Einführung
Der Moorwind flüsterte Geheimnisse in einer Sprache, älter als jede lebende Erinnerung, trug die leisesten Echos eines Fluchs, der die Familie Baskerville seit Generationen heimsuchte. Im Herzen Londons saß Sherlock Holmes neben dem flackernden Kamin in der Baker Street 221B und studierte das gealterte Manuskript, das Dr. James Mortimer ihm mit der Dringlichkeit eines Mannes gebracht hatte, der einen unsichtbaren Jäger fürchtete. Am Rand des Pergaments standen kryptische Warnungen vor einem Hund mit glühenden Augen, dessen Heulen selbst der tapfersten Seele Furcht einflößen konnte. Dr. Watson, an Holmes’ Seite, lauschte, als Mortimer den Alptraum vom Tod Sir Charles Baskervilles auf den nebelverhangenen Mooren von Dartmoor schilderte – ein Tod, der alle Merkmale einer übernatürlichen Bestie aufwies und keine rationale Erklärung duldete. Sollte dieses Wesen existieren, dann musste eine menschliche Hand seine Schritte lenken, ein Motiv, begraben unter Schichten von Aberglaube und Furcht. Holmes untersuchte jede Zeile und jeden vergilbten Fleck des Pergaments im Lampenschein, seine scharfen Augen übersahen keine Nuance in Mortimers Erzählung. Der Doktor war nach London gekommen, um Holmes’ unvergleichliche Expertise bei der Entflechtung dieses wahnsinnigen Geflechts aus Gerüchten, Verzweiflung und Tod in Anspruch zu nehmen. Mit einem schmalen Lächeln verkündete der Detektiv: Ein Fall, getränkt in gotischer Sagenwelt, würde alle Prinzipien seiner Kunst auf die Probe stellen. Entschlossen erklärte Holmes, dass sie im Morgengrauen nach Baskerville Manor aufbrechen würden, bereit, die tückische Grenze zwischen Mythos und Boshaftigkeit zu durchschreiten und Licht in die Schatten von Dartmoor zu bringen.
Ein unheilvolles Erbe
An einem nebligen Abend in der Baker Street betrat Dr. James Mortimer mit zitternder Stimme und ängstlichen Augen das Wohnzimmer. Er entfaltete ein uraltes Manuskript, dessen Ränder von der Zeit ausgefranst und befleckt waren, und legte es auf den Tisch vor Holmes und Watson. Das Pergament beschrieb einen gespenstischen Hund, dessen Augen in glühendem Purpurrot brannten, der die Moore von Dartmoor heimsuchte und auf die Erben von Baskerville Manor Jagd machte. Mortimers Bericht schwankte zwischen Fakt und Legende: Sein verstorbener Freund Sir Charles Baskerville war unter unerklärlichen Umständen gestorben, sein Gesicht vor Entsetzen verzerrt. Die ortsansässigen Bauern berichteten, sie hätten in der Nacht das Heulen eines monströsen Wesens vernommen. Watsons Blick huschte nervös zum Fenster, durch das der Londoner Nebel zwischen den Scheiben kroch, als wolle er Neuigkeiten des Fluchs zurück zu den Mooren tragen. Das Schweigen im Raum wirkte unnatürlich, nur vom Knacken des Kamins und Mortimers ungleichmäßigem Atem durchbrochen. Holmes tippte mit dem behandschuhten Finger auf die Dartmoor-Karte, die ausgebreitet auf dem Tisch lag, jede Moormarkierung ein Versprechen von Gefahr und Sagen.

Mortimer fuhr in gedämpftem, eindringlichem Ton fort: Sir Charles sei in der Todesnacht von einem Leuchten gelockt worden, das jenseits der Ruine einer Kapelle erglühte. Trotz treuer Dienerschaft und mahnhafter Warnungen habe sein Herz versagt, als er eine wuchtige, gespenstische Bestie mit phosphoreszierendem Fell erblickte. Am Tag fand man nur Fußspuren, die an einer Felskante endeten, und das Heulen blieb als Echo in der lokalen Überlieferung zurück. Holmes bat um alle Zeugenaussagen, detaillierte Karten der Region und Zeitungsartikel über ähnliche Tragödien in den vergangenen Jahrhunderten. Watson spürte Mortimers forschenden Blick, der den Detektiv dazu drängte, das Rätsel zu lösen, bevor ein weiteres Schicksalsschlag die Baskerville-Linie traf.
Nach Durchsicht der Beweise erklärte Holmes, er werde Mortimer bei Tagesanbruch nach Baskerville Manor begleiten. Watson, voller Vorfreude auf das Abenteuer, aber misstrauisch gegenüber der Macht der Legende auf die Einheimischen, bot an, bei der Untersuchung zu helfen und die ärztliche Obduktion zu übernehmen. Holmes warnte, dass Aberglaube die Urteilskraft vernebeln könne, und nur durch genaue Prüfung jeder noch so gespenstischen Spur ließe sich die Finsternis über dem Moor vertreiben. Die grauen Straßen Londons fühlten sich meilenweit entfernt an, während das Trio die Abreise vorbereitete. Das Knarren der Kutschräder auf dem Kopfsteinpflaster hallte wie ein fernes Heulen unsichtbarer Hunde und spannte den Vorhang für eine Reise tiefer in das Herz eines Mysteriums, das Vernunft und Übersinnliches vereinte.
Schritte auf dem Moor
Bei Tagesanbruch rumpelte die Kutsche Richtung Baskerville Manor, dessen zerfallene Silhouette durch wirbelnde Nebelschwaden schimmerte, die wie geisterhafte Tücher an der Heide klebten. Ein schwerer Schleier lag über dem Anwesen, dessen alte Mauern von Jahrhunderten des Regens und der Vernachlässigung gezeichnet waren. Mrs. Lyons, die Haushälterin, empfing die Gruppe mit erstarrter Förmlichkeit, ihre Blicke huschten immer wieder zum Moor hinter den Fenstern. Unter ihrer steifen Fassade erkannte Mortimer ein Zittern der Angst, als sie auf die Galerie wies, in der Sir Henry Baskerville, der neue Erbe, auf die Ankunft des größten Detektivs Londons wartete. Holmes betrachtete das Gelände: Kolonien von Raben in knorrigen Bäumen, Steinstege, die schmale Bäche überspannten, und Pfade, die in schattige Moraste führten. Watson fiel das Fehlen von Hunden in den Zwingern auf – eine Antwort auf die Frage, ob der Legende lebende Kreaturen zugrunde lägen.

Am späten Nachmittag begaben sich Holmes und Watson hinaus auf das Moor, um die Stelle von Sir Charles’ Tod zu untersuchen. Der Boden war weich und tückisch, durchweichte ihre Stiefel, als sie einer Reihe massiver Hundetatzen folgten, die am Rand eines Torfmoores abrupt endeten. Der Detective beugte sich herab, maß Tiefe und Abstand mit geübtem Blick und folgte dann einem unregelmäßigen Pfad zu einem Felsvorsprung. Watsons Herz schlug heftiger, als ein tiefes, resonantes Knurren über das Moor rollte, gefolgt von einem fernen, das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als die Nackenhaare sich aufstellten. Holmes gab Zeichen zur Stille und hob die Lupe, um grobes, dunkles Fell zu untersuchen, das an einem Dornbusch hing. Der Moorwind verflüchtigte jeden Geruch, ließ nur die Erinnerung an einen Jäger zurück, der zwischen Nebel und Legende wandelte.
Die Nacht brach früh herein und wurde unheimlich, als der Nebel das Anwesen in einen Mantel aus Grau hüllte. Sir Henry stieß bei Tisch zu ihnen, seine höfliche Neugier verbarg eine tiefe Furcht, während Holmes den ausdruckslosen Blick des Butlers registrierte, der jedes Gericht mit mechanischer Routine und Angst servierte. Watson entdeckte einen Zettel auf seinem Teller: „Verlasst diesen Ort, bevor ihr den Ruf des Hundes hört.“ Holmes’ Augen funkelten interessiert, als er die Warnung gelassen einsteckte. „Jemand will unseren Gast in die Flucht schlagen“, murmelte er. Kurz darauf klirrten die schweren Eisentore des Hofs, obwohl keine lebende Seele zu sehen war. Das Moor lag still, als warte es – um zu richten oder zuzuschlagen.
Mitternächtliche Enthüllung
Holmes bestand auf einer nächtlichen Wache nahe den Ruinen der alten Kapelle, wo der Legende nach der gespenstische Hund umherstreifte. Watson, gegen die Kälte eingehüllt, spähte durch sein Fernglas, während Laternenlicht zwischen bröckelnden Steinen flackerte. Die Schatten des Anwesens wiegten sich im Takt des Windhauchs. Zur dunkelsten Stunde hörten sie einen schwachen Pfiff, der über die Heidelandschaft hallte. Holmes hob die Hand, und sie kauerten hinter einer eingestürzten Mauer. Eine gewaltige Gestalt tauchte auf, ihr Fell phosphoreszierend, die Augen loderten wie glühende Kohlen. Die Bestie knurrte, ihr Atem dampfte in der kalten Luft. Watsons Puls raste; er erblickte die Silhouette eines Mannes auf einem nahen Felsvorsprung, der das Tier mit einem Signalband dirigierte.

Als der Hund angriff, warf Holmes einen Enterhaken, der sowohl Bestie als auch Hundeführer in Schrecken versetzte. Watson stürmte vor, um Sir Henry zu schützen, schrie Anweisungen. Der Mann auf dem Fels stürzte rückwärts, offenbarte sich als Selden, der entflohene Sträfling, dessen Familienverrat Mortimers Geschichte genährt hatte. Er fiel mit einem Schrei, wurde vom Gewicht des Hundes niedergezwungen, während Holmes die Schnauze der Bestie packte und sie zur Aufgabe zwang. Unter Holmes’ unerbittlichem Blick gestand Selden: Er habe den Baskerville-Fluch inszeniert, um eine Belohnung zu erpressen, nutzte phosphoreszierende Farbe und übernatürliches Training, um Einheimische und Ermittler zu täuschen. Die monströse Fassade zerbröckelte unter Holmes’ scharfsinniger Befragung.
Im Morgenlicht führten Holmes und Watson Sir Henry durch den taufrischen Grasbewuchs in die Freiheit. Die Türen des Anwesens öffneten sich für eine neue Dämmerung, das Grollen einer ängstlichen Nacht wich der Hoffnung. Holmes erläuterte jedes Detail: die inszenierten Heuler, die bemalte Totenschädel-Maske auf dem Hundekopf, die gefälschten Manuskript-Vermerke. Mortimer bedankte sich mit einer feierlichen Verbeugung und versicherte, dass die Baskerville-Linie jenseits von Aberglauben fortbestehen werde. Watson bemerkte, wie dünn der Schleier zwischen Mythos und Wirklichkeit auf jenen Mooren geworden war. Holmes erwiderte, dass Vernunft immer selbst die dunkelsten Legenden durchdringen werde. Als sie die Rückreise nach London antraten, legte Sir Henry eine schwere Münze in Holmes’ Hand – und der Hund, einst Symbol des Schreckens, wurde nichts weiter als eine Erinnerung auf matschigem Grund.
Schlussfolgerung
Am Ende wurde der Schatten des Baskerville-Hundes nicht durch übernatürliche Kräfte gebannt, sondern durch klare Vernunft und mutiges Handeln. Watson hielt die Ereignisse in seinem Journal fest, mit Ehrfurcht vor Holmes’ unerschütterlichem Verstand, während Sir Henry Baskerville seinen Seelenfrieden und das rechtmäßige Erbe seines Ahnenhauses wiedererlangte. Die Moore, einst erfüllt von unheimlichem Heulen, verharrten nun in einer stillen Harmonie, abgesehen vom Rascheln des Grases im Wind und dem fernen Ruf wilder Ponys. Mortimer staunte darüber, wie zerbrechlich der Grat zwischen Legende und Gier wird, wenn das Verlangen die Vernunft überschattet. Holmes, mit einem seltenen Lächeln, erinnerte seinen Gefährten daran, dass jedes Rätsel, so finster es auch entspringe, durch Geduld, Beobachtung und das unermüdliche Streben nach Wahrheit gelöst werden könne. Obwohl das Bild von leuchtenden Augen und donnerndem Heulen in den Herzen der Dorfbewohner nachklang, hatten rationale Erklärungen einen jahrhundertealten Albtraum vertrieben. Besucher des Anwesens würden die Hallen nun angstfrei durchschreiten, und die Legende vom Hund würde sich in eine Mahnung verwandeln – über die Macht menschlicher List und die Gefahren unkontrollierter Glaubensgewalt. Als Holmes und Watson entschwanden, löste sich die Silhouette des Anwesens im Morgendunst auf und hinterließ ein Vermächtnis, stärker als jeder Fluch. In der folgenden Stille wirkte die Welt ein Stück sicherer, geleitet von der Gewissheit, dass das Licht der Vernunft stets die Dunkelheit bannen kann.