Das Maskenspiel der roten Todesschlange

18 min

Prince Alcine surveys the blood-red mist encroaching on his secluded abbey grounds, signaling the onset of the Red Death plague.

Über die Geschichte: Das Maskenspiel der roten Todesschlange ist ein Realistische Fiktion Geschichten aus united-states, der im Geschichten aus dem 19. Jahrhundert spielt. Diese Beschreibende Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Gute vs. Böse Geschichten und ist geeignet für Erwachsenen Geschichten. Sie bietet Moralgeschichten Einblicke. Eine gotische Nachtgeschichte über die Flucht eines Fürsten vor einer unerbittlichen, blutroten Seuche.

Introduction

Fürst Alcine thronte auf dem höchsten steinernen Zinnenkranz seiner abgelegenen Abtei und blickte über ein Land, das von einer gnadenlosen Seuche heimgesucht wurde, die den unheilvollen Namen Roter Tod trug. Purpurne Nebel krochen aus zerstörten Dörfern und feuchten Wäldern, befleckten einst üppige Getreidefelder und tauchten verlassene Wege in ein gespenstisches Licht. Die kühle Herbstluft trug ein leises Stöhnen der Trauer, während in der Ferne Glocken für die verlorenen Seelen läuteten, die vor jedem prasselnden Herd dem Fieber erlagen. Innerhalb der jahrhundertealten Mauern, die in tiefem Karminrot gestrichen waren, hatte der Fürst schwarze Tore verriegelt und jeden Bogen mit eisernen Schlössern verrammelt, fest entschlossen, keinen Schatten der Krankheit über seine Schwelle zu lassen. Fackeln flackerten in den hallenden Korridoren, ihr goldenes Licht tänzelte auf Wandteppichen, die vergeblich versuchten, die drückende Stille zu mildern. Höflinge in üppigen Masken tuschelten von prunkvollen Banketten und berauschender Musik, die ängstliche Herzen beruhigen sollten, doch hinter jeder kunstvoll verzierten Tür lauerte das Unheil. Heute Nacht würden sieben miteinander verbundene Gemächer, jedes in einem eigenen eindringlichen Farbton gestaltet, in einem Trotzakt gegen den Tod erwachen. Seidene Vorhänge, Samt und polierter Marmor bildeten die Bühne für eine Maskerade, die der Pest ihr Scheitern vorspiegeln sollte – so glaubte es der Fürst. Als die Fackeln in der Dämmerung aufflammten, atmeten Nischen Schatten aus, lang genug, um ganze Verschwörungen der Furcht zu verschlingen, und Fürst Alcine verspürte, erfüllt von Aufregung und Vorahnung zugleich, den Moment, in dem er seine Gäste zum Tanz gegen die hereinbrechende Nacht empfangen würde. Durch schmale Schießschartenfenster floss der blutrote Abendhimmel in die gewölbten Kammern und hauchte den gemalten Allegorien von Triumph und Untergang an den Wänden unheimliches Leben ein. Diener in schwarzer Livree trugen Kristallkaraffen mit weinrotem Inhalt, so tief wie blaue Flecken, während maskierte Adlige bei Kerzenschein lautlos tanzten, ihr Lachen eine fragile Barriere gegen die allgegenwärtige Furcht. Doch hinter jeder goldverzierten Maske pulsierte ein stummer Widerstand, ein Gebet wie ein Trommelschlag des Trotz. Man munkelte, nicht einmal die mächtigste Festung könne dem Sog von Schmerz und Verzweiflung standhalten, mit dem der Rote Tod in jedem keuchenden Husten, in jedem verstummten Hilferuf angekündigt wurde. Als in schwarzer Robe mit Granatschmuck gegürtet Fürst Alcine durch sein Heiligtum schritt, seine Schritte ruhig und souverän, überzeugt davon, dass Reichtum und Wille die Sense der Sterblichkeit abwehren könnten, bereitete er sich im Herzen der Abtei, wo die letzte Kammer in einer Farbe leuchtete, so tief wie getrocknetes Blut, darauf vor, die Furcht mit ausgelassener Feier zu vertreiben.

The Crimson Sanctuary

In den Tagen nach dem Ausbruch des Roten Todes lagen Dörfer verlassen da und die alten Handelswege glänzten im blutroten Tau. Wachslichter brannten nieder in jedem Weiler, während Sterbende sich auf ausgebreiteten Leinwänden und kalten Steinböden ergaben und ihren letzten Atemzügen einer gnadenlosen Seuche überließen. Das Gerücht von der karmingetönten Abtei des Fürsten erreichte verängstigte Ohren, und wer genug Geld oder List besaß, um auf Zuflucht zu hoffen, sammelte sich am eisernen Fallgatter, jeder von Verzweiflung geblendet und in der Illusion sicherer Rettung. Wachen in rabenschwarzer Rüstung, die Visierklappen gesenkt, musterten die Schar zerlumpter Bittsteller auf Anzeichen von Krankheit, während die scharlachroten Lakaien die Auserwählten durch verschachtelte Höfe in eine Welt geleiteten, die vom frostigen Griff des Todes abgeschnitten schien. Das Flackern der Fackeln tanzte auf den polierten Granitböden und warf groteske Schatten auf Wandteppiche, die Eroberungs- und Erlösungsszenen zeigten. Jede Oberfläche funkelte in penibler Sauberkeit; kein Stein blieb ungesäubert, kein Teppich ungerichtet, als könne Perfektion das Gespenst fernhalten, das jenseits der Tore lauerte. Die Luft roch nach schneidender Kälte und wohlriechenden Ölen – ein unheimlicher Kontrast, der selbst erfahrene Kriegsveteranen erzittern ließ. Innerhalb dieser blutgetönten Mauern glaubte Fürst Alcine, mehr als eine Festung erschaffen zu haben: einen Tempel, in dem Frohsinn und Macht sich vereinten, um einer Seuche Spott zu treiben, die niemals einen Fuß auf so makellosen Boden oder in so präzise geordnete Korridore setzen würde. Ringsum tuschelten Höflinge hinter prunkvollen Masken, ihre ausgezehrten Gesichter wirkten fahl und hoffnungslos, während sie die silbernen Einladungen zur großen Maskerade umklammerten, überzeugt, dass diese eine Nacht der Ausgelassenheit die Wende gegen eine Krankheit bringen würde, der sie sonst nicht entrinnen konnten. Unter ihren Füßen glänzte das Mosaik so spiegelglatt, dass die quälenden Züge gefallener Kaiser in filigranen Mustern hervorzublitzen schienen; selbst diese stummen Wächter schienen vor dem Gedanken der Pest zurückzuschrecken. An den massiven Eichentüren tropfte lackiertes Blut in Rinnsalen herab, eine stumme Warnung, und in dunklen Nischen murmelten Gläubige Gebete vor verstreuten Kapellen. Niemand sprach von Barmherzigkeit, denn sie gehörte den Lebenden; hier hatte der Fürst dafür gesorgt, dass Isolation jede himmlische Fürbitte ersetzte.

Prächtig geschmückter Ballsaal mit samtroten Wänden, erleuchtet von elaborierten Kerzenständern, während elegante maskierte Gäste tanzen.
Maskierte Adelige drehen sich im Kerzenschein im ballsaal mit roten Wänden, unaware of the approaching Rote Tod.

Als die große Uhr im ältesten Turm die erste Nachtstunde schlug, senkte sich eine gespenstische Stille über die versammelten Gäste. Ein einsamer Spielmann am Ende der Halle entlockte einer silberverzierten Harfe eine Melodie, deren Klänge wie geisterhafte Klagen durch das prächtige Zwielicht schwebten. In kannelierten Nischen standen Tische, reich gedeckt mit Kelchen gefüllt mit Wein so rot wie die Drohung der Seuche und Früchten in honiglackierten Glasuren. Höflinge in Brokat und Spitze wiegten sich in einem würdevollen Walzer, ihre Masken funkelten im Schein der Laternen. Doch unter der prunkvollen Maskerade wurde hinter mit Juwelen besetzten Fächern geflüstert: Gerüchte über Lilien, die in den Höfen ihre Farbe verloren, hastig errichtete Särge in abgedunkelten Gemächern, Diener, die leichenblass zusammenbrachen. Vom Dais aus beobachtete der Fürst in seiner schwarzen Marmorkanzel die Szenerie, sein Umhang zog eine dunkle Spur auf dem glänzenden Boden. Er hob ein Kristallglas zum Toast, mit fester, unerschütterlicher Stimme, erklärte die Maskerade zum Beweis des menschlichen Willens und zur Verhöhnung des Todes selbst. Applaus erfüllte die Halle, und das Weinrot zitterte in den Kelchen, doch in Alcines Herz begann ein Zweifel zu keimen, genährt von jedem gedämpften Atem und leisem Husten, der aus der Menge aufstieg wie eine verborgene Klinge. Zwischen den Säulen erhaschte er Schattengestalten und tuschelnde Vermutungen: eine Gräfin, die in Stille krampfte, einen unsichtbaren Gast, der aus der Galerie verschwand, ferne Schritte, die zu keinem Musiker gehörten. Und draußen presste sich der rote Nebel unaufhaltsam gegen die hohen Fenster, kroch neugierig über die Glasscheiben.

Als Mitternacht nahte, schienen selbst die Kerzen zu welken, ihre Flammen bogen sich und flackerten wie eingesperrte Seelen. Eine eigentümliche Stille breitete sich aus, als hielten die Mauern den Atem an. Die Musiker verstummten, Noten standen unbewegt in der Luft wie unerwünschte Erinnerungen. In jenem Augenblick riss ein kalter Windstoß eine Tür auf, die von unsichtbaren Händen gestoßen wurde, löschte Fackeln auf seinem Weg und jagte jedem Gast einen Schauer über den Rücken. Ein leises Gebet stieg aus Krägen und Kapuzen auf, Stimmen dünn wie aufgewirbelte Asche. Aus den Schatten trat eine hohe Gestalt hervor, vollständig in fließenden, rubinroten Stoff gehüllt, der jeden Fackelschein in drückende Scharlachtöne tauchte. Keine Maske verbarg ihr Antlitz; vielmehr rahmten die wallenden Tücher eine mit blutbefleckten Tüchern umwundene Skelett-Hand ein, deren Geste von kalter Arroganz kündete. Die Gäste verharrten in der Bewegung, Masken eingefroren im halbherzigen Lächeln. Die Musik brach ab, die Saiten hallten nach wie geisterhafte Echos. Alcines Herz dröhnte, als die Gestalt auf den Dais zutrat, sich ihren Weg bahnte durch Körper, die sich teilten wie rote Fluten. Seine Krone drückte unerbittlich, der Dolch am Gürtel erschien nutzlos. Doch das Vorrücken war unabwendbar – ein stummes Urteil in der Sprache der Furcht. Als sie vor ihm innehielt, glitt Alcines Maske aus zitternden Fingern und klirrte zu Boden, ein letzter Widerhall metallener Warnung, dass der Rote Tod heimgekehrt war.

Shadows Behind the Masks

Als der letzte Hauch der Morgendämmerung aus den bunten Glasfenstern wich, führten die in auburnes Dämmerlicht getauchten Korridore die Gäste in geheime Kammern und intime Galerien, geschaffen für geflüsterte Vertraulichkeiten und heimliche Bündnisse. In den gewundenen Gängen saugten tapestriendeckte Wände gedämpfte Schritte auf wie gierige Schatten, und hinter jeder geschnitzten Tür lastete die Schwere geheimer Schrecken. In einer Nische entdeckten zwei maskierte Diener das Porträt einer Gräfin, verschmiert von variierten Farbflecken, als hätten blutrote Finger das Gemälde aus dem Holz herausgreifen wollen. Anderswo entwich hinter einer Zedernholzverkleidung ein gedämpftes Schluchzen, gefolgt vom hastigen Kratzen von Ledersandalen. Diener, ihr Antlitz hinter rabenschwarzem Stoff verborgen, tauschten geisterhafte Blicke, wenn sie gerufen wurden, verschlossene Türen zu öffnen, nur um Galerien mit leeren Stühlen und unberührten Mahlen vorzufinden – vergessene Festmähler, im Panikmoment zurückgelassen. Jedes gemurmelte Gerücht verwob sich zu einem Chor der Unruhe, jeder sehnliche Flüsterton bog die Wirbelsäule der Hoffnung, bis sie unter der Last des Schreckens zerbrach. Und durch all das schwebte der Rote Tod wie ein zielgerichteter Geist am Rande des Blickfelds: eine Hand, gepresst gegen zerbrochenes Buntglas, eine scharlachverhüllte Silhouette zwischen düsteren Säulen, ein leises Flüstern, das blieb, wo kein Mund sich regte. Höflinge, ihre Wangen vom Wein unter kunstvoll bemalten Masken gerötet, tauschten unsichere Blicke aus, zwischen Flucht und Tanz schwankend, als könne jede Bewegung dem unfehlbaren Fakt trotzen, dass die blutrote Geißel das Herz dieses Zufluchtsorts durchdrungen hatte. Ein gedämpftes Murmeln sakraler Gesänge ehemaligen Zeiten in zerfallenen Kapellen zog durch die Gewölbe, als durchstreiften die Geister vergangener Büßer die Korridore auf der Suche nach Gnade, die sie einst verweigert hatten. Unter den geflüsterten Berichten erzählte ein weltgewandter Herzog von Fußabdrücken im goldenen Staub, die knapp vor der Schwelle in flüssiges Purpur übergingen – eine groteske Umkehrung herabgeworfener Herbstblätter. In abgelegenen Kammern berieten Heiler, entsandt durch den Erlass des Fürsten, mit zitternden Fingern, ehe sie die Türen erneut verriegelten; ihre salbenbedeckten Hände waren ein stummer Bericht über den Kampf, den sie noch nicht gewonnen hatten. Draußen starrten verwitterte Wasserspeier hoch oben verächtlich herab, als rügten sie jene, die es wagten, Sterblichkeit mit Seide und Stahl herauszufordern. An jedem Bogen verhöhnten Fresken einst triumphale Taten über kleinere Seuchen und fühlten sich nun wie grausame Prophezeiungen an, die menschliche Hybris verhöhnten mit jedem getrockneten Blutspritzer auf ihren vergoldeten Rahmen. Selbst die große Orgel im Mittelschiff, seit der letzten Messe verstummt, schien bereit, eine Klage zu vollenden, ihre Tasten bedeckt von Staubpartikeln, die wie Beichtflüstern im gedrückten Schweigen tanzten.

Eine verkleidete Gestalt schimmerte durch eine halb geöffnete Tür, während unheilvoller roter Nebel eindrang.
Ein flüchtiger Blick auf die Figur des Roten Todes, die in einem Bogenrahmen eingebettet ist, deren hohle Augen Angst widerspiegeln.

Hoch oben, in seinem Privatgemach, stand Fürst Alcine vor einem kunstvollen Spiegel aus gegossenem Bronze. Das Bild entgegnete ihm mit edler Entschlossenheit auf fahl glänzender Haut, sein Haar von rubinbesetzten Spangen zusammengehalten, die wie unablässige Glut über seiner Stirn flimmerten. Doch hinter der eisernen Maske, die er zur Solidarisierung mit seinen Gästen trug, flammte in seinen Augen Müdigkeit und Unglauben auf. Er erinnerte sich an den Tag, an dem der erste Bote mit Nachrichten über eine heulende Seuche in den Grenzlanden angekommen war, eine Pest, benannt nach dem gewaltsamen Blutmal, das sie auf den Adern ihrer Opfer hinterließ. Einst hatte er geglaubt, Reichtum und Macht könnten jede Gefahr überwältigen und die Mauern seiner Festung unüberwindbar machen. Nun, als er den schweren Mantel um seine Schultern richtete, spürte er, wie die Sterblichkeit ihn wie eine klagende Faust packte. Erinnerungen an fröhliches Lachen und flatternde Ballroben bei Sommerfesten – das sanfte Streichen einer geliebten Hand – nagten an seinem Geist, gequält vom lauten Donner des unaufhaltsamen Endes. Der Spiegel verzerrte sein Antlitz, streckte sein Kinn und vertiefte seine Wangen, sodass er wirkte, als sei er bereits ein Wiedergänger. Mit schmerzlicher Klarheit begriff er, dass die Fußstapfen menschlicher Eitelkeit im Staub endeten und der Todesmarsch gleichgültig gegenüber Rang oder Titel war. Er dachte an das sanfte Läuten der Glocken aus friedlichen Tagen, ihr Klang einst ein Wiegenlied für die Gläubigen – nun läuteten sie für die Toten, in leeren Straßen, aus denen die Hoffnung geflohen war. An seinem Schreibtisch lagen Pergamente über Truppenbewegungen und Steuerbücher, und er riss ein Schriftstück hervor, das von zweihundert weiteren verlassenen Dörfern berichtete. Die Randnotizen waren mit Tintentropfen besprenkelt, aufgequollen von Vernachlässigung – stumme Zeugen eines Reichs im Zerfall, während er Schutz in seiner prächtigsten Halle suchte. Eine einzelne Kerze flackerte auf einem silbernen Leuchter, ihr Docht rauchte im Protest; als die Asche auf seine Stiefel rieselte, fühlte er ein Zittern in seiner Brust, eine Verzweiflung, die weder Krone noch Maske verbergen konnten. Er richtete sich auf, beschloss, den Funken Herrschaft zu bewahren, der ihm noch verblieb, obwohl jeder Schritt ins Antlitz des Unausweichlichen ihn näher an das führte, was er am meisten fürchtete.

Unter ihm, im Vorraum, der alle sieben Kammern verband, hatte sich eine fast ehrfürchtige Stille ausgebreitet, die das frühe Treiben abgelöst hatte. Die letzte Tür – pechschwarz und mit scharlachroten Siegeln versehen, die das Wappen des Fürsten trugen – thronte am Ende des Korridors. Man munkelte, dieser Raum verwahre Reliquien längst vergangener Triumphe und dass nur der Fürst in sein Inneres gelangen dürfe, um das Kronjuwel der Maskerade zu beanspruchen: einen Spiegel, der nicht das äußere Antlitz, sondern die Wahrheit der eigenen Seele offenbarte. Heute Nacht schwangen Männer in blutbefleckten Wappenröcken die schweren, mit goldenen Bordüren versehenen Vorhänge zur Seite. Ein Hauch eisiger Luft, so rein und kalt, entfaltete sich wie ein geflügeltes Banner, löschte die Flammen eines halben Dutzend Laternen und ließ eine Stille zurück, so drückend, dass jeder Atemzug wie ein lauter Einschnitt klang. Aus dem Inneren ertönte ein langsames, bedächtiges Knarren, als erwache eine uralte Tür aus Jahrhunderten Schlaf. Dann glitt sie auf und offenbarte eine Alptraumgestalt: in samtiges, rubinrotes Gewand gehüllt, mit hohlen Augen, in denen sich gierige Ruhe sammelte. Die wenigen, die sie erblickten, berichteten später von einer Stille, so vollständig, dass sie auch den lautesten Herzschlag verschlang. Der Rote Tod trat hervor auf die Schwelle, seine Schritte malten blutige Pfade in den Marmor, die in düsterem Stolz pulsierten. Flüstern verstummte, als die Gäste auseinanderstoben wie Rehe vor dem Jäger. Der Fürst jedoch blieb reglos stehen, den Dolch erhoben, in vager Erkenntnis, dass manche Schrecken sich nicht zurückschreien ließen. In diesem Moment schien die Halle sich zusammenzuziehen, als wollten die Mauern selbst vor Grauen zurückweichen, und jedes Fresko weinte Wachsperlen auf den Marmorboden.

The Final Unveiling

Als die mächtige Uhr die Stunde des Schreckens schlug und ihre massiven Zeiger sich vor dem blutroten Mond auf der bunten Glasdecke in Deckung stellten, durchfuhr ein Zittern die große Halle und all ihr goldenes Prunkwerk. Die Musik erstarrte in der Luft, die silberne Harfe des Spielmanns blieb stumm, Augen weiteten sich unter filigranen Masken. Marmorsäulen, einst Pfeiler triumphaler Bögen, wirkten nun wie Särge, versprachen eher Begräbnis als Feier. Gäste verharrten in der letzten Drehung des Tanzes, Kleider schwebten wie abgefallene Blütenblätter, als fülle eine neue Präsenz die Halle mit unheilvoller Kälte. Der Rote Tod, gehüllt in Gewand, als sei er aus dem Nebel selbst gewoben, schwebte am Rand des Mosaikbodens. Sein Umhang wölbte sich wie verschütteter Wein, am Saum brannten sich die Abdrücke zahlloser Leidensschritte ein. Eine Stille, schwer wie ein Grabdeckel, senkte sich und erstickte das Staunen der Menge. Fackeln flackerten an den Wänden, ihre Flammen beugten sich in Ehrfurcht vor einer Macht, älter als jede Qual. In seinem Blick lag die ganze Fülle historischen Leids: er hatte Königreiche und Heiligtümer gleichermaßen verschlungen, unerschütterlich gegenüber irdischer Pracht. Unter dem Donner stockender Ausrufe wirbelte die Luft unsichtbare Böen auf, formte Staub in geisterhafte Heiligenscheine, die wie fernwehende Überreste einst glanzvoller Fürstenhöfe tanzten. Die gewölbte Decke, ein Fresko himmlischer Siege, schien nun durchzusacken wie ein morscher Baldachin, erschlagen vom Gewicht unausgesprochener Abschiede.

Die Gestalt des Roten Todes, die Prinz Alcine auf der grandiosen Treppe unter flackerndem Fackellicht gegenübersteht
Auf den steinernen Stufen einer prächtigen Treppe begegnet der Rote Tod dem Prinzen, dessen Maske im flackernden Schein der Fackeln fällt.

Dolch an der jadebestückten Parierstange klammernd, verließ der Fürst die Sicherheit der Stille und trat hervor aufs Feld eingelegten Marmors. Jede seiner Schritte klang wie ein Glockenschlag des Trotz, doch sein Herz bebte vor Furcht, roh wie Wintersturm. Mit bebender Stimme sprach er in die Leere: „Ich befehle dir, Geist, weiche von meinem Heim, höre kein Begehren außer meinem!“ Der Rote Tod antwortete nicht mit Worten, sondern driftete langsam näher, sein skelettiertes Antlitz von einer rostig-eisernen Kapuze umschattet. Wo Augen hätten glühen müssen, wirbelte nur Finsternis, sog das Licht jeder Kerze in den Bann, als zehre sie an ihrer Seele. Alcine hob sein Schwert, dessen Stahl ein letztes Flehen sang, und stürzte vor, zielte auf das Herz des Phantoms. Doch das Stahlblatt fuhr durch Luft und vergängliche Träume. Für einen Augenblick wankte er, und in jener Lücke reckte der Rote Tod seine knochigen Finger, Knochen knackten wie altes Seufzen. Aus seinen knochigen Spitzen quoll ein Band scharlachroten Nebels, das den Fürsten umschlang, kalt wie der Hauch eines Mausoleums. Als sich der Dunst um seine Brust schloss, überschwemmten ihn Erinnerungen: das Lachen eines verwehten Gefährten, das Rascheln von Samtgewändern im Kerzenschein, die Wärme eines Herdes, der längst erloschen war. Das einst zur Machtdemonstration erhobene Schwert erwies sich als machtlos gegen das Schweigen ungebundener Toten. In der Ferne schlug eine Glocke einmal, dann ein zweites Mal – als kennzeichne sie das letzte Pochen eines Reichs, jeder Klang durchhallte die marmorne Grabhalle.

Die letzte Schwingung des Lebens schwand aus Alcines Brust, als der Rote Tod ihn in seine Arme aus vollkommener Regungslosigkeit zog. Ringsum flammten Fackeln ein letztes Mal auf, um im qualvollen Zucken zu erlöschen, die Halle stank nach verbrannter Wachstropfen und erdrückendem Schweigen. Petalen von Konfetti segelten herab, landeten auf verschüttetem Wein und matten Resten prunkvoller Speisen – verblasste Spuren einstigen Frohsinns, nun vom Schmerz befleckt. Quer über das zerborstenen Mosaik hob der Rote Tod seinen Mantel und legte Spuren aus Blutsprenkeln frei, Abdruck jedes verschlungenen Wesens in seinem Zug. Dann, ohne ein Geräusch oder Schatten, wandte er sich und schritt durch das geöffnete Tor hinaus, das jenseits der Abteimauern in die weiten Trauerfelder des Reichs führte. Hinter ihm standen die verschlossenen Türen des großen Heiligtums wie leere Monumente, ihre Siegel zerrissen von der unerbittlichen Hand des Schicksals. Kein Überlebender blieb zurück, nur das Echo einer Maskerade, verschlungen von einer Pest, die sich selbst zur Königin des Todes erhoben hatte. In verlassenen Gängen und stillen Türmen tropfte weiterhin blutroter Tau und erinnerte jeden Wanderer an die Nacht, in der Fürst Alcine den Tod entblößte und selbst zum letzten Gast seiner blutroten Braut wurde. Am Ende erhob allein das Schweigen Anspruch auf die Hallen – Schweigen und zerbrochene Masken, Relikte vergehender Pracht unter dem gleichgültigen Vorüberstreifen von Seuche und Zeit.

Conclusion

Im kalten Schweigen, das folgte, stand die Abtei verlassen da, ihre karminroten Mauern Zeugen jener Nacht, als menschlicher Hochmut auf eine unerbittliche Geißel traf. Kein Licht brannte mehr in den Gängen, und die einst funkelnden Hallen lagen still wie ein Grab. Ahnenporträts blickten aus gesprungenen Rahmen herab, ihre gemalten Augen unbeirrt in stummer Anklage. Draußen jedoch blieb die Welt jenseits der versiegelten Tore in dichtem, blutrotem Nebel gehüllt – ein Fleck auf Erde und Himmel, der an die Ankunft der Seuche erinnerte. In zitternden Dörfern erzählte man sich von einem Glücksritter, der den Tod zu überlisten glaubte, dabei aber selbst zu seinem letzten Mahl wurde. In gedämpften Liedern und Spottballaden wurde die Geschichte neu gesponnen: vom Fürsten, der seine Festung als ewige Bastion wähnte, von der prunkvollen Maskerade, die den Sensenmann verhöhnen sollte, und von jenem einen Tanz, der in ewigem Schweigen endete. Manche behaupteten, die Abtei sei zu einem Mausoleum für Geheimnisse geworden, die besser unausgesprochen blieben; andere erzählten von Mitternachtsechos, die durch die kahlen Korridore wehten, als ächze der Rote Tod noch immer dort umher. Am Ende mahnt die Legende: Kein vergoldetes Antlitz, keine Steinbollwerke, kein Gold und keine List vermögen dem unaufhaltsamen Pfad der Sterblichkeit Einhalt zu gebieten. Das letzte Urteil fällen nicht Könige oder Höflinge, sondern die stille Hand des Todes, die jedes Leben in gleichem Maß berührt und keines unversehrt lässt. Möge diese Erzählung als warnendes Muster in jedes Festgewand eingestickt und an jedem knisternden Herdfeuer gemurmelt werden: Die größte Maskerade ist das Leben selbst – zerbrechlich, vergänglich und so rot wie das Blut, das es hinterlässt.

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