Der Schelmenhase und der Regenmacher
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Über die Geschichte: Der Schelmenhase und der Regenmacher ist ein Volksmärchen aus nigeria, der im Uralte Geschichten spielt. Diese Gesprächsstoff Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Geschichten über Mut und ist geeignet für Geschichten für alle Altersgruppen. Sie bietet Moralgeschichten Einblicke. Wie eine schlitzäugige Schildkröte versuchte, den Himmel zu erobern, nur um zu erkennen, dass die Natur ihr eigenes Gerechtigkeitssystem hat.
Einführung
Am Rand des tropischen Dickichts in einem kleinen Yoruba-Dorf war jeder Regentropfen ein Segen – die Bewässerung der Yamsfelder, das Glitzern der Kalebassen der Frauen, die Befreiung von der grausamen Dürre. Die Dorfbewohner vertrauten ihrem begnadeten Regenmacher Olumide, dessen Gebete den Himmel zur Öffnung bewegten. Doch in demselben Dorf lebte auch Ajasco, die Schildkröte, deren Panzer mit jahrhundertealten Mustern verziert und deren Verstand schärfer war als jeder Jagdspeer. Während die Kinder Heuschrecken jagten und die Alten Geschichten am Feuer erzählten, schmiedete Ajasco Pläne. Er hatte Olumide aus der Ferne beobachtet und dessen verehrte Macht beneidet. „Warum sollte ein Einziger die Wolken befehligen?“, murmelte die Schildkröte. „Ich verdiene diese Macht, denn ich bin das listigste Geschöpf im ganzen Busch.“
So ersann Ajasco einen Plan so zart wie Spinnweben und so tückisch wie Treibsand. Er wollte Olumides Stab – eine schlanke Rute, gekrönt von einem geschnitzten Vogelkopf – stehlen und damit den Himmel nach seinem Willen beugen. In gedämpften Tönen schmeichelte er dem Regenmacher und pries jeden Gesang, jede Nuance des Rituals, bis Olumide, geblendet von Stolz, ihm eine geheime Beschwörungsformel verriet. Tief in der Nacht, im Flackern des Öllampenlichts, sprach Olumide die Worte, die silberne Wasserfäden aus den Wolken riefen. Doch ehe er endete, packte die Schildkröte den Stab, schlüpfte in den Wald und verschwand auf ihren Schwimmfüßen.
Ein ehrfürchtiges Schweigen senkte sich über das Dorf. Die Felder verdorrten unter der Sonne. Das Leben selbst hing zwischen ausgedörrten Lippen. Unterdessen bestieg Ajasco den mächtigen Iroko-Baum, um seine neue Macht zu testen. Er schlug den gestohlenen Stab auf einen Felsen und flüsterte die Beschwörung. Ein grollendes Donnergrollen erschütterte den Himmel, dunkle Wolken zogen heran. Zunächst hüpfte er vor Freude, tanzte im Wind – doch dann erkannte er, dass Stürme nicht so leicht zu bändigen sind wie eine gewitzte List. Blitze zuckten gefährlich nahe, Donner krachte wie trommelnde Kriegszüge, und die Magie des gestohlenen Stabes geriet außer Kontrolle. Mit jeder neuen Beschwörung wurde das Wetter extremer: sengende Hitzewellen am einen, sintflutartige Regenfälle am nächsten Tag. Das Gleichgewicht der Erde war gestört. So lernte die Schildkröte zwischen Blitz und Beben, dass List ohne Respekt einen Preis fordert, den niemand erahnen kann.
Die erste Beschwörung und ihr Zorn
Als Ajasco die gestohlene Macht erstmals anzapfte, fühlte er sich unbesiegbar. Das erste Morgenlicht glitzerte auf seinem gemusterten Panzer, während er die geheimen Worte mit theatralischer Geste aussprach. Die Wolken antworteten, zogen sich tief herab und entließen nur wenige Tropfen. Ermutigt rief die Schildkröte lauter, doch statt einer sanften Wohltat folgte ein plötzlicher Windstoß, der Äste zerbrach. Die strohgedeckten Hütten ratterten und bebten. Hätte Olumide das Unheil vorhergeahnt, hätten ihn flüsternde Warnungen erreicht. Unvorbereitet auf diese rohe Kraft versuchte Ajasco, die Beschwörung rückgängig zu machen. Er richtete den Stab gen Himmel und flehte um Ruhe. Die Wolken grollten, Regen ergoss sich in Strömen, die Erdpfade verwandelten sich in reißende Bäche. Holzzäune gaben nach, die Hirsevorräte standen unter Wasser. Erschrocken floh die Schildkröte, den Stab fest umklammert, während der Sturm um sie tobte. Im Aufruhr von Donner und Regenflut erkannte sie, dass die Elemente keinem Herrscher gehorchen, der Demut vermissen lässt.

Die Rache der Dürre
Nachdem die Fluten sich zurückgezogen hatten, erkannte die Schildkröte, dass ein anderer Fluch heraufgezogen war. Der Himmel, erzürnt über den Missbrauch, verschloss sich vollständig. Tage lang brannte die Sonne gnadenlos, die brüchige Erde riss auf, Bäche versiegten, Hühner verendeten und Kühe wurden schwach. Ajasco streifte in schuldbeladenen Kreisen über die ausgedörrte Landschaft und versuchte, Beschwörung um Beschwörung, die Gunst des Stabes zurückzugewinnen – doch nichts antwortete. Vergeblich flehte er mit zitternder Stimme, nur der Wind erwiderte mit spöttischer Stille. Verzweifelt kehrte Ajasco im Morgengrauen ins Dorf zurück, wo die Bauern ihre vertrocknenden Felder beobachteten. Im hohen Gras versteckt, sah er die Dorfbewohner unter dem uralten Iroko-Baum in Andacht versammelt. Die Trauertrommeln schlugen einen langsamen, klagenden Takt. Olumide, nun machtlos und verzweifelt, hieb sich auf die Brust, Tränen liefen über seine Wangen. Ajascos Herz bebte. Er schlich zum zerbrochenen Stab, der in der Flut gesplittert war, und erkannte: Seine List hatte nicht nur den Regenmacher, sondern alles Leben um Wasser gebracht. Von Schuldgefühlen gequält, fasste er einen Entschluss: Er würde die Macht zurückgeben, um sein Zuhause zu retten. Aus dem Gras auftauchend, näherte er sich dem trauernden Kreis. Seine Stimme zitterte, als er die Wahrheit offenbarte – dass er, die listige Schildkröte, das heilige Werkzeug gestohlen hatte. Ein erdrückendes Schweigen legte sich über die Versammelten. Einige funkelten vor Wut, andere wohl vor Trauer. Nur Olumide, mit sanften Augen, streckte die Hand aus: „Gib es zurück“, sagte er, „und lerne, dass jedes Geschenk der Erde Ehrfurcht verdient.“

Wiederhergestelltes Gleichgewicht
Unter Olumides Anleitung vollzog Ajasco ein Sühneritual. Mit ehrfürchtigem Gesang gab er die Macht des Stabes an seinen rechtmäßigen Hüter zurück. Der Himmel lauschte – nicht gebogen oder getäuscht, sondern geehrt. Wolken zogen sanft heran, und leichter Regen begann zu fallen: erst als feiner Schleier, dann als stetige Tropfen, die auf Dächer trommelten und den Durst des Landes stillten. Die Hirse spross erneut, Yamsranken krochen grün über die Felder, und Kinder planschten lachend in Pfützen. Die Schildkröte, demütig und doch in innerem Frieden, sah zu, wie neues Leben erblühte. „Lerne gut“, flüsterte Olumide, „dass jeder Geist – ob Himmel oder Erde – Ehrfurcht verlangt. Gestohlene Kraft kehrt durch die Barmherzigkeit der Erde zurück.“ In diesem Augenblick wurde das Gleichgewicht der Natur wiederhergestellt. Ajasco vergaß nie den Preis der Täuschung, und jeder folgende Sturm wurde fortan als Gabe, nicht als Eroberung begrüßt.

Schlussfolgerung
Von diesem Tag an sangen die Dorfbewohner ein neues Lied, wenn der Regen fiel. Sie priesen Olumides Weisheit, die Lehre der Schildkröte und das großartige Zusammenspiel der Natur. Ajasco, einst stolz auf seine List, verstand nun, dass wahre Stärke in Respekt und Gleichgewicht liegt. Diese Erkenntnis trug er in jedem seiner Schritte, sein Panzer wurde zum stummen Zeugnis der Demut. Unter dem sanften Prasseln des lebensspendenden Regens erblühte das Dorf erneut. Die Schildkröte flüsterte vielleicht noch immer gewitzte Pläne den Heuschrecken und Vögeln zu, doch nie wieder wagte sie, den Himmel zu betrügen. Denn der größte Trick besteht darin zu glauben, man könne die Kräfte, die uns nähren, überlisten, und die größte Weisheit darin, zu erkennen, dass die Gerechtigkeit der Natur so gewiss ist wie der fallende Regen – sanft oder heftig, immer bereit, das Gleichgewicht der Welt in ihrem eigenen Rhythmus wiederherzustellen. Immer blieb ihr bewusst: Wer den Sturm heraufbeschwört, muss sich zuerst vor dem Himmel verneigen, um nicht selbst zum Narren darunter zu werden. So lernte der Trickster, dass der Preis der Täuschung nicht in der gestohlenen Macht liegt, sondern in der Demut, die jeder Tropfen verlangt, der auf die Erde fällt – und uns daran erinnert, dass Respekt vor der Natur das größte Gut von allen ist.
Und so erzählen die Yoruba-Ältesten noch heute die Geschichte von Ajasco und Olumide, wann immer die erste Wolke am Horizont auftaucht – eine zeitlose Lehre, dass List vielleicht einen Augenblick gewinnt, doch nur Ehrfurcht ewig währt unter dem weiten, wachsamen Himmel im Herzen Nigerias.