Einführung
Aus Willow Falls, Illinois, würde man nie auf spannende Intrigen oder ungewöhnliche Geschichten tippen. Der Ort liegt weitab jeder Stadt, die es auf die Landkarte oder in Erinnerung geschafft hätte, eingeengt zwischen Sojafeldern und dem träge braunen Lauf des Wabash River. Die Post, mit ihren wenigen Briefkästen, schließt samstags bereits um zwölf Uhr mittags. Im einzigen Lebensmittelgeschäft findet man als Streich Spanisches Moos zwischen den Konserven. Die Leute treffen sich hier eher zu Pfannkuchen als zu politischen Umstürzen, und am Wochenende ist das lauteste Geräusch meist das Brummen von Mrs. Underwoods uraltem Mixer im All-Day Diner. Und doch gibt es eine Geschichte, die bei abgeplatztem Porzellan Gemischtes aus Unbehagen und feinem Gelächter hervorruft – sie handelt von dem Mann, der eine Biene imitieren konnte, als hätte er selbst Flügel und Gift.
Gordon Wickett war schon lange Teil der schrägen Stadtsagen, bevor er mit seinem Summen begann. Dreiunddreißig, ledig, mit ständig zerknitterten Hemden und einer Vorliebe für Pfirsichmarmelade, wohnte er in der Dachgeschosswohnung über dem verblassten viktorianischen Haus seiner Mutter. Sein Job als Nachtreiniger bei Zaff’s Hardware war unauffällig solider Art, und wenn er sich überhaupt unterhielt, drehte sich alles um Regenmengen und den genauen Unterschied zwischen Honigbienen und Wespen. Doch trotz all dieser offensichtlichen Durchschnittlichkeit besaß Gordon die eigenartige Gabe des überzeugend Unheimlichen – das Geräusch und die Gestik einer Honigbiene, nicht von einer Maschine erzeugt, sondern allein mit seinen Lippen, seinem Hals und seiner Lunge. Er hatte sein Talent nie gezeigt, bis ein geworfener Schuh bei einer Grillfeier im Hinterhof sein Ziel verfehlte. Er duckte sich, zuckte zusammen und erfüllte die Dämmerung mit einem elektrisierenden, eindringlichen Summen, so echt und panikauslösend, dass Betsy Wilkes kopfüber in ihren Kartoffelsalat tauchte, überzeugt, ein Schwarm sei über sie hereingebrochen.
Dieser Moment, halb Peinlichkeit, halb ungewollte Schau, verbreitete sich nicht nur als Klatsch durchs Städtchen – er veränderte Gordons Leben und das Gefüge von Willow Falls. Manche lachten; Kinder stachen mit Stöcken nach ihm, wenn er an der Tankstelle vorbeiging. Andere sahen ihn mit neuer Vorsicht an. Das Eisenwarengeschäft bekam nächtliche Kundschaft, die den »Bienenmann-Trick« hören wollte, und in einem spektakulär merkwürdigen Frühling fegten geheimnisvolle, bienenbezogene Streiche durch die Stadt: Torten, durchsetzt mit Plastikinsekten, anonyme Summgeräusche in Fluren, Hunde-Kekse in Wabenform. Auf den ersten Blick winkte Gordon ab. Doch dann nahm es eine düstere Wendung – die Lieblings-Tomaten eines Nachbarn wurden über Nacht von einer vermeintlichen Bienenplage zerstört, und ein Stadtrat bekam nach liegen gelassenem Honig auf seiner Veranda eine allergische Reaktion. Alle Augen richteten sich auf Gordon. Aber war er wirklich dafür verantwortlich? Oder war sein Talent nur Tarnung für jemand anders’ Unfug? Die Antwort führte Willow Falls auf eine Reise von Gelächter zu Argwohn und schließlich zu einer verschlungenen Wahrheit, die nur der Mann, der eine Biene imitieren konnte, hätte vorhersehen können.
Das Summen, das durch Willow Falls hallte
Als Gordon bei Trudy Cannons Grillfest erstmals seine Bienenimitation erklingen ließ, hatte er nur Peinlichkeit erwartet. Aber in einem Ort, in dem schon mildes Wetter Schlagzeilen macht, besitzt Neuheit eine ungeheure Anziehungskraft. Die Nachricht von seinem Talent verbreitete sich schnell – von Harley, der zum Köderladen gehört, bis zu Mrs. Underwood, die ihn fortan »unsere ganz eigene Bienenwabe« nannte. Am folgenden Montag bei Zaff’s Hardware fand Gordon an seinem Putzwagen einen wabenförmigen Klumpen Honigwaben-Bonbons. Am Abend standen zwei Teenager kichernd am Fenster und wünschten sich gegenseitig Mut zu einer Vorführung. Gordon, unsicher, aber heimlich stolz, kam der Bitte nach. Er atmete tief ein, blas die Wangen auf, ließ die Lippen vibrieren und summte eine Darbietung, die zugleich musikalisch und bedrohlich wirkte, während sein ganzer Körper in voller Insektenmanier zuckte. Das Geräusch war so authentisch, dass selbst Russ, ein hartgesottener Ex-Marinesoldat mit Maschinenschnitt (viele hielten das für Ironie), zusammenzuckte und eine Schachtel Schrauben fallen ließ.

Aber Neuheiten nagen in engen Ortschaften schnell an den Nerven. Innerhalb einer Woche spaltete sich das Städtchen in Lager. Einige liebten Gordons Trick; andere murmelten von Unbehagen und »unmännlichen Marotten«. Eine Horde Kinder folgte ihm abends auf seinen Spaziergängen und rief im Chor: »Bienenmann! Bienenmann! Zeig uns deine Stachel!« Gordon begann, die Aufmerksamkeit zu fürchten, und sein Summen hörte man nur noch in privaten Momenten. Doch der Trick wurde mehr als Party-Unterhaltung. Fräulein Elsie Talbot schickte ihm Zeitungsartikel über den Rückgang der Honigbienenpopulation, und jemand hinterließ anonym ein Paar Imkerhandschuhe vor seiner Tür.
Als der Frühling in einen schweren, pollenlastigen Sommer überging, veränderte sich Willow Falls. Die bienenbezogenen Streiche begannen harmlos – eine Torte auf der Veranda des Bürgermeisters, übersät mit Plastikstacheln – doch sie eskalierten. In der Vorlesestunde der Bibliothek wurde der Ablauf durch aufgezeichnetes Drohnenbrummen gestört. Rektor Vickers fand eine klebrige gelbe Pfütze in der Lüftungsöffnung seines Autos. Gerüchte kamen auf: Inszenierte Gordon aus Rache eine Kampagne summender Streiche, oder nutzte ein Nachahmer seinen neu gewonnenen Ruf als Tarnung?
Eines Abends, als Gordon nach dem Wachsen der Gänge zuschloss, vernahm er hinter dem Laden ein Summen. Gelb-schwarze Streifen flackerten unter der Natriumstraßenlaterne. Herzklopfend schlich er näher, überzeugt, ein echter Bienenschwarm drohe seinen Sneakers – bis er Vivian Pike entdeckte, die Tochter des alten Bestatters. Sie sprühte eine Karikatur einer riesigen Biene mit einem Mopp als Stachel an die Backsteinmauer. Mit ausgelassener Energie und marzipanduftendem Atem grinste sie Gordon an. »Hab’s im Traum gesehen«, zwinkerte sie. »Du bist berühmter, als du denkst, Bienenkönig.«
Diese Begegnung hätte als Teenagerstreich durchgehen können, wäre da nicht die Kette kleiner Missgeschicke, die folgte: Farmer Simms’ Tomaten wurden zertreten, der örtliche Zahnarzt fand in seinem Sandwich eine falsche Bienenstichattrappe, und ein Stadtrat landete nach einem missglückten Honigstreich im Rettungswagen. Bis zum Hochsommer hatte sich Argwohn tief in Willow Falls festgesetzt. Gordon erwachte, um einen mit Honig verstopften Briefkasten und eine Autoscheibe mit einem Zielscheibenmuster aus Pollenstaub vorzufinden. Er zog sich noch weiter zurück, schloss die Vorhänge und perfektionierte sein Repertoire: das tiefe, unheilverkündende Brummen eines gestörten Bienenstocks; das hektische Fiepen einer verlorenen Arbeiterbiene; sogar den dezenten, fast musikalischen Rhythmus eines Königinnenflugs. Es war nicht mehr nur eine Schau, sondern vielmehr ein Schutzschild.
A ber der Schaden war bereits angerichtet. Die Kinder hörten auf zu zeigen und begannen zu tuscheln. Freunde wurden misstrauisch. Betsy Wilkes, stets die Anführerin, leitete eine Abordnung, um Gordon auf ‚freundliche Weise‘ aufzufordern, sein Summen ganz einzustellen. Die Lebensmittelkassiererin, eine grimmige Frau, die einst sein Wissen über Wildblumen bewunderte, warf ihm sein Wechselgeld statt es ihm in die Hand zu legen auf den Tresen. Gordons Mutter zuckte nur mit den Schultern. »Die Leute machen gern Gewese und vergessen schnell. Tu, was du liebst, mein Sohn. Selbst wenn es bedeutet, der Welt entgegenzusummen. Aber sei gnädig mit deinem Stachel.«
Die Nächte in Willow Falls pulsierten plötzlich mit einer anderen Energie. Manche meinten, ein Summen aus dem Dachgeschoss zu vernehmen, Gordons Schatten über mondbeschienene Rasenflächen huschen zu sehen. Andere schworen, Vivian Pike dabei beobachtet zu haben, wie sie mit einer Schachtel Zuckerwürfel und einem Pinsel heimlich auf den Friedhof schlich. Doch trotz allem ließ sich Gordon nichts nachweisen, und seine seltsame Begabung blieb zugleich Last und Balsam, während der Argwohn der Bewohner in Besessenheit umschlug.
Stiche und ungelöste Geheimnisse
Der Sommer zog sich hin, und Paranoia verdrängte den Reiz der Neuheit. Jeder neue Streich – Plastikbienen in der Suppe, Honig auf Türgriffen, sechseckige gelbe Notizzettel in der Bibliothek – schürte das Verlangen nach Aufklärung. Gordon indes driftete in und aus seinen Gewohnheiten. Sein Dachboden füllte sich mit Stapeln entomologischer Fachbücher, Gläsern voller Wildblumen und selbst erfundenen Apparaturen: einem winzigen, selbst gebastelten Mikrofon, um sein Summen für die Nachwelt aufzunehmen und zu verstärken. Niemand wusste, nicht einmal Gordon selbst, warum er an dieser Fähigkeit festhielt, lange nachdem die Freude daran vergangen war. Vielleicht war die Nachahmung für ihn eine geheime Form der Kommunikation – eine Brücke zwischen ihm und einer Welt, die immer zusah, sich aber selten verstand.

Vivian, immer präsenter, wurde Gordons unerwartete Vertraute. Sie tauchte bei Zaff’s auf, Skizzenbuch unter dem Arm, und kritzelte Cartoon-Bienen in den Rand von Kassenzetteln. In nächtlichen Stunden hinter dem baufälligen Gemeindezentrum gestand sie ihre eigenen Macken – eine Leidenschaft für Frösche, ein Sehnen nach Applaus. »Vielleicht sind wir ja dieselbe Spezies«, scherzte sie. Sie knüpften ein Band, indem sie Morsezeichen aus summenden Lauten durch die Heizungsrohre sendeten – ihre verschlüsselten Botschaften eine heimliche Gegenwehr gegen Misstrauen und Einsamkeit.
Eines Augustnachmittags klopfte ein alter Bekannter von Gordons Mutter an die Tür: Deputy Clyde Harker. Harkers Schnauzbart sträubte sich vor Autorität und Unbehagen. »Berichte sind eingegangen. Tomaten, allergische Reaktionen, alles mögliche. Die Leute haben Angst. Sie sagen, der Bienenmann habe eine Grenze überschritten.« Gordon errötete und verteidigte seine Unschuld, doch Harker zuckte nur mit den Schultern. »Ich kenne dich, mein Junge. Aber die Stadt will Antworten. Halte besser deine Flügel angelegt.«
Der Wendepunkt kam beim Willow Falls Summer Jamboree – einem Volksfest mit preisgekrönten Kuchen, Kinderspielen und zum ersten Mal einem »Bienenkostümwettbewerb«. Fünf Kinder und ein Hund trugen Gordon-typische Brillen. Vivian, verkleidet als punkige Königinbiene, keuchte hämisch aus dem Tauchbecken heraus. Plötzlich brach der Bürgermeister zusammen, würgend und mit rotem Gesicht, neben einem Glas geheimnisvoller Honig. Krankenwagen heulten auf. Im Durcheinander zeigte Betsy Wilkes mitten ins Getümmel auf Gordon, der fassungslos neben dem Limonadenstand stand. »Du! Du steckst dahinter! Dein Fluch hat uns endlich erwischt!«
Es war gemein, öffentlich und erniedrigend. In den Tagen danach fühlte sich Gordon wie verstoßen. Doch er begann, Risse in der Geschichte zu bemerken – ein seltsames Flimmern an der Honigglasvase des Bürgermeisters, Fußabdrücke, die nicht seine waren, auf seinem Grundstück, ein Hauch künstlicher Mandelnote (gar nichts mit Bienen zu tun) in der Luft. Mit Vivians Hilfe nahm ein Plan Gestalt an. Sie würden den wahren Täter stellen – nicht nur um Gordon willen, sondern um dem Frieden der Stadt willen.
Sie postierten sich an nächtlichen Brennpunkten: dem Lebensmittelgeschäft, dem Diner und schließlich dem von Schatten durchzogenen Hinterhof des Rathauses. Dort, im Knistern der Blätter und Summen der nächtlichen Insekten, erwischten sie eine Gestalt auf frischer Tat – Betsy Wilkes höchstpersönlich, bewaffnet mit einer Truthahnbürste, Lebensmittelfarbe und einem Eimer künstlichen Honigs. Als sie gestellt wurde, brach Betsy zusammen, und ihr Groll entlud sich: alte Neidgefühle, Kränkungen und die Demütigung, einst bei Gordons Rechtschreibwettbewerb im Kindesalter in eine Pfütze ausgerutscht zu sein. »Du hast die Stadt zum Lachen gebracht«, zischte sie.
Vivian schlug einen Kompromiss vor. »Wir tragen unsere Streifen alle anders. Vielleicht ist es Zeit, dass wir aufhören, uns gegenseitig zu stechen.« Betsy weinte und stimmte zu Gordons Erstaunen zu, die Wahrheit stillschweigend zu akzeptieren. Keine Polizei, kein Spektakel – nur ein geheimes Aussöhnungstreffen zwischen den dreien, getaucht in Dämmerung und Hoffnung. Die Streiche hörten auf. Kein Honig tauchte mehr in Schuhen auf. Der Bürgermeister, wieder gesund, verlieh Gordon kleinlaut eine »inoffizielle Auszeichnung« für seine »Verdienste um die örtliche Wirtschaft, das Bewusstsein für Bestäuber und dafür, alle auf Trab zu halten.«
Es war keine perfekte Läuterung – das Stigma blieb, manche hielten Abstand – doch Willow Falls begann, Gordon so zu akzeptieren, wie es ihm stets eigen war: verschachtelt, mit einer Mischung aus Zuneigung und Vorsicht. Gordon hörte seinerseits nie auf zu summen. Im Gegenteil, er tat es noch häufiger. Seine Darbietungen gehörten nun zur Kinder-Sommerlesestunde, zu den offenen Fenstern des Gemeindezentrums und zu zahllosen Abenden unter den Weiden mit Vivian, während sie gemeinsam die wilden Lieder einer übersehenen Welt summten.
Das Innere des Bienenstocks: Akzeptanz und ungewöhnliche Bindungen
In den Monaten nach Betsys stiller Offenbarung kroch Willow Falls in einen subtilen, unvollkommenen Frieden. Das Leben kehrte in vertraute Rhythmen zurück. Erntefeste ersetzten bienenbezogene Wettbewerbe, und der nächtliche Kundenstrom bei Zaff’s Hardware verpuffte – sehr zu Gordons Erleichterung. Die Berühmtheit verblasste, verschwand aber nie – sobald eine Biene über ein Picknick hinwegsummte, rief jemand scherzhaft: »Gordon, ist das dein Cousin?« Und manchmal, in der Stille des Sonnenuntergangs, wenn Zikaden dröhnten und die Luft vom Flussduft erfüllt war, blieb ein vorbeigehender Fremder oder ein schüchternes Kind stehen, um zu lauschen, wie Gordon die unmögliche Musik einer fliegenden Biene formte.

Gordons Welt, so weit und ruhig, richtete sich sowohl nach innen als auch nach außen aus. Sein Dachboden, einst eine Zuflucht sorgfältiger Abgeschiedenheit, wurde zu einem Bienenstock voller Neuerungen: Lokale Schulkinder kamen für naturwissenschaftliche Sommerlektionen und lernten die »Bedeutung von Bestäubern« neben der ebenso wichtigen Lehre, Andersartigkeit zu respektieren. Vivian, trotz ihres ganzen Chaos und ihrer elektrischen Sturheit, blieb an seiner Seite. Sie malte im Gemeindezentrum ein Wandgemälde – ein Gewimmel aus Bienen, die über Wildblumen summten, und in einer Ecke eine kleine Gordon-Karikatur mit Mopp, die rätselhaft lächelte.
Für Gordon war die Bienenimitation nie eine bloße Vorstellung wie bei Zauberkünstlern oder Bauchrednern. Sie hatte Gewicht, eine Geschichte von Einsamkeit, die sich längst mit Widerstandskraft verwoben hatte. Manche Nachmittage brachten Rückschläge: ein alter Tyrann tauchte im Diner wieder auf, an der Supermarktkasse herrschte plötzlich Stille. Gordon fragte sich manchmal, ob die Isolation jemals ganz vergehen würde. Dann aber gab es Momente – ein fröhlicher Kinderchor, die Wärme eines Fremden, Vivians Lachen, das über den Wabash hallte –, in denen sich die Eigenart weniger wie eine Bürde und mehr wie ein Abzeichen anfühlte. Seine Mutter, still zufrieden und immer praktisch, begann erneut Pfirsichmarmelade einzukochen und schenkte Gläser mit der Aufschrift »Bee True«.
Manchmal durchzuckten Willow Falls erneut Rätsel – eine Schafherde fand man überzogen mit gelbem, schafgerechtem Puder, ein Garten in Wabenform, eine Reihe kryptischer Streichbriefe unterzeichnet von der »Drone Brigade«. Gordon lächelte wissend, vermutete, ohne je zu beschuldigen. Indem er die Rolle des Bienenmanns annahm, entdeckte er, dass er gleichzeitig Misstrauen und Akzeptanz in sich tragen konnte, im harmonischen Summen vereint. Sein Talent, ungebeten, aber schließlich verstanden, wurde weniger zu einem Schutzschild und mehr zu einer sanften Einladung: ein exzentrischer Ruf nach Verbindung, Wärme und sogar Liebe. Manchmal aber, wenn er auf der knarrenden viktorianischen Veranda stand und die Dämmerung sich um ihn legte, summte er eine kleine Melodie – nicht weil er musste, sondern weil die Welt in all ihren seltsamen Farben dadurch heller wurde.
Fazit
Gordon Wickett wurde nach Willow Falls’ Maßstäben nie normal – er blieb der Bienenmann, ein wenig abseits und doch liebgewonnen. Doch seine Geschichte summte länger durch die Stadt als jeder Skandal oder jedes Unwetter. Indem er lernte, das zu umarmen, was ihn anders machte, lehrte Gordon Willow Falls eine Lektion, die es nie für nötig gehalten hatte: dass Exzentrik, selbst wenn sie missverstanden und verleumdet wird, eine neue Möglichkeit des Dazugehörens bietet. Der Argwohn der Stadt, angefacht und dann besänftigt, verwandelte sich in etwas Reichhaltigeres und Tieferes: Respekt, der nicht auf Gleichheit, sondern auf ehrlicher Anerkennung von Unterschiedlichkeit beruhte. Für Gordon wurden die Tage weicher, weniger von Sorge durchdrungen, während sich sein Talent von einer Verteidigung zu einer Feier entwickelte. Er fand Sinn in jedem Summen und mit der Zeit sogar in jedem vorsichtigen Blick. Als der Sommer verblasste und das Herbstgold durch die Blätter brach, führten Gordon und Vivian den ersten Laternenumzug der Stadt an, sein Summen schwebte über der Menge – halb Einladung, halb Segen. Das Leben, unvollkommen, seltsam und wunderbar unvorhersehbar, hatte Gordon endlich in sein Gewebe eingeflochten, nicht nur als Kuriosität, sondern als geschätzten Klang in der sich wandelnden Harmonie der Stadt.