Mullah im türkischen Bad

9 min

The gilded entrance of the Yazd hamam at dawn, where the mullah begins his comedic journey.

Über die Geschichte: Mullah im türkischen Bad ist ein Volksmärchen aus iran, der im Mittelalterliche Geschichten spielt. Diese Humorvolle Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Weisheitsgeschichten und ist geeignet für Erwachsenen Geschichten. Sie bietet Moralgeschichten Einblicke. Eine amüsante Geschichte voller Erwartung, Überraschung und der wahre Natur von Belohnungen in einem alten persischen Hamam.

Einführung

Unter einem saphirblauen Himmel, durchzogen von zarten Fäden des Morgengrauens, erhob sich das prächtige Hamam von Yazd wie ein Palast aus Dampf und Stein. Geschwungene Arkaden und Marmorbecken glänzten unter Laternen, deren sanftes Leuchten Wärme und Entspannung verhieß. Die Kunde von diesem türkischen Bad hatte sich von Karawanserei zu Dorfmoschee herumgesprochen: Seine Heilquellen galten als Balsam für müde Muskeln und zermarterte Sinne. Für Mullah Farid jedoch, bekannt ebenso für seine spitze Zunge wie für seine strenge Frömmigkeit, hielt das Hamam eine ganz andere Belohnung bereit. In abgetragenen Gewändern traf er ein, eine kleine Ledertasche mit Silbermünzen bei sich – gerade so viel, wie er für eine genussvolle, aber nicht übertriebene Behandlung zu zahlen gedachte.

Als er durch die niedrige, gewölbte Tür trat, umfing ihn eine sanfte Hitzewelle, die ihn mit einem unerwarteten Schaudern der Vorfreude erfüllte. Auf der Mosaikschwelle blieb er einen Augenblick stehen und atmete den Duft von Rosenwasser, vermischt mit Zedernrauch, ein. Badegäste lagerten auf gefliesten Bänken, ihr Lachen hallte unter den gewölbten Decken wider. Mullah Farid räusperte sich, trat an den strengen Aufseher heran und wollte feilschen: „Oh Hüter dieser ehrwürdigen Mauern“, verkündete er, „gewähre mir die erlesenste Behandlung, die einem demütigen Diener Allahs gebührt, und ich zahle nicht mehr als diese sechs Münzen.“

Für einen Herzschlag breit herrschte Stille. Dann umspielte ein wissendes Lächeln die Lippen des Aufsehers. „Herr Mullah“, sagte er, „für diesen Preis wirst du genau das erhalten, was du verdienst.“ Der Mullah blähte die Brust vor Stolz. Er entledigte sich seines Obergewandes, legte die Tasche mit den Münzen an den Marmorrand und erwartete das Wunder des Wohlbehagens, das er so klug arrangiert zu haben glaubte. Doch die wahre Lektion, sollte er bald erfahren, verbarg sich hinter dichten Dampf­schichten und überzogenen Erwartungen…

Feilschen, Schaum und Getöse

Mullah Farid saß auf einer niedrigen Marmorbank, die Augen vor kalkulierter Erwartung funkelnd. Dampf kringelte um den eisernen Kessel neben ihm, durchzogen von einem Hauch Eukalyptus und Minze. Er zählte seine sechs Silberdirham ein letztes Mal, dann klatschte er in die Hände, um die Aufmerksamkeit des Aufsehers zu erlangen. Mit selbstgefälliger Stimme verkündete er: „Geehrter Hüter dieser heilenden Wasser, wende dich nun mir zu: Ich fordere die erlesenste Verwöhnung, die dein Hamam bietet, doch nicht zu einem höheren Preis als diesen sechs Münzen.“ Um ihn herum blickten die anderen Badegäste neugierig auf, gespannt, welche Art Handel sich hier entspinnen würde.

Mullah, der mit Eukalyptuszweigen in einer dampfenden Badeanstalt gesäubert wird
Der Mullah erträgt eine zügige Eukalyptus-Badvorbereitung im Rahmen des kuriosen Belohnungssystems des Badehauses.

Höflich neigte der Aufseher den Kopf, seine Züge im wirbelnden Dampf unerkennbar. Leise sagte er: „Mullah Farid, dein Preis ist vermerkt. Doch musst du unser Hausgebot akzeptieren: Jeder Gast zahlt das, was er am meisten verdient.“ Ehe der Mullah Einwand erheben konnte, wies der Aufseher auf zwei kräftige Diener, die ihn zum Hauptbadebecken geleiteten. Farids Gewänder fielen ab und gaben sein Untergewand frei; mit einem eleganten Schwung stieg er in das warme, duftende Wasser. Kaum hatte er sich niedergelassen, bemerkte er, dass seine Geldbörse auf eine nahegelegene Plattform gebracht worden war. Skeptisch hob er die Augen, doch niemand traf seinen Blick.

Augenblicke später begann die versprochene Verwöhnung. Zwei Badassistenten traten heran, trugen grobe Sisalbürsten, getränkt in sandelholzduftender Seife. Farids Gesicht verzog sich, als sie mit unerbittlicher Kraft schrubbten. Verärgert schnappte er Luft und tadelte die Grobheit, doch sie hielten ungerührt ihr Tempo bei und lächelten nicht. Als das Bürsten endete, erschienen zwei weitere Helfer mit massiven Eukalyptus­zweigen. Mit geübter Eleganz peitschten sie Mullahs Arme und Rücken aus und entließen einen betörenden Duft in den Dampf. Das Ritual wirkte so belebend wie überraschend—ganz anders als die zarte Berührung, die er sich erträumt hatte.

„Du hast auf die Behandlung bestanden, die du wirklich verdienst“, ließ die Stimme des Aufsehers durch den Dampf hören. Farid keuchte vor Überraschung. „Und was, bitteschön, habe ich verdient?“ forderte er. Keine Antwort kam, nur das leise Tropfen des Wassers und das sanfte Seufzen der anderen Badegäste. Bis auf die Haut durchnässt, die Muskeln vom raschen Eukalyptus-Hieb bebend, kletterte Farid auf ein erhöhtes Marmordais. Ein weiterer Assistent hielt Rosenwasser in seiner Handfläche und träufelte es mit zarter Präzision über jede Augenbraue. Farid schloss die Augen, fühlte sich gleichermaßen gekränkt und eigenartig erfrischt. „Ich verdiene Besseres“, murmelte er für sich, doch ein Zweifel zündete in seiner Brust.

Als der letzte Helfer einen Tropfen neroliduftendes Öl auf Farids Stirn auftrug, schwand seine Empörung und machte Platz für ein allmähliches Staunen. Seine Glieder fühlten sich leichter an, sein Geist klarer. Ergriff er jedoch nach seiner Börse, stellte er fest, dass nur noch drei Dirham verblieben waren. Bei dem Gedanken, weiter feilschen zu müssen, sank ihm das Herz. Bevor er protestieren konnte, schlug die große Tür auf und eine Gruppe örtlicher Gelehrter schritt lachend und sich die Schultern klopfend herein. Sie waren gekommen, um die Predigt des Mullah zu hören, fanden ihn jedoch in einem Zustand entblößter Verzückung vor. Verlegen sprang Farid vom Podest und hüllte sich in sein Tuch. Die Gelehrten begrüßten ihn mit ausgelassener Heiterkeit und luden ihn ein, sich zu ihnen zu gesellen. Noch halb von der reinigenden Prozedur benommen, erkannte der Mullah, dass er etwas Wertvolleres als Silber gefunden hatte—eine Erfahrung, die man nicht kaufen oder eintauschen kann, sondern nur empfangen und schätzen.

Lachen unter der Kuppel

In einen flauschigen Frotteemantel gewickelt, den ihm ein freundlicher Aufseher geliehen hatte, folgte Mullah Farid dem Kreis der Gelehrten in die Mittelschale. Die gewölbte Decke spannte sich hoch über ihnen, durchsetzt von kleinen runden Oculi, die Lichtstrahlen über die Mosaikfliesen verteilten. Lachen hallte zwischen den Bögen wider, während die Gelehrten von Farids früherem Feilschen und seiner überraschenden Behandlung erzählten. Zunächst versuchte der Mullah, seine Würde zu wahren, doch als ein Gelehrter mit einer theatralischen Handbewegung des tropfenden Handtuchs seine Prahlerei nachahmte, konnte er sich ein Kichern nicht verkneifen.

Eine Gruppe mittelalterlicher persischer Gelehrter, die unter der freskengeschmückten Kuppel eines türkischen Badehauses lachen
Die Gelehrten teilen Lachen und Sherbet mit dem Mullah unter der hohen Kuppel des Badehauses.

Sie versammelten sich um einen niedrigen Tisch, übersät mit Platten voller Obst – Granatäpfel, Feigen, mit Honig beträufelte Datteln – und winzigen Gläsern mit Rosenwassersorbet. Der süße Duft vermischte sich mit der noch in der Luft liegenden Dampfwolke zu einer berauschenden Mischung, die selbst den ernstesten Gesichtern ein Lächeln entlockte. Ein junger Arzt neckte ihn: „Erzähl uns, Mullah, wie fühlst du dich, wo doch die Hälfte deiner Dirham weg ist und dein Stolz in Mitleidenschaft gezogen?“

Farid schnaubte, doch er widersprach nicht. Stattdessen nahm er eine Dattel, ließ die klebrige Süße auf seiner Zunge zergehen. Dann gestand er mit verschmitztem Grinsen: „Besser als erwartet. Ich kam, um auf meine Weise Komfort zu finden, doch musste feststellen, dass Güte sich nicht nach meinem Feilschen richtet.“ Die Gelehrten applaudierten und stießen ihre Sorbetgläser zu Ehren zusammen.

Hinter ihnen warfen mächtige Marmorsäulen die Strahlen der Spätsonne zurück und tauchten die gesamte Halle in goldenes Licht. Aufseher huschten hinein und hinaus, reichten frische Handtücher und sanfte Kopfmassagen mit Seidenschals. Farid schloss die Augen und ließ sich von der unerwarteten Geborgenheit tragen. Das gelehrte Geplauder nahm seinen Lauf, kreuzte Dichtkunst, Theologie und das rechte Maß der Wohltätigkeit. An einer Stelle rezitierte ein ehrwürdiger Dichter eine Strophe, in der das Hamamwasser zum Spiegel der Seele wurde. In diesem Moment dämmerte Farid, dass die wahre Lektion des Tages nicht in kratzenden Bädern oder listigen Preisen lag, sondern im Erkennen des Wertes großzügiger Hingabe, wenn sie frei fließt.

Als die Gelehrten zum Aufbruch schritten, drückten sie dem Mullah eine kleine Münztasche in die Hand – genug, um seinen Verlust auszugleichen. Doch Farid schüttelte den Kopf. „Behaltet sie für euren nächsten Besuch“, sagte er. „Ich muss nicht weiter feilschen für das, was ich längst gewonnen habe.“ Sie ließen ihn allein zurück, umgeben von Marmor, dem süßen Duft von Früchten und Öl und dem warmen Sonnenlicht, das über gewölbte Bögen tanzte. In diesem stillen Moment kostete Mullah Farid den wahren Preis aus: eine offene Seele, die kein Geld der Welt bemessen kann.

Die wahre Belohnung

Als sich die Türen des Badehauses zur geschäftigen Straße öffneten, trat Mullah Farid hinaus in eine Welt, die heller wirkte als zu dem Augenblick, als er eingetreten war. Die Sonne wärmte die Kopfsteine, und Händler an den nahen Ständen boten farbenprächtige Stoffe, Gewürze und Glaswaren an, die im Nachmittagslicht funkelten. Farid hielt an einem Brunnen inne, zog einen Eimer kühlen Wassers empor und spülte Hände und Gesicht. Das Ritual fühlte sich heilig an, eine letzte Reinigung nach den außergewöhnlichen Prüfungen des Tages.

Der Mullah sitzt nach dem Verlassen der türkischen Badestube auf einer Bank, während Kinder unter einer Platane zuhören.
Mullah Farid teilt die heutige Lektion mit den Dorfbewohnerkindern unter dem kühlen Schatten einer Platane.

Auf einer Bank unter einem Platane standen Kinder und betrachteten ihn neugierig, die Augen weit aufgerissen bei dem Anblick seines rosenduftenden Gewandes und seines ruhigen, lächelnden Gesichts. Ein frecher Junge fragte: „Mullah Sahib, hat dich das Hamam viele Münzen gekostet?“ Farid lachte und antwortete: „Mehr, als ich feilschen wollte, doch weniger, als ich in Bedauern ausgegeben hätte. Denn ich erhielt etwas, das keine Münze kaufen kann.“ Die Kinder rückten näher, gespannt auf sein Geheimnis.

Er erzählte ihnen von der Eukalyptuspeitsche und dem Schrubbritual, von der Gesellschaft der Gelehrten und der Süße des geliehenen Sorbets. Und er sprach darüber, wie er die Hälfte seiner Geldtasche gegeben hatte, nur um zu entdecken, dass frei gegebene Güte sich zigfach zurückerhält, in Lachen, in Freundschaft und im Frieden des Geistes. Das Lachen der Kinder war das schönste Echo, das er an diesem Tag vernommen hatte.

Als die Sonne sich den westlichen Hügeln neigte, machte sich Farid auf den Weg zur kleinen Moschee am Stadtrand. Er verweilte im Türrahmen, atmete einmal tief ein und trat ein. Die vertrauten Fliesen und Gebetsteppiche empfingen ihn wie alte Freunde. Er kniete auf der Matte nieder, schloss die Augen und dankte – nicht für das, was er gespart hatte, sondern für das, was ihm geschenkt worden war. Im Schweigen des Gebets spürte er eine Wärme, wo zuvor nur scharfe Kalkulation herrschte.

Im Zwielicht atmete Mullah Farid die jasminduftende Luft ein. Er würde diese Geschichte noch jahrelang erzählen: wie sechs Dirham mehr kauften, als er zu hoffen gewagt hatte, warum man vorsichtig sein muss mit dem, worum man bittet, und wie die wahrhaftesten Belohnungen daraus entstehen, dass man sein Herz öffnet, um zu empfangen. Als die ersten Sterne am Himmel aufglühten, lächelte der Mullah, im Wissen, dass sein größter Handel eine Lektion in Großzügigkeit gewesen war – und dass er sein Leben nie wieder auf dieselbe Weise leben würde.

Fazit

Mullah Farids Reise durch Dampf und Stein des türkischen Bades von Yazd wurde zur Legende, die sich von den Minaretten bis zu den Karawansereien verbreitete und sich in die lokale Überlieferung einwebte. Man erzählte von dem Tag, an dem der Mullah um Komfort feilschte und anstattdessen an Geist reicher wurde, als er es sich je hätte vorstellen können. Seine sechs Dirham, einst ehrfurchtsvoll gehütet, gab er nicht aus sturer Sparsamkeit aus, sondern im Dienst der Freude – im geteilten Lachen mit Gelehrten, im neugierigen Lächeln der Kinder und in der stillen Dankbarkeit des Gebets.

Im Laufe der Zeit begann Farid selbst, jedes Bad als mehr denn eine Körperreinigung zu betrachten; es wurde ihm zur Erinnerung daran, dass wahre Belohnung sich nicht immer in Silber oder Gold messen lässt. Sie zeigt sich in der unerwarteten Güte fremder Menschen, in der sanften Berührung der Natur und in der Wärme, die entsteht, wenn sich Herzen öffnen. Und so vernimmt jeder Reisende, der an den kunstvollen Toren jenes sagenumwobenen Hamams verweilt, noch immer ein Echo der Lektion des Mullah: dass empfangene und gezeigte Großzügigkeit wohl der kostbarste Schatz von allen ist.

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