Der Unsichtbare

9 min

Dr. Adrian Blackwood’s laboratory on a stormy night, filled with mysterious equipment and dark corners

Über die Geschichte: Der Unsichtbare ist ein Science-Fiction-Geschichten aus united-kingdom, der im Geschichten aus dem 19. Jahrhundert spielt. Diese Dramatische Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Gute vs. Böse Geschichten und ist geeignet für Junge Geschichten. Sie bietet Unterhaltsame Geschichten Einblicke. Ein Science-Fiction-Krimi über Ehrgeiz und Moral in den düsteren Gassen des viktorianischen Englands.

Einleitung

Ein einziger schwankender Gaslichtglobus wirft groteske Schatten auf die schmiedeeisernen Regale von Dr. Adrian Blackwoods geheimem Labor. Jede von ihm betreute Oberfläche ist dicht gesäumt mit blinkenden alchemistischen Apparaturen – unter Druck stehende Retorten, die mit einem Seufzer Dampf entlassen, filigrane Kupferspiralen um Glasflaschen mit phosphoreszierenden Flüssigkeiten geschlungen und alte, ledergebundene Folianten, deren vergilbte Seiten verbotene Theorien aufzeichnen. Hinter dem mattierten Fenster wütet ein Gewitter, als rebellierte der Himmel selbst gegen die unnatürlichen Experimente im Inneren. Die Luft schmeckt nach Ozon und Verfall, jeder Atemzug eine Mahnung an den schmalen Grat zwischen Entdeckung und Katastrophe. Blackwood selbst steht im Zentrum dieses Sturms, sein eingefallenes Gesicht wird von einer einzigen Bogenlampe erleuchtet, die Augen flackern wie die eines besessenen Gelehrten. Noch vor wenigen Monaten war er ein angesehener Professor in Oxford, gefeiert für seine Beiträge zur Optik und Physiologie. Doch das edle Streben nach Wissen verflüchtigte sich in Besessenheit, als er auf Formeln stieß, die auf eine wundersame Verwandlung hinwiesen: die Fähigkeit, dem sterblichen Blick zu entgleiten. Als er in einer zitternden, doch überlegten Bewegung die letzte Ampulle leert, scheint die Zeit selbst ins Wanken zu geraten. Irgendwo hinter ihm hallen Schritte, doch der Attentäter könnte ebenso gut in seinem eigenen Gewissen lauern. Er schwenkt das Serum unter seiner Zunge, und als das zischende Aufheulen des entweichenden Dampfes seinen Höhepunkt erreicht, breiten sich blasse, durchscheinende Schleier wie Morgendunst auf Glas über seine Haut. Er beobachtet mit Ehrfurcht und Entsetzen, wie die letzten Reste seines Abbilds verschwinden – und damit jede Gewissheit, was in ihm zurückbleibt: Mensch oder Monster?

Die Besessenheit ergreift ihn

In dem Moment, als Blackwood verschwand, stand die Welt um ihn herum still. Er hob zitternd die Hand an sein Gesicht und spürte nur die vage Andeutung eines Wangenknochens, einen geisterhaften Abdruck, der mit jedem Atemzug zu wandeln schien. Ein eisiger Schauer durchfuhr ihn – der Beweis eines Triumphs, so berauschend, dass er fast aus den Fesseln der Realität zu gleiten drohte. Er winkte die Bogenlampe tiefer und drückte die Handfläche gegen den Glasglobus. Eine Welle der Finsternis verschlang seine Silhouette, bis die Lampe allein stand, die Glühdrähte in hellem Schein, schwebend in vollkommener Einsamkeit. In jenem Augenblick offenbarte die Isolation der Unsichtbarkeit zugleich ihre Macht und ihren Fluch. Ungesehen konnte er nun den Kollegen lauschen, die ihn einst respektiert hatten. Er stahl Briefe von konkurrierenden Akademikern, entzifferte ihre intimsten Korrespondenzen und sah zu, wie ihre Reputation zerfiel, ohne je einen Schuss abzugeben. Doch jeder Vertrauensbruch nagte an seinem Gewissen, ein unablässiges Echo jenes Mannes, der einst an Integrität geglaubt hatte. Paragraph um Paragraph füllten gekritzelte Geständnisse seine Notizbücher und dokumentierten jedes moralische Vergehen, das er im Deckmantel der Nichtigkeit begangen hatte. Langsam verwandelte sich seine anfängliche Aufregung in Paranoia. Nächtliche Stimmen schienen ihn zu verhöhnen – konnte jemand in einem Zustand völliger Ungesehenheit existieren und dabei seine Vernunft bewahren? Blackwood fühlte sich unentrinnbar an die Fassung seiner eigenen Erfindung gekettet, experimentierte unermüdlich in den toten Stunden, um das Gegenmittel zu perfektionieren. Doch jeder Erfolg entfernte ihn nur weiter von einer möglichen Erlösung, und die Grenze zwischen Wissenschaftler und Gespenst wurde gefährlich schmal.

Dr. Adrian Blackwood mischt Chemikalien über einem Bunsenbrenner in einem viktorianischen Labor.
Blackwood führte den ersten erfolgreichen Test des Unsichtbarkeitsserums unter dem scharfen Schein der Gaslampen durch.

Um den erdrückenden Mauern seines Labors zu entkommen, wagte sich Blackwood in die Gassen abseits der Whitechapel Road. Wie ein Phantom glitt er durch schummrige Höfe, dem Duft von feuchtem Ziegel und Unrat folgend. Die Hafenarbeiter und Ladenbesitzer, an den Nebel gewöhnt, ahnten nie, dass etwas Unheilvolles ihre nächtlichen Abläufe heimsuchte. Mit zitternder Hand zog Blackwood die Haube einer Laterne hoch und offenbarte die leere Luft über einer Kiste gesalzener Fische; deren Schreie und Flüche nur in seinen Ohren widerhallten, als weigere sich die Welt, seine Anwesenheit zu akzeptieren. Jede Begegnung stahl ihm ein weiteres Stück seiner Menschlichkeit. Er schwelgte im Schock über den verschwundenen Geldbeutel und im Nervenkitzel, die Ersparnisse eines Mannes förmlich in Luft aufsteigen zu sehen. Doch in seinem Heim, in der düsteren Stille seiner Gemächer, rang er mit der neuen Leere in seinem Inneren: ein gespenstisches Vakuum an Empathie, die er für immer verloren wähnte. Seine Tagebücher wurden zum einzigen Zufluchtsort für seine zersplitterten Gedanken. Im Flackern von Kerzenlicht verzeichnete er jede Nuance der Wirkung des Serums und sinnierte darüber, wie er seinen unmenschlichen Vorteil mit wissenschaftlicher Präzision und einem Hauch moralischer Zurückhaltung verbinden könnte. Er testete Konzentrationen, bis ihm die Fingerspitzen bluteten, und schmiedete chemische Verbindungen mit Zutaten so exotisch, dass kein einziger Kollege sie nachahmen konnte. Hypnotische lateinische und griechische Zeilen verschlangen sich mit in manischem Eifer hingekritzelten Formeln, als führten zwei Sprachen einen Krieg in seinem Geist – die eine flehte nach Vernunft, die andere forderte hemmungslose Macht. So stand Blackwood am Scheideweg, begleitet von unsichtbaren Schritten: sich noch einmal der Sichtbarkeit preisgeben und seine Sünden der Welt offenbaren oder den Pfad des Gespensts weiter beschreiten und die letzten Bruchstücke seines Gewissens für eine Ewigkeit der Herrschaft aufgeben.

Der Unsichtbarkeitsakt in Whitechapel

Unter der Decke eines mondlosen Himmels wagte Blackwood sich zurück ins Herz Londons. Der Irrgarten aus engen Gassen und bröckelnden Mietskasernen von Whitechapel diente ihm perfekt: Anonymität war gewiss, wenn niemand sehen konnte, was er nicht zu glauben bereit war. Er schlich sich in eine lärmende Menge vor einem Saloon, verwob sich mit zerlumpten Mänteln und dem Duft von Whiskey. Fremde stießen gegen ihn, ihre Mäntel strichen über leere Luft, ihre überraschten Blicke suchten verzweifelt nach dem Übeltäter, der ihren Gleichgewichtssinn geraubt hatte. Er beugte sich so weit vor, dass er das Knarren der Dielen unter der schmalen Treppe zu einem Bordell hören konnte, und zog einen gestohlenen Geldbeutel, schwer beladen mit Münzen, hervor. Ein kurzes Aufleuchten des Triumphes beflügelte sein verborgenes Ich, doch es erlosch rasch in dunkler Neugierde: Welche Leben konnte er noch vor der Morgendämmerung erschüttern?

Nebelige Nacht in Whitechapel, in der eine Gestalt im Dunst verschwimmt.
Eine einsame Silhouette verliert sich im Nebel, während Dr. Blackwood an sich selbst experimentiert.

In jener Nacht, die später zur Legende werden sollte, stellte ein Kaufmann entsetzt fest, dass eine gesamte Seidenlieferung von seinem beladenen Wagen verschwunden war – sogleich machte das Wort von Hexerei in der Gasse die Runde. Züngelnde Tuscheleien wanderten von Tabakläden zu Fischständen, bis das Gerücht vom geisterhaften Dieb wie ein Lauffeuer durch den Bezirk zog. Inspektor Elias Rawlings, ein stoischer Mann von schlanker Gestalt und scharfem Verstand, traf mit einem amtlichen Schreiben ein. Er trat unter eine flackernde Straßenlampe, maß aufmerksam die verstreuten Fußabdrücke – ein Satz endete abrupt, als wäre sein Besitzer vom Erdboden verschluckt worden – und entdeckte eine schwache Spur seidigblauer Fasern am rauen Stein. Eine ehrfürchtige Stille senkte sich auf die Zuschauer, nur unterbrochen vom fernen Schlag von Big Ben, der die Stunde verkündete. Er konnte das Ausmaß der Kräfte, die er verfolgte, noch nicht erfassen – in seinem Fallbuch gab es keinen Präzedenzfall für einen Verbrecher, der keinen Schatten warf.

Blackwood beobachtete dies vom Eingang eines verlassenen Durchgangs aus, das Herz pochte gegen Rippen, die ihm angesichts dieses gewaltigen Geheimnisses plötzlich zu eng erschienen. Er musterte Rawlings’ methodischen Gang, jeden gezählten Schritt – ein verräterisches Zeichen eines eisernen Willens. In diesem Augenblick spürte Blackwood jenseits der Dämmerung die Präsenz eines ebenbürtigen Intellekts – jemand, der seinen unsichtbaren Vorteil nicht durch unheimliche Kräfte, sondern allein durch schlichte Deduktion aufdecken könnte. Dieser Gedanke löste eine Welle der Panik in ihm aus. Er zog sich in das Gewirr der Gassen zurück, ließ die Polizei leere Luft jagen und behielt doch Rawlings’ disziplinierten Blick in seinem Geist. Seine Erfindung war kein bloßer Trick, sondern eine Waffe, die ihn von der Menschlichkeit trennen würde – und nun drohte ihm ein Jäger mit brillantem Verstand, die Kontrolle über die Geschichte zu entreißen.

Der moralische Abgrund

In den folgenden Tagen wurden Blackwoods Tagebucheinträge zunehmend düsterer in Ton und Inhalt. Einst hatte er die Unsichtbarkeit als Triumph betrachtet, doch inzwischen war sie zu einem Spiegel geworden, der seine schlimmsten Triebe offenbarte. Er durchstreifte die prächtigsten Anwesen der Stadt hinter verschlossenen Mauern, belauschte geflüsterte Geständnisse und Familiengeheimnisse, die Blutlinien vergifteten und Vermögen fesselten. Mit jeder Enthüllung wuchs seine Überzeugung, dass die moralischen Kodexe der Gesellschaft kaum mehr als zerbrechliche Illusionen waren. Alles, was er tun musste, war, sie abzureißen, um den ungeschminkten menschlichen Kern freizulegen. Doch während er diese privaten Risse untersuchte, vernahm er ein Echo seines früheren Selbst: eine leise Stimme, die den innewohnenden Schrecken seiner Taten noch erkannte.

Eine angespannte Konfrontation unter einem laternenbeleuchteten Torbogen mit zwei schemenhaften Gestalten
Inspektor Elias stellt den Unsichtbaren Mann in einem schmalen, von Laternen beleuchteten Korridor zur Rede.

Inspektor Rawlings jedoch weigerte sich, an übernatürlichen Diebstahl zu glauben. Er verfolgte Lieferketten, befragte Hafenarbeiter und legte ein Netz materieller Beweise an, das keine unsichtbare Macht ändern konnte. Jede Spur führte ihn näher an die Wahrheit: Nur ein Wissenschaftler von großer Genialität und gleichem Wahnsinn hätte ein solches Verbrechen ersinnen können. Rawlings’ Nachforschungen führten ihn als Nächstes zu der alten, verlassenen Mühle außerhalb der Stadt – einem im Volksmund als Zufluchtsort für geheime Experimente geltenden Ort. Blackwood erkannte die Logik des Inspektors, genoss aber die Ironie: Rawlings würde nichts als eine leere Hülle vorfinden. In einer regennassen Nacht erreichte der Inspektor die Mühle, die Laterne hoch erhoben. Er umrundete das Fundament, entdeckte Fußabdrücke, die halb vom Wind und Regen verwischt waren, und hob einen Fetzen von Blackwoods zurückgelassenem Laborkittel auf. In diesem Stoffstück erkannte Rawlings die unheilvolle Verflechtung von Schrecken und Genialität – eine Offenbarung, die sowohl Jäger als auch Gejagten erschüttern würde.

Überzeugt, dieses Katz-und-Maus-Spiel nur beenden zu können, indem er Rawlings’ Gewissheiten vergiftete, arrangierte Blackwood ein letztes Treffen in seinem eigenen Heiligtum. Er überzog die Eingangstür mit dem Geruch von brennendem Pech und verkleidete die Fenster mit Bleiplatten, sodass selbst das schärfste Auge keinen Anhaltspunkt fand. Als Rawlings den stillen Raum betrat, entschlossen, einen Wahnsinnigen vor Gericht zu bringen, stand Blackwood an seiner Seite – unsichtbar. Ein leises Kichern hallte durch die leere Halle und prallte von den Steinmauern zurück. Der Inspektor wirbelte herum, der Laternenkegel durchschnitt die Dunkelheit und enthüllte nur leerstehende Luft. Dann ergriff das Gespenst in Blackwoods zitternder Stimme das Wort – einer Stimme, die nun fremd und unheimlich klang.

„Ihr Verstand ist ein großartiges Instrument, Inspektor“, wisperte es. „Doch vermag er das zu erfassen, was jenseits von Fleisch und Knochen liegt?“

In diesem Augenblick begann die letzte Konfrontation von Verstand und Wahnsinn, jeder Kämpfer bereit, alles zu opfern, um die Kontrolle über das letzte aller Geheimnisse zu erlangen.

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