mit offenen Herzen und ungebrochenen Versprechen, deren Gesang wahrhaftig wie der Morgen erwachte.

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