Der Laternenmacher von Ramallah
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Über die Geschichte: Der Laternenmacher von Ramallah ist ein Volksmärchen aus palestinian, der im Zeitgenössische Geschichten spielt. Diese Beschreibende Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Durchhaltungs-Geschichten und ist geeignet für Geschichten für alle Altersgruppen. Sie bietet Kulturelle Geschichten Einblicke. Eine Geschichte von Licht, Sehnsucht und dem unerschütterlichen Geist der palästinensischen Olivenhügel.
Einleitung
Unter einem vom ersten Licht der Morgendämmerung sanft bestrichenen Himmel erwachte die Stadt Ramallah zum Leben. Minarette warfen lange, anmutige Schatten auf sonnengewärmte Steine, und das Summen des Marktplatzes stieg wie ein geflüstertes Versprechen neuer Anfänge empor. Am Rand des geschäftigen Basars–wo Kaufleute Stickereien auf Leinwand ausbreiteten und die Luft schwer war vom Duft des Za’atar und frisch gebackenem Fladenbrot–stand eine bescheidene Werkstatt aus verwitterten Zedernbrettern. Im Inneren fielen bleiche Lichtstrahlen des Morgens durch buntes Glas, erhellten Gläser mit Olivenharz, Kupferlitzen und feinen Scheiben farbigen Glases. Zeinab, im ganzen Umland als Laternenmacherin bekannt, beugte sich über ihre Werkbank, ihre Finger waren so ruhig wie ihr Herz schwer war von Geschichten über die Dürre, die jenseits der Mauern Ramallahs das Land heimsuchte.
Jede Laterne, die Zeinab fertigte, trug ein Fragment der Hoffnung in sich. Sie war überzeugt, dass die Olivenhaine, die die Stadt umgaben, von uralten Geistern bewacht wurden, deren Präsenz im Schimmer ihrer Kreationen aufblühte. Wenn die Nächte lang wurden und die Felder dürsteten, kamen die Dorfbewohner, um ihre Laternen zu holen, stellten sie an den Wurzeln knorriger Bäume auf, um der Erde Feuchtigkeit zu entlocken. Bis zum Ende des Winters leuchteten Hunderte von Lampen wie eine Sternenkonstellation durch die Haine, leiteten die Geister dazu, den ramponierten Zweigen neues Leben einzuhauchen und saftige Triebe aus der ausgedörrten Erde zu locken.
Doch in diesem Frühling veränderte sich etwas. Das Licht der Laternen flackerte, wie verwundete Vögel, und erlosch schließlich ganz. Die Bauern sahen hilflos zu, wie Knospen zu brüchigen Schatten vertrockneten, und eine Stille legte sich über die Hügel. Selbst Zeinabs eigene Werkstücke begannen zu bersten, Glasscheiben zersplitterten von einer unsichtbaren Traurigkeit. Entschlossen, das Licht wiederzubeleben und dem stillen Flehen des Landes zu antworten, machte sie sich bereit, die Schwelle ihrer Werkstatt zu übertreten und in die Olivenhaine vorzudringen, wo die Geister im Rascheln der Blätter murmelten und verborgene Quellen unter moosbedeckten Steinen ruhten.
Das Vermächtnis der Schöpferin
Zeinab wurde in eine Familie von Kunsthandwerkern hineingeboren, deren Linie sich in jedem ihrer Keramiken, in jedem Wandteppich und in jeder geschnitzten Schüssel aus Olivenholz widerspiegelte. Ihre Mutter Aisha webte Geschichten in den Webstuhl, ließ Fäden über Stoff tanzen, um die Helden Palästinas in Szene zu setzen. Ihr Vater Hisham formte Keramik mit kalligraphischer Eleganz und verewigte Verse alter Dichter auf Gefäßen, die um die Welt gereist waren. Zeinabs Laternen jedoch waren ihre eigene Sprache – eine Synthese der Gaben ihrer Eltern und ein Ruf, den die Olivengeister flüsterten, so alt wie die Hügel selbst.

Aus ihren frühesten Erinnerungen wusste sie noch, wie die Olivenzweige über dem Schoß ihrer Großmutter schwankten. Großmutter Layla hielt ihre Hand, drückte sie gegen die kühle Rinde und murmelte: „Diese Bäume erinnern sich an jeden Schritt. Sie bewahren unsere Geheimnisse, unsere Träume.“ Als Zeinab heranwuchs, lernte sie, die Harztaschen tief im Holz zu öffnen und die bernsteinfarbenen Tränen zu gewinnen, die sich mit Olivenöl zu hellem Leuchten verbanden. Unter Laylas Anleitung mischte sie Blüten wilder Rosmarinsträucher und Weihrauchpulver in das glühende Harz und fing den Duft von Pinie und heiligem Rauch in Glasscheiben ein, die mit zerkleinerten Granatapfelschalen eingefärbt waren.
Das Gerücht von Zeinabs Laternen weitete sich über Ramallahs Gassen hinaus. Reisende berichteten von einer Lampe, deren Flamme die Farbe eines Olivenblatts in der Dämmerung annahm, oder von einer Laterne, die leise summte, als atmete sie. Man behauptete, ihr Schein könne unruhige Herzen beruhigen, als Wegweiser für Nomaden dienen, die sich in veränderlichen Sandlandschaften verirrt hatten, und selbst verloren gegangene Seelen nach Hause rufen. Kaufleute kamen aus Nablus und Bethlehem und aus Hebrons Seifen- und Töpferwerkstätten, jeder bat um eine Laterne für die Reise über die jordanische Ebene. Zeinab empfing sie alle, verkaufte Laternen für jeden erdenklichen Preis, schenkte sie aber jedem, der mit leeren Taschen und dringendem Flehen kam.
Doch während ihr Ruhm wuchs, bebte das Land jenseits von Ramallah unter einer fortschreitenden Dürre. Quellen, die einst klares Wasser ausgespien hatten, versiegten zu staubigen Rinnsalen, und Olivenbäume senkten die Äste unter der Last vertrockneter Triebe. Nacht für Nacht stachelten Bauern ihre Lampen an den Feldrändern an, in der Hoffnung, die Geister aus dem Schlaf zu wecken. Zeinab beobachtete mit wachsender Angst, wie jede Laterne, die sie bei Tagesanbruch entzündete, in der Hitze zersprang, ihr strahlendes Versprechen zu Ruinen zerfallend. Als ein Riss wie eine Träne durch ihr eigenes Werkstattfenster lief, wusste sie, dass die Zeit gekommen war, hinaus in die Haine zu gehen und der Stille zu lauschen, die sie so lange anderen übertragen hatte, um sie zu deuten.
An einem klaren Morgen, durchdrungen vom Duft von Salbei und Erde, packte Zeinab ihren Lederrucksack mit den Werkzeugen ihres Handwerks: Kupferscheren, Töpfen mit Harz, Fläschchen Olivenöl und Ampullen mit mit Kräuterwasser angereicherter Flüssigkeit. An ihre Füße stellte sie eine einzelne, leuchtende Laterne – ein letztes Opfer für die Geister, deren Gunst sie erbitten würde. Als sie durch Ramallahs Sandsteintore trat, verklang der Ruf der Stadt hinter ihr, ersetzt vom Rascheln der Blätter und dem fernen Murmeln von Wurzeln, die sich durch die sonnenverbrannte Erde streckten. Jeder gebrochene Stein unter ihren Schuhen, jeder ausgebleichte Rest von wildem Thymian erzählte eine eigene Geschichte des Kampfes. Zeinabs Reise hatte gerade erst begonnen, doch ihr Entschluss brannte heller als jede Flamme, die sie bei sich trug.
Geister des Olivenhains
Der Eingang des Hains glich einem Tunnel aus dicht verflochtenen Zweigen über Zeinabs Kopf. Jeder Schritt in das grüne Halbdunkel fühlte sich an wie eine Schwelle zwischen zwei Welten – der menschlichen Mühe und einer uralten Erde voller geheimer Träume. Der Boden unter ihren Stiefeln war übersät mit Oliven, die von der Sonne getroffen, zu schwarzen, runzeligen Steinen geschrumpft waren. Doch selbst im Griff der Dürre nickten beständige Polster wilden Thymians und Rosmarins, entließen ihren graugrünen Duft als verheißungsvolles Versprechen in die Luft.

Zeinab erreichte eine Lichtung, wo eine ehrwürdige Olive, ihr Stamm so mächtig wie eine Karawane, wie ein Wächter thronte. Die Rinde war gebuckelt wie die Falten eines alten Gesichts, und die Wurzeln schlängelten sich über den Boden wie schlafende Schlangen. Hier pulsierte die Erde unter ihren Knien, voller Vibrationen, genährt von Jahrhunderten ritueller Ehrfurcht. Sie kniete nieder, stellte ihre Laterne an den Baumstamm, zog aus ihrem Sack eine flache Schale. Darin goss sie Olivenöl, vermischt mit dem durch die Laterne erwärmten Harz, und flüsterte die Gebete, die ihre Großmutter sie gelehrt hatte. Das Öl glänzte im Laternenlicht, und sie achtete auf Wellen im darin wirbelnden Staub.
Zunächst geschah nichts. Der Wind schlief. Die Büsche ringsum schienen den Atem anzuhalten. Dann ertönte aus den Tiefen des Hains ein Flüstern – ein Wispern wie Dutzende Stimmen, die gleichzeitig einatmeten. Das Laternenlicht flackerte, tanzte über die Gesichtsstruktur der Rinde, und goldene Leuchtfissuren zogen Risse entlang des Stamms. Zeinabs Herz pochte. Sie verharrte reglos, die Stimme leise, sang ein altes Frühlingsgebet:
“Ya naba‘ al-hay, ya raṭbi al-ard, jilli al-ruḥ wa arji‘i al-hayāt.”
O Quelle des Lebens, Feuchte der Erde, sende den Geist und bring das Leben zurück.
Als ihr Gesang verklang, regte sich eine Brise, trug den Duft wilder Rose und alten Mooses heran. Die Laterne lod erse auf, und die Lichtung tauchte in warmes, bernsteinfarbenes Glühen. Dann sah sie sie: Gestalten wie dahinwehender Rauch und Olivenblätter. Dünne, leuchtend grüne Gliedmaßen schwebten durch die Luft, Gewänder aus Rebenranken hüllten sie ein. Ihre Augen strahlten mit dem Schimmer des Mondlichts auf Wasser. Sie umkreisten Zeinab und ihre Laterne, flüsterten Worte, die sie nicht verstand, sangen in einer Sprache, älter als jede Erinnerung.
Furcht und Staunen wirbelten in ihr. Sie wandte sich erneut an die Geister und flehte um Hilfe für das dürstende Land. Ein Geist – größer als die anderen – trat vor, seine Stimme klang wie Wind zwischen Schilf. Er sprach in ihrer Sprache, jedes Wort ein Tropfen Klang:
„Wir sind die A‘yān, Bewahrer jeder Wurzel und jedes Blattes. Lange schlummerten wir, genährt von menschlicher Hingabe und dem Glanz eurer Lampen. Doch die Dürre hat unser Atmen erstickt, und euer Licht ist erloschen. Um die Quellen zu wecken, musst du die verborgene Quellstätte unter der uralten Olive am fernen Rand des Hains finden. Bring das Wasser aus ihrer Tiefe in das Herz der Stadt, wenn Mitternacht schweigt. Erst dann kann sich der Kreislauf erneuern.“
Damit verschwanden die Geister, lösten sich in Staubpartikeln auf, die in der Flamme der Laterne tanzten. Zeinab richtete sich, zitternd vor Entschlossenheit. Der Hain fühlte sich erwartungsvoll an, als betete er stumm mit. Von den kaum sichtbaren Lichtern ihrer zwei Laternen geleitet, folgte sie einem ausgetrockneten Bachbett, das sich in der Erde abgezeichnet hatte. Äste wölbten sich über ihr wie Hände, die sie weiterführten. Jeder Schritt tiefer in den Hain offenbarte neue Zeichen: halbvergrabene Steine, ziseliert mit Olivenblattemblemen, moosbedeckte Reliefs früherer Laternenmacher und schließlich die Überreste einer alten Steinpumpe – das gesuchte Zeichen.
Unter gewundenen Wurzeln, halb im Lehm versunken, fand sie eine abgetretene Steinplatte mit eingravierten Wächtersprüchen. Zeinab kniete nieder, flüsterte ein Dankgebet und schob die Platte beiseite. Darunter klaffte ein schmaler Schacht, dessen Wände vom Alter und der Feuchtigkeit dunkel schimmerten. Sie ließ eine Laterne an Seil hinab, bis ihre Flamme auf dem uralten Stein zum Tanzen begann, und stieg vorsichtig in die kühle Gebärmutter der Erde hinab. Der Schacht verengte sich, bis sie in einer kleinen Zisterne ankam, deren Wände mit nächtlichem Wasser überzogen waren. Am Rand kniete sie nieder, schöpfte mit ihren Händen die Flüssigkeit, klar wie ein Gebet und schwer von der Erinnerung des Hains.
Oben rauschte es durch die Olivenblätter, als wolle der Wind ihren Rückweg segnen. Mit Grundwasser in Ampullen und weiterglühenden Laternen kletterte Zeinab zurück ans Tageslicht, wo der Hain sie ehrfurchtsvoll mit geneigten Zweigen empfing. Die Geister hatten ihr den Weg gewiesen, doch die eigentliche Prüfung – das Wasser des Lebens zurück in Ramallahs Mitte zu tragen – lag noch vor ihr.
Die Prüfung des Lichts
Ramallahs Stadttore lagen still, als Zeinab sich durch enge Gassen schlich und ihre Laternen nahe am Leib hielt. Der Mitternachtsfrieden legte sich wie ein Samtumhang über die Stadt, entzwei nur vom Ruf einer nachtaktiven Nachtigall. Das Zisternenwasser trug sie in Glasfläschchen, versiegelt mit Olivenharz, jedes Gefäß behutsam in ihrem Rucksack gepolstert. Ihr Herz hämmerte vor Dringlichkeit. Der Weg war klar: Das lebendige Wasser zum alten Brunnen auf dem Marktplatz bringen, wo Generationen zuvor Gaben der Erde dargebracht hatten.

Doch die Dürre hatte in den Menschenherzen genauso Furcht und Misstrauen gesät wie in den Geistern des Hains. Bei ihrer ersten Biegung kam sie fast mit einem patrouillierenden Wächter zusammen. Der Mann verlangte zu wissen, was sie verbarg, Misstrauen stand tief in den Falten um seine Augen. „Schätze?“ fragte er mit leiser Stimme. Zeinab schüttelte den Kopf, ihre Stimme bebte, als sie antwortete: „Wasser. Für den Frühling. Für unsere Olivenbäume.“ Er spottete und erstickte die Flamme der Laterne mit einem Streich, bis deren Glasscheibe matt wurde. Ehe sie um Freispruch bitten konnte, trat eine Gestalt aus den Schatten – Unsa al-Jamal, die Hüterin des Stadtbrunnens und unerbittliche Bewahrerin der Tradition. Sie legte dem Wächter die Hand auf die Schulter und betrachtete Zeinabs Krüge. „Lass sie ziehen“, sagte sie sanft. „Sie trägt die Hoffnung.“
Im Quadrat des Marktplatzes stand der alte Steinbrunnen stumm unter der brüchigen Efeufassade. Seit Monaten hatte keine Quelle sein Becken gespeist. Die Dorfbewohner harrten in Türrahmen, als Zeinab herantrat. Mütter hielten ihre Kinder fest umschlungen, Alte schüttelten resigniert die Köpfe, überzeugt, dass die Zeit der Wunder vorüber sei. Zeinab setzte ihre Fläschchen auf die abgenutzte Kante des Brunnens, die Laternen waren nun zu einem sanften Puls gedimmt. Mit zitternder Hand entkorkte sie ein Fläschchen und ließ das Wasser in das steinerne Becken rieseln. Zuerst verschmolz es mit dem Staub und verdampfte lautlos. Dann bebte der weiße Stein, wie von einem wiedergeborenen Herzschlag. Das Wasser beruhigte sich zu einer glatten Fläche aus schwarzem Glas, die das Laternenlicht reflektierte. Zeinab sprach ein Gebet: „Ya badi‘ al-khalq, ya rafi‘ al-ḥijab, da‘na nashid bi-ann nur baqī.“
O Schöpfer der Wunder, du Hebender des Schleiers, lass unser Lied erklingen, damit das Licht bleibt.
Ihre Worte erfüllten den Platz. In den Fenstern der Häuser flackerten Laternen wieder auf, eine nach der anderen, gossen warmen Schein über die Menge. Das Becken füllte sich tropfenweise, dann als konstanter Strom, bis das Wasser die Steinränder schwappte. Ein aufgeregtes Raunen stieg an, zögerlich zuerst, dann in Gelächter und Tränen.
Doch die Prüfung war nicht erfüllt. Als Wasser auf Stein prallte, fegte ein kalter Wind durch den Platz, eisig bis ins Mark. Die Laternen flackerten heftig, und aus den Tiefen des Brunnens drang ein dumpfes Grollen. Zeinabs Hände zitterten bei dem Versuch, die Lampen neu zu entzünden, ihre Flammen kämpften gegen einen unsichtbaren Hauch. Das Pflaster bebte. Die Dorfbewohner schrien auf und suchten Schutz. Ein Riss zog sich über den Brunnenrand, und daraus stieg eine Gestalt, halb Schatten, halb Wasser. Sie richtete sich auf, Tropfen aus Mitternachtsregen perlten von ihr; ihre Augen schimmerten mit uralter Güte und Trauer.
„Warum hast du mein Wasser über die Wurzeln meines Hains emporgehoben?“ Die Stimme war gleichzeitig fern und nah in Zeinabs Brust. „Willst du seine Geheimnisse rauben oder das Gleichgewicht wiederherstellen?“
Zeinab blieb standhaft. Obwohl Furcht ihre Stimme kratzte, sprach sie mit allem Mut, den sie versammelt hatte: „Ich suche die Einheit von Land und Menschen. Wir haben vergessen, wie sehr unser Herz von Wurzeln abhängt. Wenn die Quelle fließt, werden wir deine Bewachung ehren. In deinem Namen erneuern wir unser Gelöbnis, die Haine zu schützen und dir den Weg zu leuchten, wenn die Nacht finster ist.“
Der Geist musterte sie, Wasser tropfte wie verstreute Perlen aufs Kopfsteinpflaster. Dann ließ er sich nieder, kniete am Brunnenrand. Mit einer weit ausgreifenden Bewegung verschmolzen Schatten und Wasser zu einer neuen Fontäne, die in den Himmel schoss und Tröpfchen versprühte, die wie Diamanten funkelten, ehe sie auf Olivenbäume, Felder und Dächer herabregneten.
Der Sturm brach nicht in Donner oder Orkan, sondern im sanften, beharrlichen Regen. Überall in Ramallah strahlten die Laternen heller als zur Mittagszeit, ihre Prismen warfen Regenbögen auf die Steinmauern. Die Bewohner rannten hinaus, um Wasser in Gefäße zu fassen, sangen dem Land und seinen verborgenen Hütern Loblieder.
Als der Morgen kam, säumten üppig grüne Olivenhaine die Stadt, getränkt vom Fülle der Quelle. Zeinab stand im Platz neben Unsa, betrachtete, wie Kinder am Brunnen tanzten. Ihre Laternen, nun Symbole der Einheit, wurden bei jeder Ernte den Geistern im Hain geopfert. Das Leben war nach Ramallah zurückgekehrt nicht durch Stärke allein, sondern durch die Ausdauer einer einzigen Laternenmacherin, deren Glaube an das Licht Hoffnung für alle neu entfachte.
Fazit
In den Tagen und Jahren danach erhielten Zeinabs Laternen eine neue Bedeutung. Sie wurden Zeichen menschlichen Willens, Bindeglieder zwischen der irdischen Welt und den unsichtbaren Hütern von Land und Erinnerung. Bei jedem Erntedankfest versammelten sich die Dorfbewohner auf der Lichtung des Hains, stellten Reihen von Laternen unter den uralten Zweigen auf, bis der Nachthimmel glühte, als seien die Sterne herabgestiegen. Sie erzählten die Geschichten von Zeinabs Tapferkeit, von den Stimmen im Olivenholz und der geheimen Höhle der Quelle. Junge Kunsthandwerker traten in ihre Werkstatt ein, lernten, Harz und Gebet mit gleicher Sorgfalt zu mischen und so eine Tradition zu bewahren, die in Mitgefühl und Mut geschmiedet worden war.
Ramallah selbst strahlte mit erneuertem Sinn. Die Marktstände bogen sich unter reicher Ernte, und Reisende aus fernen Städten suchten die Laternen, die einen Olivenhain gerettet und den Geist einer Gemeinde entfacht hatten. Die Gasse der Laternenmacher wurde zum Pilgerweg, wo Lichter sanft außen an jedem Geschäft schwangen und Passanten daran erinnerten, dass jeder Funke Hoffnung die dunkelste Dürre vertreiben kann.
Vor allem aber arbeitete Zeinab weiterhin in ihrer Werkstatt aus Zedernbrettern, ihre Hände gelenkt von Erinnerung und Hingabe. An Nächten, wenn der Wind durch die Olivenblätter flüsterte, hielt sie inne, lauschte und schenkte den A‘yān ein stilles Dankgebet. Denn sie wusste: Solange ihre Laternen leuchteten, würden die unsichtbaren Bande zwischen Herzen, Wurzeln und uralten Geistern Bestand haben. Und solange eine einzige Flamme in Ramallah flackerte, würde die Geschichte des Lichts, geboren aus Durchhaltevermögen, weiterleuchten und allen den Weg weisen, die an die Magie der Einheit und an die stille Kraft der Hoffnung glaubten.