Das Farb aus dem All

17 min

A meteorite fragment pulses with an alien light as it rests on a moonlit field

Über die Geschichte: Das Farb aus dem All ist ein Science-Fiction-Geschichten aus united-states, der im Geschichten des 20. Jahrhunderts spielt. Diese Beschreibende Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Verlustgeschichten und ist geeignet für Erwachsenen Geschichten. Sie bietet Unterhaltsame Geschichten Einblicke. Eine kosmische Horrorgeschichte über einen Meteorit, der eine außerirdische Macht auf einen abgelegenen amerikanischen Bauernhof freisetzt.

Einführung

In den stillen Stunden vor der Morgendämmerung lag die Gardner-Farm unter einem tintenschwarzen Himmel; die Horizontlinie begann sich nur zaghaft mit dem Versprechen des Sonnenaufgangs aufzuhellen. Späte Herbstgetreidefelder raschelten im kalten Wind, der Flüstern vom Rand der Erde herübertrug, und das alte Fachwerkhaus stand reglos da, abgesehen vom langsamen Knarren der Dielen. Niemand hätte ahnen können, dass nur wenige Stunden später ein außergewöhnliches Ereignis diese friedliche Szenerie zerbrechen würde – kein Donner, kein Sturm, sondern ein herabstürzender Stern, heller als jeder bekannte Meteorit, ein Prisma unmöglicher Farben. Als das glühende Fragment in einer Furche nahe dem Brunnen einschlug, blieb keine verkohlte Erde zurück, sondern ein eigenartiger Schimmer, im Kern violett pulsierend und nach außen hin in kränkliche Pink- und Grüntöne auslaufend, die wie lebendige Glühwürmchen durch die Dunkelheit tanzten. Die Familie Gardner, von diesem unnatürlichen Licht angezogen, entdeckte ein Stück, das sich bei Berührung lebendig anfühlte – seine Oberfläche pulsierte mit feiner Wärme, die auf der Haut kribbelte. Schon bald trug der flüsternde Wind ein neues Versprechen heran: seltsame Vitalität und ungeahnte Veränderung. Doch in diesem Versprechen war auch ein unsichtbarer, unzerreißbarer Faden des Schreckens verwoben, der sich wie eine Schlinge um ihr Leben legte und sie in ein Schicksal zwang, das sie weder erahnen noch entkommen konnten. Als die Sonne über den tauüberzogenen Feldern aufging, war das Fragment erloschen, doch die lebhafte Erscheinung, die es heraufbeschworen hatte, blieb wie ein Fleck in der Erinnerung zurück und verhieß nur unruhige Nächte und verbotene Fragen. Keine Landkarte und kein Kompass konnten die Gardners zurück zur Gewissheit führen; sie würden bald erfahren, dass es Farben gibt, die besser ungesehen bleiben.

Ein Schimmer in der Nacht

In der Mitternachtsstille zerriss ein gleißender Streif aus brennendem Licht das Dunkel – ein Stern aus lebendigem Feuer raste auf das späte Maisfeld der Gardners zu. Jonathan Gardner, seine Frau Amelia und ihre beiden Kinder standen auf der Holzveranda und sahen zu, wie der Meteorit mit unmöglicher Anmut hinabstieg und eine Schleife violetten Nebels über den dämmernden Himmel zog. Der Aufprall war gedämpft und plötzlich. Ein Zittern ging durch den Boden, rüttelte an den Fensterläden und ließ den alten Brunneneimer pendeln, doch weder Flammen noch Rauch stiegen auf. Stattdessen pulsierte in der gefurchten Erde ein fremdartiges Leuchten, das die Maisstängel in Farbtönen malte, für die kein Künstler je einen Namen gefunden hatte. Mit Laternen und zitterndem Entschluss wagte sich die Familie vor, bis sie auf ein scheinbar poliertes Metallfragment stießen – rund, glatt und doch lebendig, erfüllt von wechselnden Farbspielen. Es lag halb begraben in feuchtem Boden und tauchte die umstehenden Unkräuter in ein unerbittliches Spektrum, das gleichzeitig schön und zutiefst fremd wirkte. Dieser Moment des Staunens sollte bald Fragen gebären, und aus Fragen wuchs Furcht. Ein leises Summen kitzelte ihre Ohren, als würde das Fragment im Takt ihrer Herzschläge ausatmen, und die Nachtluft schmeckte plötzlich nach Kupfer und Wahnsinn.

Ein außerirdisches Fragment, das in einer zerfurchten Feldflur pulsierende violette und grüne Farben ausstrahlt.
Das Meteoritenstück wirft ein unheimliches Leuchten, das das umliegende Feldland verzerrt.

Amelia fasste all ihren Mut zusammen und berührte die Oberfläche des Fragments – ihre Haut kribbelte, als der violette Kern aufloderte und elektrische Wellen über die Adern ihrer Hand liefen. Sie stolperte zurück, das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch Jonathans Neugier überwand jede Vorsicht: Er kniete nieder und schaufelte Erde heran, um das Licht zu ersticken. Doch statt zu verlöschen begann auch die Erde selbst zu glühen, jeder Körnchen offenbarte durch den fremden Funken einen smaragdgrünen Hof, der über ihre Stiefel tanzte. Die Kinder, Claire und Teddy, spähte vorsichtig an der Kraterkante hervor, unentrinnbar von einer Farbe angezogen, die kein Wachsmalstift reproduzieren konnte. Die Luft summte wie ein ferner Chor, flüsterte Namen in einer Sprache, älter als die Menschheit. Panik blitzte in Amelias Augen, doch Jonathan war gebannt, unfähig, sich von dem unmerklichen Lebensschub abzuwenden, der von dem Stück Weltraumgestein ausging. In jener Nacht, auf einem Hof, der von Jahreszeiten und Rhythmen bestimmt war, begann die Zeit zu reißen; Augenblicke dehnten und stauchten sich, und der gewohnte Puls des Lebens wich einem unirdischen Takt. Selbst der Wind schien die Worte zu verzerren, in halbreife Warnungen zu verwandeln.

Unter dem Bann des Fragments wurde das Brunnenwasser milchig, wirbelte mit neonbefleckten Bändern, die zum Glanz des Eimers hinaufstreckten. Jonathan tauchte eine Schöpfkelle und schöpfte eine Flüssigkeit, die mit trägem, beinahe fühlbarem Puls leuchtete. Am Rand verwandelte sie sich in eine schleimige Gelatine, und neugierige schwarze Fäden zeichneten Muster entlang des Behälters, bevor sie wie geisterhafte Insekten verschwanden. Amelia verfolgte die Verwandlung mit wachsendem Entsetzen und wollte warnen, doch ihre Stimme blieb ihr im Hals stecken, erstickt von Angst. Die Kinder klammerten sich auf der Veranda aneinander, froren, obwohl die Nacht mild war. Unterdessen regten sich unsichtbare Zahnräder im Boden – Wurzeln wanden sich unter den festgefahrenen Furchen und sandten Beben, die von einer Welt zeugten, wie sie nie erschaffen sein sollte. Ein weiter Kuhreiher durchbrach die Geisterstille mit einem Schrei, der über Felder hallte, nun bemalt mit spiralförmigen Phänomenen. Erstmals spürte die Familie Gardner echte Isolation: Kein Nachbar, kein Forscher, keine rettende Hand würde kommen. Nur das Fragment wusste, was noch bevorstand. Als der Morgen näher rückte, tasteten die unnatürlichen Bänder durch die Regenrinne, wanden sich um Spund und Holzlatte, als wollten sie jeden verbleibenden Tropfen festhalten.

Am Morgen lag ein dünner Nebelschleier über der Farm, doch der Dunst trug einen Farbton, den kein Sonnenaufgang je vertreiben konnte. Die Maisfelder schimmerten in zarten Tönen von Chartreuse und Mauve, und das Vieh sammelte sich am Zaun, die bleichen Augen starrten zum Horizont. Eine sonst ruhige Kuh rang um Standhaftigkeit, während ihre Haut an Stellen aufplatzte, wo die Farbe durch das Fell sickerte. Die einst stolzen Hühner drängten sich in lautlosen Gruppen, die Federn in Rosa getränkt wie im ersten Licht des Morgens. Jonathan fand Amelia kniend neben dem Kalb, dessen Gliedmaße verkrümmt waren, die Haut marmoriert vom fremden Schimmer, die Augen leer. Selbst die alten Holzbalken der Scheune hatten das Leuchten absorbiert; die vertraute Maserung wirkte nun wie in eine ölige Schicht getaucht – ein Albtraum. Lautlos und wie Fremde ging die Familie durch diese Szenen, ihre Stimmen nur noch gedämpfte Murmeln. Wo einst das warme Klirren des Frühstücks erklang, hallten nur noch Verwirrung und Furcht. Jeder Herzschlag schien im Rhythmus jenes fremden Pulses zu pochen.

In den folgenden Tagen breitete sich der Einfluss des Meteoriten aus wie ein Echo: Wurzeln und Äste infizierte sein unheilvolles Farbspektrum. Blätter sprießten in bizarren, geometrischen Mustern, Blüten öffneten sich in Farbtönen, die keine Biene je gekannt hatte, und über Nacht keimten Samen zu flüsternden Pflanzen, sobald der Wind sie bewegte. Schatten dehnten sich in unmögliche Winkel; Fenster spiegelten Szenen, die nicht existierten. Und immer lag das Fragment im Zentrum, umgeben von neugierigen Farbtentakeln, die über den Boden krochen, Schwerkraft und Form trotzend. Nachts kopfte der Himmel: Sterne erloschen, Konstellationen flimmerten und verschoben sich, als verstünden die Himmel selbst eine ungeheuerliche Regel. Die Familie wurde von Träumen gequält, in denen leuchtende Wesen Augen wie Tropfen reiner Strahlung trugen und Stimmen Geheimnisse und Untergang versprachen. Doch kein Flehen, kein Gebet, kein Umgraben des Bodens vermochte die Farbe zu vertreiben. Es war, als habe sich ein lebendiger Fleck durch Dimensionen gegraben und diesen Acker an sein kosmisches Ursprungslicht gebunden. Die Farm, einst ein Ort ehrlicher Arbeit, war zum Schmelztiegel eines Willens jenseits jeglichen Verstehens geworden.

Die Farbe ergreift die Farm

Beim Morgengrauen war das Licht, das durch die zerbrochenen Fensterläden fiel, nicht mehr golden, sondern violett abgestimmt. Staubpartikel wirbelten wie Edelsteinfragmente in der Luft und landeten mit gedämpftem Zischen auf dem Boden. Die Familie Gardner erwachte in einem Haus, das sich verwandelt hatte: Wände trugen schimmernde Spuren iriserender Rückstände, jeder Holzsplitter schien mit feinen Spektren tätowiert. Draußen pulsierte die Erde selbst, ein langsamer, rhythmischer Schlag, der an den Herzschlag des Fragments erinnerte. Mit zitternden Fingern fuhr Amelia über wirbelnde Muster auf einem Scheunenpfosten und sah entsetzt zu, wie das Holz unter ihrer Berührung dunkler wurde, in tiefere Schatten zurückwich und dann in einem Blitz unnatürlicher Farbe wieder aufleuchtete. Der Duft von frischer Wäsche und aufgewühlter Erde mischte sich zu einem metallischen, süßen und vage giftigen Aroma. Vögel, die einst zwischen den Traufen geflattert waren, kreisten nun lautlos in perfekt synchronen Bahnen, ihre Flügel hinterließen Neonspuren am leeren Himmel. Es war unmöglich zu sagen, ob der Tag wirklich angebrochen war oder die Nacht sich endlos ausgeweitet hatte; Zeit hatte sich dem Willen des Fragments gebeugt, und die Gardners suchten verzweifelt den Punkt, an dem sie endete und begann. In jener schwebenden Zwischenwelt fühlte sich jede Hoffnung zerbrechlich und unwahrscheinlich an.

Ein Scheuneninneres, durchzogen von wirbelndem violettem und grünem Licht, das von einer außerirdischen Quelle stammt.
Die Balken und Tiere des Bauernhofs sind von einem geisterhaften Schimmer durchdrungen, der den natürlichen Gesetzen zu widersprechen scheint.

Jonathan war der Erste, der Neugier als Erlösung preisen wollte. Er behauptete, wenn sie das Geheimnis des Fragments entschlüsselten, könnten sie seine Lebenskraft nutzen, gebrochene Quellen heilen, verbrannte Erde neu beleben – vielleicht Generationen von Bauern retten. Amelia sah den Wahnsinn in seinen Augen, dieselbe Besessenheit, die ihn stundenlang hatte starren lassen, während er Notizen und Berechnungen um das leuchtende Stück kritzelte. Die Kinder wurden zu stummen Zeugen, blätterten durch die Seiten ihres Vaters, als läsen sie das Drehbuch einer verhängnisvollen Prophezeiung. Doch selbst Jonathan konnte nicht leugnen, welchen Preis er zahlte: seine Hände zitterten, seine Haut war bleich, und er murmelte Worte, die wie Beschwörungen klangen. Bei jedem Hinweis auf Opfer und Experimente pulsierte das Fragment stärker, vibrierte durch die Dielen bis ins Mark ihrer Knochen. Die Scheune, einst Zufluchtsort für Korn und Vieh, wurde in seinen Augen zu einem Schrein – jedes Tier ein Opfergabe, um die Farbe zu beschwichtigen. Furcht rang mit Faszination, Vertrauen zerbrach in Argwohn, und der Zusammenhalt der Familie wankte unter einer unsichtbaren Last. Wissenschaftsglaube prallte auf archaische Angst.

Mit der Zeit zeigten sich im verseuchten Brunnenwasser leuchtende Adern, die wie schimmernde Würmer krochen. Die alte Handpumpe stöhnte beim Heben, verschleuderte ölige Tropfen, die phosphoreszierende Sprenkel auf dem Holz hinterließen. Hühner, die aus den Trögen tranken, brachen zusammen, ihre Eier schlüpften zu grotesken, farbverkrusteten Küken. Kühe erbrachen saure Milch, die zu perlenartigen Klumpen erstarrte, und Ratten – sonst verborgen – strömten in Scharen hervor, ihre pickenden Augen spiegelten das gespenstische Licht des Fragments, als läge ein lebendiger Schattenteppich auf der Farm. Amelias Herz verzerrte sich vor Schmerz bei dem Anblick ihrer Tiere, die sie einst behütet hatte und die nun von einem Einfluss verformt wurden, der die Naturgesetze verhöhnte. Sie versuchte, sie zu retten, doch jede Berührung brachte neue Brandwunden, als klebten unsichtbare Dornen am Fell. Die hölzernen Balken der Scheune ächzten und verzogen sich unter dem wachsenden Lebendigsein im Inneren, und sogar das Strohdach stöhnte unter der stillen Last des Fragments. Es war eine Seuche ohne Krankheit, eine Metamorphose jenseits aller Biologie, und jedes Lebewesen auf dem Land trug seine Spur. Die Farbe brachte keinen Tod – sie schrieb das Leben nach ihrem eigenen, launischen Diktat neu.

Eines späten Nachmittags, als die Sonne hinter krummen Kiefern versank, rief Jonathan die Familie ins ehemalige Wohnzimmer. Er hatte einen provisorischen Altar aus Balken und Eisenrohren errichtet und kleine Glühbirnen um das Fragment verdrahtet, um dessen Leuchten zu verstärken. Es summte vor Genugtuung, ein tiefer Klang, der die Spanplattenvorsprünge zum Vibrieren brachte. Jonathan erhob die Arme und verkündete, sie stünden an einer Weggabelung: Sie müssten das Geschenk der Farbe annehmen oder es für immer einschließen. Amelias Stimme zitterte, als sie an die Tränen der Kinder, das Leid der Tiere und die schlaflosen Nächte dachte. Der Streit zerschlug jegliche häusliche Harmonie. Jonathan sah in Amelias Bedenken einen Angriff, sie sah in seiner Leidenschaft ein Abgleiten in den Wahnsinn. Wie eingemeißelt standen sie sich gegenüber, als habe die Farbe sie in zwei gegensätzliche Statuen verwandelt. Draußen flimmerten die Felder wie glühende Kohlen in einem verlöschenden Feuer, stumme Zeugen einer Familie, zerrissen zwischen Ehrgeiz und Furcht. Claire und Teddy klammerten sich aneinander, die Augen voller Trauer, unschlüssig, ob sie dem Vater oder der Mutter folgen sollten – und beide fürchteten das Fragment mehr als alles andere. In dieser Spaltung fand die Farbe neue Kraft.

Unter einem Himmel, der von unnatürlichen Lichtströmen durchwühlt war, verwandelte sich die Farm in ein Theater der Unmöglichkeiten. Sterne flimmerten in dissonanten Akkorden, hinterließen stakkatoartige Lichtblitze, die Muster auf die Erde zeichneten. Schatten lösten sich von Wänden und schlangen sich um Türrahmen, als träten sie aus einer anderen Dimension. Das Fragment auf seinem Altar pulsierte schneller, synchronisierte sich mit dem verzerrten Rhythmus des Kosmos. Die Luft bebte von unaussprechlichen Stimmen, die Namen aus Äonen vor Eden rezitierten und Herrschaft sowie Verzweiflung verheißten. Amelia spürte, wie ihr Geist sich zu unmöglichen Weiten dehnte – flüchtige Blicke auf Welten in Farben so rein, dass sie Erinnerungen zerrissen. Doch beim Blinzeln war sie zurück auf den knarrenden Dielen eines Hauses, das unter der Last der Farbe jeden Moment einstürzen konnte. Zwischen dunklen Bögen und gespenstischer Dunstwolke war die Farm zum Epizentrum eines Ereignisses jenseits jeder Rechnung geworden. Und als die Familie Gardner sich über diese hauchdünne Kluft hinweg gegenüberstand, erkannten sie, dass manche Mächte nicht Anbetung, sondern Zerstörung fordern.

Abstieg in Wahnsinn und Verderben

Die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn wurde mit jeder Stunde poröser. Jonathans Notizbuch war verschmiert mit Flecken, die keine Tinte produzieren konnte – Kritzeleien und Sigillen, die sich aus dem Augenwinkel zu winden schienen. In der Küche hatten sich Löffel und Teller miteinander verbunden, ambivalente Gebilde, die eine Farbe absonderten, die jedem Spektrometer spotten würde. Amelia irrte durch Flure, deren Türen in endlose Felder aus leuchtendem Dunst führten, ihre Schritte hallten in Gängen, die jeder Geometrie trotzten. Claire sprach nur noch in Rätseln, rezitierte Zeilen von Farben, die Sonnen verblassen ließen. Teddy zitterte auf dem Dachboden, überzeugt, Schritte über seinem Kopf zu hören, deren leuchtende Fußabdrücke sich an den Dachsparren verewigten. Jeder in der Familie wich seinem eigenen Spiegelbild aus, das im Glas wankte wie unruhiges Wasser. Nächte boten keine Atempause; schattenhafte Gestalten durchstreiften die Umgebung, vom Fragment angezogen wie Motten zum Licht. Der einst vertraute Hof war zu einem lebenden Labyrinth geworden, und Bewegung bedeutete, sich der Umarmung der Farbe auszuliefern. Jede neue Wendung offenbarte noch grausigere Wahrheiten. Ein dichteres Schweigen als die Angst selbst legte sich zwischen ihre Herzschläge.

Ein zerbrochenes Meteoritenstück liegt bei Sonnenaufgang auf einem kargen Feld.
Die zerbrochenen Stücke des außerirdischen Gesteins liegen zwischen den welken Pflanzen, während das Morgenlicht zurückkehrt.

Eines Abends trat Amelia hinaus, um den Himmel zu konfrontieren. Der Mond hatte einen krankhaften Schein angenommen, als sei er in ultraviolette Säure getaucht, und die Sterne schlängelten sich in Mustern, die himmlische Karten verhöhnten. Ein gewaltiges Aurora-Spiel spannte sich über sie, wand sich in farbigen Bändern wie riesige Schlangen und malte geisterhafte Wandteppiche an den Nachthimmel. In diesem Schauspiel erahnte sie die Quelle des Fragments – eine kosmische Wunde, pulsierend am Rand des Verstehens, die Farbtöne ausstieß, für die es keine Worte gab. Ihr wurde eine Sehnsucht so tief, dass sie drohte, ihren Verstand zu zerreißen. Unter diesem Spektakel breiteten sich die Felder aus wie ein rasendes Meer, Maisstängel neigten sich stumm in ehrfürchtiger Anbetung der fremden Show. Sie meinte, Gelächter im Wind zu hören: kristalline Töne, die zu statischem Rauschen zerschellten. Für einen Augenblick schien das Universum zuzwinkern, bot einen Pakt aus Transzendenz und Wahnsinn. Dann brachen die Farben in absolute Dunkelheit zusammen, und Amelia stand allein unter einem stillen, sternenübersäten Himmel, bebend vor einer Ahnung, die sie nicht benennen konnte. Sie wusste, dass Vernunft ein zerbrechlicher Schleier war.

Getrieben von Verzweiflung schlich Jonathan mit Werkzeugen und Laternen in die Nacht, entschlossen, das Fragment ein für alle Mal zu zerschlagen. Amelia versuchte, ihn aufzuhalten und bat um Vorsicht, doch seine Augen waren von Besessenheit getrübt. Er näherte sich dem wackligen Altar zwischen Scheune und Haus und ließ einen Hammerschlag auf das Fragment niederprasseln. Der Klang durchdrang die Luft wie eine Totenglocke. Anstatt zu zerbersten, brach der Meteorit in ein prismenhaftes Feuer aus, schleuderte gebrochene Lichtbögen über den Hof. Die Splitter sprangen heraus, bohrten sich in Zaunpfähle, Decken und Heuballen. Jedes Stück rief mit einem kreischenden Ton, rief Windböen herbei, die in unbekannten Alphabeten flüsterten. Der Boden riß auf, violette Leuchtlinien verschlangen sich im Erdreich. Jonathan taumelte zurück, die Hand blutete, während sich sein Lebenssaft mit der Farbe vermischte und ihr Leuchten nährte. Er hatte gehofft, sie zu zerstören, doch wurde selbst zum Instrument ihrer Verbreitung. Die Nacht schrie auf vor seiner Torheit.

Im Chaos, das folgte, löste sich die Realität auf. Amelia sah entsetzt zu, wie ihr Mann krampfte, Adern in seinem Körper loderten im Licht des Fragments, bis er in einem zitternden Leuchtkegel zusammensank. Claire und Teddy, vom Spektakel angezogen, fanden sich in einem wirbelnden Tanz der Farben wieder, ihr Lachen von Furcht durchzogen. Die Scheunentür peitschte auf, ein Windstoß schleuderte Splitter wie Sterne in die Weite. Das Aurora-Spiel am Himmel spiegelte das Inferno am Boden – beängstigend synchron. Amelia, das Herz zerrissen vor Schmerz, traf die einzige Entscheidung, die ihr blieb: Sie griff das größte Splitterstück, stürzte sich in den tosenden Farbwirbel und schleuderte es mit letzter Kraft jenseits des Zauns in die schwarze Dämmerung. Ein gleißender Strahl verbrannte ihre Sicht, und sie sank auf die Knie, atemlos, als die Farbe sich aus ihrer Welt zurückzog. Stille senkte sich wie ein heiliges, schreckliches Tuch über die Farm.

Als die Morgendämmerung endlich anbrach, war der Himmel blass und leer, als habe er seine ganze Kraft verschwendet. Das Fragment lag zerborsten und leblos am Rand einer verdorrten Weide, seine Splitter stumpf und kraftlos. Die Maisstängel hingen schlaff herab, ihre unnatürlichen Töne vom ehrlichen Licht der Sonne ausgewaschen. Hinter den staubigen Scheiben des Bauernhauses zeigten sich Risse, nackt und offen. Amelia trat mit den Kindern hinaus, ihre Gesichter vom Grauen gezeichnet, das sie für immer verfolgen würde. Die Erde trug Narben – Furchen in violetter Signatur, Pfähle mit abgeplatzten Splittern. Kein Nachbar wagte sich heran, die Post blieb ungelesen. Die Gardner-Familie baute in aller Stille neu auf und pflegte den Boden frei von spektralen Flecken, doch die Erinnerung an dieses Licht verfolgte jeden Sonnenaufgang und jeden Traum. Tief im Erdreich mag noch ein Rest jenes fremden Schimmers lauern, bereit, eines Tages den Himmel wieder zum Bersten zu bringen. In dieser Erinnerung leben Schrecken und Staunen, für immer untrennbar.

Fazit

In den Jahren danach kehrte auf der Gardner-Farm der Überlebendenfrieden ein. Saison um Saison pflügten, säten und ernteten sie, bemüht, ihr Erbe von dem Makel der Farbe zu befreien. Doch ab und an erinnerte ein zarter Schimmer am Horizont oder ein Tropfen blutrot gefärbten Regens daran, dass manche Wunden tiefer ins Erdreich reichen. Geschichten sickerten in die regionale Überlieferung, halbleise erzählt im Schein der Laterne: Mahnmale von hellen Steinen und lebendigen Farbtönen, die die Grenzen des Raums durchbrachen. Wissenschaftler kamen einmal, fanden winzige Splitter, zu klein für eine Analyse und zu gefährlich zum Transport, und verließen die Farm mit vorsichtigen Blicken und langem Schweigen. Die Gardners begruben die Überreste im alten Brunnen, verschlossen ihn unter Schichten aus Stein und Gebet. Amelia, deren Gesicht von jedem Nachruf jener verhängnisvollen Nacht gezeichnet war, lehrte Claire und Teddy, dass Farbe heilen kann – doch manche Farben auch verschlingen. Und obwohl die Farm ihre Rhythmen zurückgewann, verblasste der Schein des unnatürlichen Lichts nie ganz, ein Flüstern am Rande der Wahrnehmung, das Zeugnis ablegt für ein Grauen jenseits der Welt – und das zerbrechliche Staunen, das es hervorzubringen vermag.

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