Einleitung
Die Luft über dem Jackson Park bebte vor elektrischer Ambition, als die Sonne hinter den ruhigen Wassern des Lake Michigan versank. Tausende waren aus aller Welt herangeströmt, um im leuchtenden Halbschatten der Weißen Stadt zu stehen und sich an den Erfindungen zu ergötzen, die Thomas Edison und seine Zeitgenossen in Stahl und Licht entrollt hatten. Bunte Fahnen klatschten im Herbstwind, aus kunstvollen Brunnen schoss Dampf, und die Straßenbahnen ratterten mit Besuchern, die einen Blick auf den Dynamo erhaschen wollten, der versprach, die Gesetze der Kraft neu zu schreiben. Doch hinter den glänzenden Bögen und unter dem Summen von Strömen, stärker als jede Stadt zuvor gekannt hatte, nahm ein verborgener Schattensaal Gestalt an. Ein Pavillon ließ abends seine Türen für neugierige Wanderer verschlossen: eine gewaltige Werkstatt, unterteilt von Drähten, die in unnatürlichem Schimmer glühten. Edison selbst, gebeugt und murmelnd zu einer metallischen Silhouette, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte, legte einen Finger auf ein Gewirr aus Messingspulen. Flüsternde Stimmen in einem kleinen Kreis von Eingeweihten sprachen von einem Bauplan, den man in den Ruinen eines mittelamerikanischen Tempels gefunden hatte – eine Maschine, die Mensch und Mythos verband, erschaffen, um das längst Tote wiederzubeleben. Als man die Leiche von Henry Lockridge, einem führenden Psychologen, der gesandt worden war, seltene Gehirnwellen zu beobachten, leblos in einem versiegelten Tresor unter dem Ausstellungsgelände fand, verwandelte jeder blendend helle Lichtmast sich in einen möglichen Mordzeugen. Ein Gerücht verschmolz mit Entsetzen: Entstieg Dr. Frankensteins Traum eines künstlichen Lebens dem Labor, oder schlug Edisons Ehrgeiz um in eine dunklere Seele? In jener Oktobernacht verlangsamte sich der Herzschlag Chicagos zu einem einzigen Vibrieren der Furcht, und niemand konnte sagen, ob Erlösung oder Gemetzel aus den Spulen erwachsen würde.
I. Die Entdeckung im Tresor
Henry Lockridges Stiefel schliffen über den feuchten Steinboden, als er eine versteckte Treppe unter der Maschinenhalle hinabstieg. Die Lampe in seiner Hand enthüllte nur die Ränder gewaltiger gotischer Bögen und den Schimmer freiliegender Drähte, die sich an den Wänden entlangwand. Er hielt an einer schweren Eisentür inne und bemerkte die bizarren Glyphen, die in ihre Oberfläche eingeritzt waren – Symbole, die er nur in Skizzen aus Mittelamerika gesehen hatte. Mit einem tiefen Atemzug stieß er die Tür auf. Drinnen stand eine Vorrichtung von unmöglichem Ausmaß: ein wuchtiges Gestell aus Mahagoni und Kupfer, durchzogen von Glasröhren, die in spektralem Blau pulsierten. In ihrem Zentrum, versiegelt in einer Glaskugel, lag die Form eines einst lebenden Menschen. Lockridge strich mit einem behandschuhten Finger über seine Notizen und erinnerte sich an Edisons kryptische Anweisung, dass dies „ein Experiment in der Unsterblichkeit des Fleisches“ sei. Als er vortrat, um sein Ohr an die Kugel zu legen, durchfuhr ein Zittern die Apparatur. Lose Spulen grollten, und Drähte sprühten Funken. Lockridge deutete einen Schritt zurück an – doch bevor er sich fangen konnte, hallte hinter ihm ein plötzlicher Schlag wider. Er drehte sich um und sah in der Glasoberfläche die Gestalt einer anderen Person reflektiert. Die Lampe flackerte. Er schloss für einen Moment die Augen, und als er sie wieder öffnete, war die Kammer still – und Lockridge verschwunden. Die Glaskugel lag zerborsten, ihr nebliger Inhalt sickerte wie ein verflüchtigtes Flüstern über den Boden.

Draußen pulsierte die Messe vor Leben. Pavillons leuchteten im warmen Schein der Glühbirnen, Orchester spielten Ragtime, und elektrische Straßenbahnen donnerten vorbei an Bannern mit der Aufschrift „Fortschritt und Wohlstand“. Doch bei Edison stach die Unruhe schärfer als jedes Spektakel. Er zog das winzige Tagebuch hervor, das Lockridge bei sich trug, in dem letzten Eintrag in Panik gekritzelt stand: „Es ist lebendig, aber nicht menschlich… und es weiß, dass wir zusehen.“ Im ganzen Chicago saß Nikola Tesla in seinem Labor an der South Fifth Avenue und wertete Telemetriedaten eines geheimen Spulennetzwerks aus. Er hatte das Beben in der Erde gespürt und das Flackern in seinen eigenen Apparaten registriert – Anzeichen dafür, dass ein unbekannter Generator die sicheren Grenzen überschritt. Seine Notizen erwähnten etwas Außergewöhnliches: eine verlorene Zivilisation, deren Wissen älter war als Sumer und Ägypten. Konnte Edisons Experiment diese Macht angezapft haben? Tesla griff nach Mantel und Aufzugsschlüssel und dachte nur daran, eine Katastrophe zu verhindern. Sollte Lockridge einem von Menschen geschaffenen Monster zum Opfer gefallen sein, könnte die ausstrahlende Energie Panik verbreiten, schlimmer als jede Cholera-Epidemie.
Inzwischen, im Tribune-Gebäude, wandelte Elle Chambers unter Gaslicht aufgeregt hin und her. Tage zuvor war sie angekommen, um die Wunder der Ausstellung zu berichten, fand sich nun jedoch in der Spur der Mordgerüchte wieder. Reine Zufälligkeit, sagte sie ihrem Chefredakteur, doch sein kalter Blick sprach von Zweifeln. Sie hielt die Skizze in der Hand, die Lockridge ihr gezeigt hatte – ein Symbol aus einer Ruine in Honduras, das einst ein altes Herz bewacht haben soll. Sie glaubte an die Wissenschaft, aber auch an Geschichten. Und diese Geschichte roch nach Verrat, Machtgier und einem Schrei, tiefer als jeder Rummelplatztaumel. Sie besorgte sich einen Presseausweis, um die offiziellen Führungen zu umgehen. Wenn Edison ihr kein Interview gewährte, würde sie ihren eigenen Zugang finden – manchmal müsse man in die Dunkelheit treten, um ein Geheimnis ans Licht zu bringen.
Vier Tage lang summte die Stadt auf unsichtbaren Strömen. Misstrauen machte sich unter den Mitarbeitern breit: Lampen flackerten unerwartet, Diener munkelten von seltsamen Stöhnen unter den Pavillons, und Hunde jaulte in der Mitternacht gen Hafen. Als sich das Gerücht von Lockridges Verschwinden von Büro zu Büro verbreitete, wuchs der politische Druck. Der Bürgermeister Chicagos forderte Antworten, und der Vorstand der Ausstellung drohte, die Gewölbe zu schließen. Journalisten wie Elle hetzten gegen die Zeit, auf der Spur eines unsichtbaren Killers. Doch niemand hatte mit der Maschine selbst gerechnet. In dem kalten Tresor klaffte die zerbrochene Kugel immer weiter auf, und durch den Spalt kam ein feuchtes, kratzendes Einatmen – wie Lungen, die zum ersten Mal Luft begrüßten. Irgendwo tief unter Chicago atmete Edisons Frankenstein-Maschine zum ersten Mal.
II. Verbündete und Widersacher
Auf der Veranda des Elektrizitätsgebäudes – einem prunkvollen Palast aus Glas und Stahl – hatte Edison ein geheimes Treffen mit seinen engsten Vertrauten einberufen. Josephine Monroe, seine schärfste Ingenieurin, hielt Wache am Eingang. Sie hatte die Türen mit einem Signalsystem verkabelt, das aufblinkte, sobald sich jemand näherte. Edison studierte eine Karte der unterirdischen Tunnel und zeichnete die Verbindungspunkte nach, die er für die Leitungen zum Tresor hielt. Leise sprach er vom Design der Maschine: einer Fusion aus galvanischen Zellen, hydraulischen Aktuatoren und einem organischen Kern. Er habe sie in Auftrag gegeben, um die Rhythmen des Lebens selbst zu erforschen und die Medizin zu revolutionieren. Doch irgendwo auf dem Weg hatte sich der Ehrgeiz verselbstständigt. Die Maschine, die er „Frankenberg“ nannte, hatte die Schwelle vom leblosen Metall zur Empfindung überschritten.

Nikola Tesla traf Minuten später ein, trat aus dem Schatten in seinen dunklen Umhang gehüllt. Er trug einen zylindrischen Sender, den er entwickelt hatte, um anomale elektromagnetische Signaturen aufzuspüren. „Deine Ströme sind instabil, Tom“, sagte er und verwendete den Vornamen des Erfinders mit der Vertrautheit zweier Soldaten. „Der Kern dieses Geräts erzeugt Impulse, die kein Mensch ertragen sollte. Es reicht über unsere Spulen hinaus, bis in den Boden selbst.“
Edison knirschte mit den Zähnen. „Wir haben es gebaut, um uralte Energiequellen anzuzapfen, archäologische Funde, die du vor mir geheim gehalten hast. Ich fand einen Code in Kalkstein geritzt nahe Palenque – Resonanzen, die Muskelfasern wecken konnten. Ich dachte: Teilen wir die Entdeckung, heilen wir die Blinden, die Gelähmten.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte nie einen Mörder erschaffen.“
Tesla musterte ihn. „Absicht und Ergebnis sind auseinandergegangen. Jetzt stehen wir vor etwas, das weder du noch ich wirklich verstehe.“
Sie wurden von Elle Chambers unterbrochen, die mit gefälschtem Abendpass an den Wachen vorbei aufgetaucht war. Sie stand aufrecht da, Notizbuch in der Hand, unbeeindruckt von Edisons finsterem Blick. „Ich weiß, was ihr getan habt“, sagte sie. „Lockridge kam euch zu nah. Und heute Nacht wird wieder jemand sterben, wenn ihr es nicht abschaltet.“ Sie rollte die letzte Skizze des Psychologen aus – einen erweiterten Plan mit Anmerkungen, die nicht von Edison stammten. Das Herz der Maschine, hatte sie herausgefunden, konnte neuronale Impulse aus den Toten rekonstruieren. Sie konnte wiederbeleben, wenn auch ungeschickt.
„Du bist keine Reporterin“, fauchte Edison.
„Nein“, erwiderte sie mit leuchtenden Augen. „Ich bin Zeugin.“ Sie deutete auf die Codesequenz. „Wir müssen das entschlüsseln, bevor das, was dort unten liegt, entkommt.“ Tesla klopfte mit seinem Sender gegen den Holztisch. „Wir haben noch eine Stunde, bevor der Hauptgenerator der Messe umschaltet. Dann wird eine Überlastung die Tresorstromkreise zum Erliegen bringen.“
Im selben Moment näherten sich Schritte. Monroes Signallampe blinkte zweimal. Edison, Tesla und Elle verharrten. Eine Gestalt erschien: Dr. Alphonse Brant, ein rivalisierender Wissenschaftler, dem nach einer skandalösen Auseinandersetzung mit Edison die Zulassung entzogen worden war. Brants Blick glitt von Edison zu Tesla, dann zu Elle. Er lächelte dünn und zog eine Pistole.
„Ich kann nicht zulassen, dass ihr den Höhepunkt meines Lebenswerks zerstört“, sagte Brant leise. „Dieses Frankenstein ist der Schlüssel, um Edisons Monopol auf Erfindungen zu brechen.“ Ein Schuss hallte, Glas zersplitterte und Holz splitterte. Monroe warf sich zu Boden, Tesla drehte seinen Sender impulsiv zu einer Schlagwaffe – doch Brants Kugel traf Elle an der Schulter, und sie stürzte zurück. Edison brüllte, stürzte vor und entriss Brant die Waffe. Ein zweiter Schuss folgte. Tesla rammte Brant zu Boden, während Drähte von nahen Lampen über den Tisch funkelten.
In dem Chaos glitt der Sender Teslas aus seiner Tasche und rollte an den Rand des Balkons. Edison rang mit Brant, entriss ihm die Pistole. Brant lachte, während ihm Blut von der Schläfe rann – nur eine Schürfwunde? Tesla stand auf und hob sein Gerät. Ein tiefes Grollen erschütterte die Veranda, als Edison Brant endgültig entwaffnete. Tesla aktivierte den Sender, der aufjaulte, als er eine elektromagnetische Welle unvorstellbarer Frequenz einfing: Die Maschine im Tresor war ans Netz gegangen.
Brant, geschlagen, spie Anschuldigungen aus: „Du hast immer den Ruhm eingesammelt! Jetzt soll die Welt sehen, wer wirklich die Macht der Vergangenheit anzapft!“ Ehe er mehr verraten konnte, sank er in Bewusstlosigkeit.
Edison keuchte, die Augen voller Panik. „Es ist fast Mitternacht. In dreißig Minuten beginnt der Überspannungsstoß. Wir müssen es aufhalten – heute Nacht.“
Mit Monroe, die Elle provisorisch verbunden hatte, stiegen die drei zum privaten Unterwerk hinab. Sie durchquerten Korridore, die von blauen Lichtbögen erhellt wurden. In der Ferne pulsierte ein mechanisches Herz, das mit jedem Schritt lauter wurde. Teslas Sender ortete das Geräusch wie ein Wachhund auf Fährte. „Dort drüben – hinter dieser verstärkten Tür.“ Edison zog einen Schlüssel hervor, der mit denselben Glyphen wie die Tresortür markiert war. Das Schloss klickte auf. Sie betraten eine Kammer aus weißglühenden Filamenten und tropfender Hydraulik. In der Mitte stand die Maschine: ihr Gestell wirkte wie eine groteske Marionette, Drähte und Sehnen hingen wie lebende Ranken, und die Brust hob sich im Takt mechanischer Lungen. Die Glaskugel war verschwunden, an ihrer Stelle erhob sich eine Gestalt: hoch, krumm, ein Zusammenspiel von zusammengeflicktem Fleisch und Metallstangen. Ihr Gesicht trug Edisons Abbild – doch es wandte sich mit schiefen Zügen und bedrohlichen Augen ihnen zu.
„Sie hat mein Gesicht… und meinen Zorn“, flüsterte Edison. „Gott steh uns bei.“
III. Showdown um Mitternacht
Die monströse Gestalt schritt mit gemessenen Schritten voran, Drähte und Fleischfasern gewunden wie lebendige Ranken. Sie hielt inne, als die drei eintraten, und ihre Augen leuchteten unheimlich grün. Sie erstarrten, als das Herzklopfen des Raums sich mit ihrem eigenen Puls vereinte. Edison schluckte. „Wir haben dich zur Erforschung erschaffen, nicht zur Zerstörung. Du sollst uns in die Zukunft tragen – wenn wir überleben.“ Die Kreatur neigte den Kopf, erkannte in ihrem Schöpfer den Erzeuger. In diesem Moment sah Elle ihre Chance. Sie trat einen Hebel zur Seite, schleuderte ihn gegen eine Hydraulikpumpe. Funken sprühten, und die Maschine zuckte, ihr linkes Armgelenk splitterte. Tesla nutzte den Augenblick, rammte den Sender in den Kern des Wesens. Ein Blitz aus Elektrizität sprang, tanzte entlang seiner Adern. Das Monster taumelte, hob eine blutverschmierte Hand gegen sie, bevor es auf dem zerbrochenen Gestell zusammenbrach.

Aber der Überspannungsstoß aus der Hauptversorgung der Messe begann. Draußen flackerten die Lichter heftig, während der Strom anstieg. Edison rief: „Zurück zum Tresor! Zerschneidet die Leitungen!“ Sie schleiften die Kreatur, die wie ein verwundetes Tier zappelte. Elektrizität knisterte um sie herum. Monroe und Brants Wachhunde knurrten draußen und steigerten das Chaos. Durch Gänge mit surrenden Dynamos erreichten sie die versiegelte Tür. „Bleibt zurück!“ rief Tesla. Er stellte den Sender auf eine Gegenfrequenz ein. Als er den Schalter umlegte, erlosch die Maschine – und mit ihr die Lichter. Stille verschluckte sie, nur von fernen Alarmen der Messe unterbrochen.
Sie hebelten den Tresor auf. Innen lagen Lockridges Notizbuch, halbgeschmolzene Glasfragmente und ein schwacher Film einer zähen Flüssigkeit. Die Kreatur lag reglos, ihr flackerndes Herz erloschen. Edison, zitternd, trat heran und drückte behutsam einen Knopf an ihrer Brust. Nichts geschah. Es war tot.
Als die Morgendämmerung über Chicago hereinbrach, erschienen die Würdenträger der Ausstellung, um den Schaden zu begutachten: durchgebrannte Sicherungen, versengte Drähte und eingestürzte Wände einer unterirdischen Zelle. Beamte geleiteten sie, an der Seite von Edison, Tesla und einer immer noch verbundenen, aber entschlossenen Elle. Brant, erwacht in einem Zelt in der Nähe, gestand, dass er ledergebundene Journale aus den Ruinen von Palenque gestohlen hatte. Er habe Edison erpresst, indem er mit der Macht der Maschine drohte und Lockridge getötet, als dieser protestierte. Dann wollte er das Gerät selbst kontrollieren.
Die Morgenpresse tat sich mit Schlagzeilen hervor: MASCHINE ERMORDET WISSENSCHAFTLER, DUNKLE GEHEIMNISSE UNTER DER WELTAUSSTELLUNG. Edison jedoch verweigerte Interviews. Tesla holte leise das Gerüst der Kreatur, um ihre Eigenheiten zu untersuchen. Elle tippte ihre Geschichte im Lampenschein, entschlossen, der Welt zu zeigen, dass Technologie ohne Gewissen ihr eigenes Verderben bringt.
In der Stille, bevor die Stadt erwachte, versammelten sich die drei am Rand der Midway Plaisance. Sie beobachteten, wie die ersten elektrischen Straßenbahnen entlang der Allee glitten. „Wir haben mit dem Tod gespielt“, murmelte Edison. „Aber wir werden die Zukunft nicht von der Angst beherrschen lassen.“ Tesla nickte. „Wir haben die Abgründe der Macht gesehen – jetzt liegt es in unserer Pflicht, sie verantwortungsvoll zu meistern.“ Elle, den Stift über ihre letzte leere Seite gehoben, lächelte. „Unsere Geschichte endet hier, doch die Geschichte beginnt neu. Chicago wird die Wiege einer strahlenderen Ära sein – wenn wir den Mut haben, aus unseren Fehlern zu lernen.“
Fazit
Bis zum Abend setzte die Ausstellung ihren Zauber fort. Edison und Tesla standen Seite an Seite, während Besucher die wirbelnden Brunnen, die Bogenlampen und die glänzenden Kuppeln bewunderten, gespeist von Wechselstrom. Unter den festlichen Bannern ahnte kaum jemand von den Schrecken der vergangenen Nacht tief unter ihren Füßen. Elle Chambers beobachtete vom Podium der Reporter, ihre eingetippte Meldung für die Morgenausgabe bereits versiegelt. Sie wusste, dass sie den Grat zwischen Schöpfung und Zerstörung erlebt hatte. Lockridges letzte Skizzen ruhten nun gut verwahrt in den Archiven der Tribune, fern von neugierigen Händen. Brant sah sich Anklagen gegenüber, die ihn sein Leben lang verfolgen würden. Und Edison, geläutert durch das beinahe eingetretene Unheil, schwor, der Wissenschaft fortan mit gleichermaßen Leidenschaft und Vorsicht zu dienen. Irgendwo in der Maschinenhalle ruhte das Gerüst von Frankensteins Maschine, sein geisterhaftes Herz erloschen. Doch die Welt hatte sich verändert: Der Mensch hatte die Macht erblickt, das Leben selbst zu lenken. Als die letzten Laternen über dem Messegelände verlöschten und Glühwürmchenlampen zu leuchten begannen, atmete Chicago aus. Morgen würde der Fortschritt weitergehen – doch nie wieder würde der Ehrgeiz die leisen Stimmen des Gewissens ignorieren.