Der Außenseiter

18 min

The empty town's main street at midnight, bathed in pale lamplight, where every shadow holds a whisper of the unknown.

Über die Geschichte: Der Außenseiter ist ein Science-Fiction-Geschichten aus united-states, der im Zeitgenössische Geschichten spielt. Diese Dramatische Geschichten Erzählung erforscht Themen wie Gute vs. Böse Geschichten und ist geeignet für Erwachsenen Geschichten. Sie bietet Unterhaltsame Geschichten Einblicke. In den shadowhaften Straßen einer vergessenen Stadt weckt die Neugier eines Mannes eine kosmische Schrecken, der jenseits des Begreifens liegt.

Einleitung

Ein hauchdünner Schleier aus Nebel klebte an der verlassenen Landstraße, als Clay Davidson aus seiner ramponierten Limousine stieg und in die Umarmung der Mitternachtsstille trat. Die Straßenlaternen am Hauptplatz von Hollow Creek flackerten in einem wankenden gelben Schein, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie leuchten sollten oder nicht. Er war einem Flüstern nachgegangen, einem Gerücht von etwas Unnatürlichem, von halbgestalteten Gestalten, die er nur am Rande seines Blickfelds geahnt hatte, und von Stimmen, die unterhalb der Wahrnehmung summten. Jedes verrammelte Schaufenster und jede verbarrikadierte Fensterscheibe schien sich vor seiner Anwesenheit zu verziehen, und die Stille zwischen den Gebäuden spannte sich wie ein gespanntes Seil, das vor unaussprechlichen Möglichkeiten bebte. Die Luft schmeckte metallisch, und als er einen zittrigen Atemzug tat, fühlte es sich an, als atme er das Gewicht von hundert unsichtbaren Augen ein. Irgendwo jenseits der Kurve klopfte ein Widerhall an seinem Verstand, ein Rhythmus aus tappenden Klauen – oder vielleicht nur das Spiel von wehenden Ästen gegen altes Holz. Clays Taschenlampe zitterte in seiner Hand, ihr Strahl schnitt unruhig durch den Dunst und schien eher tiefer in das Dunkel hineinzuführen, statt es zu vertreiben. In der Ferne lehnte sich der Turm der alten Kirche schief gegen den Nachthimmel, sein zerbrochenes Kreuz als krumme Silhouette, die im kalten Atem des Windes erzitterte. Er ging weiter, getrieben von einer zwängenden inneren Kraft, die er nicht beim Namen nennen mochte, jeder Schritt hallte auf dem rissigen Pflaster wie ein hohles Herzklopfen. Die Gebäude hier trugen Geschichten in sich, nicht alt, gemessen an Menschenleben, sondern uralt, eingraviert in Knochen und feuchten Stein. Clay spürte, wie sich die Welt veränderte, als er unter einem Bogen knorriger Ranken hindurchtrat, die Luft sich verdichtete, bis jede Bewegung zum Versprechen auf Enthüllung oder Verderben wurde. Als er den Marktplatz erreichte, wusste er, dass er nicht mehr allein war, und etwas, das jenseits seiner Sicht lauerte, kannte bereits seinen Namen.

Schatten in den Straßen

Im Herzen von Hollow Creek lehnten die leeren Häuser zueinander, als flüsterten sie Geheimnisse in bröckelndes Mauerwerk und gespaltenes Holz. Der Wind zog hindurch und trug einen feuchten, erdigen Duft, der von verborgenen Strömungen lebendig zu sein schien. Clay bewegte sich vorsichtig, jeder Schritt ein leiser Hall auf dem verwitterten Pflaster, während der Strahl seiner Taschenlampe Weidenast-Schatten offenbarte, die sich in unmögliche Winkel krümmten. Die hastig verrammelten Fenster zeigten Schlitze und Nadelstichlöcher, als hätte etwas von der anderen Seite nach Schwachstellen gegriffen. Er verharrte unter dem flackernden Neonschild des alten Diners, dessen Buchstaben G-R-I-L-L am Rand des Erlöschens summten. Die Luft um ihn herum vibrierte in einem tiefen Brummen, eine Resonanz, die ihm die Zähne klappern ließ, und plötzlich überkam ihn das Schwindelgefühl, seitlich in ein lauerndes Nichts zu fallen. Irgendwo jenseits der dunklen Gasse vernahm er ein leises Scharren, doch die Quelle blieb unsichtbar, eine so subtile Präsenz, dass sie ebenso gut seiner Einbildung entsprungen sein könnte. Dennoch hämmerte sein Herz wie eine Warnungstrommel gegen seine Rippen. Er fuhr mit dem Lichtstrahl über eine Ansammlung gesprayter Warnungen – „Halt dich fern“, „Blink nicht“, „Du bist nicht allein“ – und jede Botschaft wirkte zugleich verzweifelt und ritualhaft, als hätten sie ein Panikgeflecht gekratzt. Clay zwang sich, die letzte Zeile in zitternder Schrift zu entziffern: „Es weiß.“ Sein Atem stockte, und für einen Augenblick schien sogar die Nacht den Atem anzuhalten. Dann drehte sich der Wind, trug einen fernen, grollenden Seufzer heran, der bis in sein Mark drang, und etwas bewegte sich am Rand seiner Wahrnehmung, so schnell und unnatürlich, dass es verschwand, bevor er sein Licht darauf richten konnte. Er wusste jedoch ohne jeden Zweifel, dass dort etwas lauerte, das ihn noch näher lockte.

Eine enge Straße bei Dämmerung, deren flackernde Laternen lange Schatten auf den rissigen Gehweg werfen, während eine unheimliche Stille herrscht.
Der Abend breitet sich über die Stadt aus, während das Laternenlicht flackert und Schatten sich wie lebendige Wesen wölben.

Sein Verstand spielte verrückt mit halbgeborenen Theorien – waren dies Anzeichen purer Halluzination, seismische Erschütterungen seiner Angst oder etwas Urälteres, Lebendiges? Jeder Instinkt drängte ihn umzukehren, Unwissenheit zu wahren und in die Sicherheit der nächtlichen Landstraße davonzurennen, doch die Neugier, die ihn festhielt, war stärker als jede Furcht. Er atmete langsam aus, zwang seinen Puls zur Ruhe, und bog dann um die Ecke des Diners, wo die Gasse sich zu einem gähnenden Schlund der Dunkelheit auftat. Das Kopfsteinpflaster unter seinen Stiefeln war glitschig von Moos und feinem Schmutz, gab unter seinem Gewicht nach, als wolle es seine Fußspuren verschlingen. Er hielt an vor einer verrosteten Tür in der Mauer der Gasse, deren Scharniere nur noch an einer einzigen, abgebrochenen Schraube hingen, während sich unten eine dunkle Nässe ausbreitete. Ein schwacher, öliger Schein pulste dahinter, wie ein Herzschlag unter ausgedörrten Rippen, und er glaubte beinahe, eine Stimme in einer älteren Sprache als jeder Erinnerung zu hören. Clay hob die Taschenlampe; ihr Strahl zitterte, als ob die Schwelle der Tür ihn abwehren wollte. Er legte eine bebende Hand auf das Metall, spürte, wie es wärmer war als die Nachtluft, pulsierte in einem langsamen, bösartigen Rhythmus, der dem Brummen zuvor zu entsprechen schien. Sein Brustkorb zog sich zusammen, als er darüber nachdachte, was jenseits liegen mochte: die Wahl zwischen der verbliebenen Sicherheit des Unwissens oder dem Fortschreiten in ein Geheimnis, das ihn für immer verändern würde. Leise Echos vibrierte durch den Rahmen der Tür – ein Wispern von Bewegung und Atem, das nicht im Einklang mit dem menschlichen Leben schien. Das Licht der Laternen, das durch die zerfallenen Holzlatten fiel, warf flackernde Muster an die Wände, die sich in Formen verwandelten, die man besser nie gesehen hätte. Er drehte den Knauf, und die Tür ächzte, als sei sie nach Jahrhunderten Erwachens aus altem Schlaf erweckt worden, ihr Protest ein von Erde verschlucktes Rattern, das ihm die Nackenhaare aufstellte. Der Drang, zu entkommen, rang mit der Verheißung der Entdeckung – doch Clays Gewicht verlagerte sich unaufhaltsam nach vorn, gezogen von einer Macht jenseits aller Vernunft. Er trat über die Schwelle und spürte einen plötzlichen Luftstoß, eiskalt, mit einer Note von Salz und Schwefel. Hinter ihm schlug die Tür mit einem hohlen Dumpf auf, und er wusste, dass alles, was jenseits lag, bereits begonnen hatte, ihn zu verändern.

Kaum hatte er die Schwelle durchschritten, enthüllte der schwache Strahl seiner Taschenlampe einen schmalen Gang, dessen Boden unter Jahren von fallendem Schutt und dem langsamen Zerfall der Zeit begraben lag. Die Wände waren von flachen Kerbungen durchzogen, unordentlich aber gezielt, als hätte jemand – oder etwas – sie mit langen, gezackten Fingern eingeritzt. Die Luft war kühler, getragen von einem eigentümlichen Summen, das tief genug war, um nicht sein Ohr, sondern seine Knochen zu erreichen. Er ließ den Lichtkegel nach links und rechts wandern und erfasste meist nur gähnende Türöffnungen, die wie aufgestellte Kiefer Zähne zu zeigen schienen und unentdeckte Geheimnisse bargen. Aus weiter Ferne hörte er ein Kratzen, als würden Klauen über Stein schleifen, doch der Klang war gedämpft, als entkäme er aus einer Tiefe unter Wasser. Clay schluckte, spürte Sand in seiner Kehle, und wagte einen weiteren Schritt, jeder schwerer als der vorherige. Der Strahl fiel auf etwas, das wie ein Gesicht aussah, das flach an der gegenüberliegenden Wand haftete, Konturen, die sich wie lebender Rauch bewegten. Als er das Licht darauf richtete, blieb nur abblätternder Putz und vergilbte Tapetenabzüge zurück. Er atmete auf, doch das Summen nahm an Intensität zu und wuchs im Takt seines pochenden Herzens. Er ging weiter, magnetisch angezogen von einem fernen Leuchten, überzeugt, dass Umkehren keine Option mehr war. Er entdeckte seltsame Symbole in die Dielen gekratzt – Dreiecke, die sich mit Kreisen kreuzten, Muster, die er nicht verstand. Ein dünner Nebel schwebte über dem Boden, eisig und nur an den Rändern schwach leuchtend. Clay streckte die Hand aus, seine Fingerspitzen berührten den Dunst und er erhielt einen Stromstoß von Erinnerung – nicht seine eigene, sondern fern, gewaltig und unvorstellbar.

In die Tiefen

In den folgenden Stunden suchte Clay verzweifelt nach einem Anzeichen des sagenumwobenen Tunnels, folgte wackeligen Hinweisen in zerfallenen Tagebüchern und dem Flüstern jener wenigen, die aus der Finsternis zurückgekehrt waren. Er drängte sich an einer eingestürzten Scheune am Stadtrand vorbei, deren efeuumrankte Fensterrahmen ihn mit stummem Verlangen zu beobachten schienen. Hinter der Schwelle war die Luft dick von feuchtem Moder, und der muffige Geruch verrottenden Holzes haftete an seinen Nasenflügeln wie Schatten. In der hinteren Wand entdeckte er einen steinernen Torbogen, verborgen unter einem Gestrüpp wilder Büsche, behauen mit Symbolen, geschaffen von einer längst verschwundenen Hand: konzentrische Kreise, gezackte Linien wie Klauen, und rätselhafte Bögen ohne erkennbare Bedeutung. Er kniete nieder und wischte Moos beiseite, wodurch weitere Glyphen zum Vorschein kamen, überzogen mit rostfarbenen Flecken, die Blut oder Eisenoxid sein könnten. Mit klopfendem Herzen drang er weiter vor, kroch in den schmalen Durchlass, wo das Tageslicht sofort einer undurchdringlichen Finsternis wich. Der Schein seiner Lampe zeichnete Markierungen in Kopfhöhe an den feuchten Felswänden nach, gequälte Formen, die bei jedem Lidschlag zu flimmern schienen. Der Gang neigte sich abwärts, glatt von Kondensation, und das leise Tropfen von Wasser klang wie gemessene Schritte in der drückenden Stille. Jeder Schritt fühlte sich an, als watete er tiefer in die Knochen der Erde, während die Last darüber ihn in starre Ehrfurcht zwang und Opfer forderte. Irgendwo dahinten erkannte er das schwächste Schimmern phosphoreszierender Kristalle, ein unwirkliches Leuchten, das auf Leben hinwies – oder auf etwas noch Fremderes. Clay hielt inne, legte seine Handfläche auf den kalten Stein und spürte eine Vibration, die durch das Gestein pulsierte, ein fernes Herzklopfen, das sich mit seinem zitternden Atem synchronisierte. Er zwang sich zum Weitermachen, die Muskeln zitterten, als luden sie ihn ein, tiefer in ein lauerndes Nichts zu stürzen. Mit jedem Knick verengten sich die Wände, bis der Gang weniger wie ein Korridor und mehr wie ein Schlund wirkte, bereit, seine Beute zu verschlingen. Wurzeln hingen von der Decke hinab, adrig und lebendig, schwankten sanft in einer Brise, die er nicht spürte, als atmeten sie in uraltem Rhythmus. Der Modergeruch wurde drückender, und mit ihm ein kaum wahrnehmbares Summen, das in seinem Schädel widerhallte und namenlose Gedanken heraufbeschwor.

Ein moosbedeuter Steinbogen, der in einen dunklen unterirdischen Tunnel führt, während Wasser bedrohlich herabtropft.
Das verborgene Tor unterhalb der Stadt, aus uralten Steinen und von Moos überwucherten Mauern gemeißelt.

Der Tunnel weitete sich endlich zu einer Höhle, inmitten lebenden Gesteins ausgehauen, deren Gewölbe hoch über ihm wie der Bauch eines schlafenden Leviathans wölbte. Eine blasse, phosphoreszierende Schimmelschicht überzog die Wände und warf ein unheimliches türkisfarbenes Licht, das über Kämme und Spalten tanzte, sobald Clays Lampe die Sporen aufwirbelte. Der Boden glitt unter seinen Stiefeln, nass vom Wasser, und Pfützen malten spiegelglatte, schwarze Ringe, die Formen reflektierten, denen er keine Namen geben konnte. Er stoppte an einer Gabelung, wo ein Pfad in tiefere Dunkelheit stürzte und der andere in Richtung eines fernen Donnerschwalls hinaufführte, so als sei der Stein selbst gefangenes Grollen. Er wählte den Klang, jeder Schritt hallte über unsichtbare Oberflächen, bis die Höhle sich in einer Kammer teilte, die von einem einzelnen, schwachen Lichtstrahl erhellt wurde, der durch einen Riss in der Decke fiel. In diesem Schein erblickte er Muster an den Wänden – Spiralen, die sich in sich selbst drehten, Linien, die sich wie Adern zogen, und Flecken von rohem, fleischigem Stein, der mit unerkannter Energie pulsierte. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als hätte jemand ihm den Atem ins Genick gehaucht, und er wirbelte herum, der Lichtkegel zerschnitt die Düsternis, doch er fand nichts als seinen eigenen rasenden Schatten. Die Luft war kalt, trockener als zuvor, trug einen Hauch von Ozon und etwas Urprimitives in sich: das Versprechen von Offenbarung oder Vernichtung. Er trat vor in die Mitte der Kammer, wo ein steinernes Podest aus dem Boden ragte, dessen Oberfläche von Kratzern überzogen war, die in Richtung einer finsteren Mulde am Zentrum strahlten. Clay kniete nieder, um das Loch zu untersuchen, einen gähnenden Abgrund, der das Licht zu verschlingen schien und an den Rändern seines Blickfelds zerrte, bis seine Augen schmerzten. Ein fernes Grollen wurde lauter, vibrierte durch den Boden und seine Knochen, und er verstand, dass durch sein Eindringen schon etwas heraufbeschworen worden war, bereit oder unvorbereitet.

Clays Atem stockte, als der Boden unter ihm bebte und lose Steine über den Höhlenboden kullerten. Der Schatten in der Vertiefung des Podests begann zu winden, sich zu einem gährenden Ölfleck zu formieren, der das Licht kosten und zurückweisen wollte. Aus der Tiefe des Abgrunds drang ein klagendes Grollen, das von etwas Altem und Hungrigem kündete. Die Taschenlampe flackerte, dann erlosch sie, und er versank in einem so absoluten Schwarz, dass es gegen seine Lidern zu drücken schien. Panisch tastete er in der Tasche nach seiner Notlampe und ließ sie aufleuchten, nur um eine Gestalt unfassbaren Ausmaßes zu erkennen – ein Gewirr aus Gliedern und kantigen Gelenken, die sich in unheimlichen Winkeln bogen. Seine glatte Oberfläche glänzte, dazwischen spannten sich Membranen wie zerrissene Segel zwischen den Stacheln. Clay taumelte rückwärts, sein Kopf ein Strudel der Panik, als die Kreatur sich aus dem Podest löste, ihr Umriss unscharf, als verschmolzen Kanten und Flächen miteinander. Das Höhlenlicht tanzte über ihr, enthüllte ein Maul voller scharfkantiger Platten, die leise knirschten. Sie hob ein Glied, das in dünne Klauen endete, so fein wie Fingerknochen und scharf wie Obsidian. Ein phosphoreszierendes Fenster in ihrem Nacken pulsierte kaltblau, warf Wellen aus Schatten über die Wände. Clays Herz hämmerte in seinem Kehlkopf, er richtete die Notlampe auf einen zerrissenen Fleischlappen, doch das Licht schien verschlungen zu werden, entrissen der Existenz. Er blinzelte – und die Kreatur war näher, presste ihn mit einer Woge aus bedrückender Schwere. Ein Zischen erhob sich, ein Atemzug wie Wind durch tote Äste, und der Moosbewuchs auf dem Höhlenboden vertrocknete unter ihrem Ansturm. Clay ging in die Knie, die Gedanken verschwammen – jeder Instinkt schrie ihn zur Flucht. Doch sein Fuß stieß an einen Steinbrocken, er fiel und landete Zentimeter von ihrem Schlund entfernt, gefangen zwischen den eingeritzten Symbolen und unzähligen Zähnen. Ein kalter Verstand schlich sich ein: Um zu überleben, musste er hinter die Form blicken, durch die Fleischfalten hindurch in die Leere im Innern. Mit einem letzten Scherbenhaufen an Mut starrte er in dieses Nichts, und die Kreatur zuckte zusammen, als hätten seine Blicke sie getroffen, ihre Gestalt flackerte für den Bruchteil einer Sekunde wie ein beschädigter Filmstreifen. Im selben Augenblick stürzte Clay an ihr vorbei, kroch Richtung Ausgang des Tunnels, getrieben von unbändiger Lebensgeilheit. Hinter ihm brach ihr Schrei los, die Wände vom Donner erschüttert, doch Clay hielt nicht an, bis das Tageslicht ihn blendete und er realisierte, ein Fragment des Abgrunds mit sich getragen zu haben, bereit, jeden seiner Atemzüge zu verfolgen.

Dem Abgrund begegnen

Als Clay aus dem Schlund des Tunnels in die kühle Nachtluft brach, schien die Welt hinter ihm auszuhauchen, als hätte auch die Erde selbst den Atem angehalten, während jenes Ungeheuer erwachte. Seine Beine trugen ihn den bewaldeten Hang hinab, sein Herz hämmerte wie eine Kriegstrommel in seinen Ohren, doch er wagte keinen Blick zurück. Jeder Schatten an den Straßenbäumen verdrehte sich zu monströsen Silhouetten, Nachbilder der albtraumhaften Kreatur, die ihm am Rand seines Blicks folgten. Er brach auf die löchrige Fahrbahn herein, wo die weit entfernten Scheinwerfer ein Flucht- oder Verdammnisversprechen flackerten. Krähen schrien aus den Baumwipfeln, ihre durchdringenden Rufe mischten sich mit dem fernen Echo des Tieres. Clay sank auf ein Knie, rang keuchend um Luft und drückte beide Hände auf den kalten Asphalt, als könnte er sich daran festhalten. Als er den Kopf hob, war die Straße wieder leer, nur die Lichter schnitten wie zwei Schwerter durch die Dunkelheit. Er zwang sich wieder auf die Beine und rannte, jeder Atemzug ein rauer Schlag erbitterter Angst. Hinter ihm lag die Präsenz wie unsichtbare Last, die seine Schultern niederdrücken wollte, doch weder Ton noch Gestalt folgten ihm auf den leeren Fahrspuren. Am Scheitel eines Hügels flackerten in der Ferne die Lichter der Stadt wie ein Leuchtfeuer aus zerbrochenem Glauben. Das Schild, das Reisende nach Hollow Creek hieß, hing schief am Pfosten und knarrte leise im Wind. Clay hielt nicht an, las nicht, er rannte weiter, angetrieben von einem rasenden Zorn, der die Angst verbrannte. Im Rückspiegel erhaschte er eine Regung – ein Verschieben eines verlängerten Glieds, das in Nebel zerfloß – und er begriff, dass die Grenze zwischen den Welten ein für alle Mal eingerissen war. Doch selbst während er davonfuhr, hallte das Flüstern der Kreatur im Brummen des Motors weiter, eine ewige Mahnung, dass manche Pforten, einmal gewaltsam geöffnet, nie wieder schließen.

Ein Mann steht unter einem stürmischen Himmel, Schatten umhüllen ihn, während schwache kosmische Symbole oben am Himmel kreisen.
Klaue steht dem kosmischen Abgrund gegenüber, unter einem tobenden Himmel, wo Schatten und Symbole in schweigender Bedrohung verschmelzen.

Als Clay seine kleine Wohnung am Stadtrand erreichte, malte die Dämmerung zart rosa über den Horizont, doch die Welt fühlte sich finsterer an als die Mitternacht, die er hinter sich gelassen hatte. Er kramte nach seinen Schlüsseln, die Hände zitterten so heftig, dass sie ihm auf die Betonstufen fielen, und er sich duckte, erwartete, dass das Klauenungeheuer an seiner Seite auftauchte. Drinnen war die Luft abgestanden, eine krankhaft süße Note, die ihn an verfaulte Pilze erinnerte, und jedes Eck schien von unsichtbaren Augen beobachtet zu werden. Er warf seine Jacke auf den Boden und sank auf das Sofa, zog die Decke über den Kopf, als könnte er sich so vor Albträumen tarnen. Sein Telefon lag auf dem Couchtisch, das Display vom Sturz gesprungen, doch er schaltete es mit zitternden Fingern ein und wählte den Notruf. Die Stimme der Leitstelle war starr und mechanisch, doch bevor er mehr als das Wort „unsichtbares Monster“ hervorbringen konnte, brach die Leitung ab, als hätte eine unsichtbare Klinge sie zerschnitten. Clay starrte auf das Schweigen des Bildschirms, eine kalte Gewissheit kroch in ihm hoch, dass niemand ihm je helfen würde. Die Flüstertöne kehrten zurück, wie Wind in den Lüftungsschächten, säuselten Phrasen in einer Sprache, die er nicht verstand, und doch präzise in seinem Innersten begriff. Sein Atem wurde kurz und eiskalt, während die Temperatur im Raum sank, und er wusste, dass die Grenze zwischen seinem Zufluchtsort und dem Abgrund ein zweites Mal durchbrochen worden war. Mit aller Kraft richtete er sich auf, tropfend von Schweiß und Terror, entschlossen, sich der wachen Welt zu stellen, bevor sie ihn vernichten konnte. Er zog die Jalousien hoch und spürte, wie sein Blut in den Adern gefror, als er eine große, ausgebleichte Gestalt auf der gegenüberliegenden Hauswand sah, eine ungeheuerliche Umrissfigur, die zu flimmern schien, wenn er blinzelte. Das Sonnenlicht berührte sie nicht, als sei sie allein aus Schatten geboren, und Clay begriff, dass keine Distanz, keine Mauer ihn vor dem schützen konnte, was er entfesselt hatte. Er wich vom Fenster zurück, spürte, wie die Wände mit einem tiefen, kehlig-pulsierenden Ton vibrierten, der seine Träume heimgesucht hatte. Jeder Puls schien sich mit einem Herzschlag zu synchronisieren, größer als jeder menschliche Rahmen. Der morgendliche Verkehr vor seinem Gebäude fuhr mit verblüffter Normalität an ihm vorbei, ohne das im Schatten Kauernde zu bemerken. Und Clay wusste, dass die Welt in den Augen seiner Mitmenschen vollständig blind bleiben würde.

Er griff nach seiner Tasche, stopfte jedes Notizbuch und jeden Recorder hinein, den er besaß, fest entschlossen, einen Beweis dafür einzufangen, dass der Wahnsinn, den er gesehen hatte, real war. Er trat ins helle Morgenlicht, jeder Sonnenstrahl brannte in seinen Augen wie ein Brandmal, doch er zögerte nicht. Auf die Straße tretend blieb die Gestalt unbewegt, ein Albtraumumriss, auf eine abgeblätterte Putzwand gezeichnet. Clay hob einen Sprachaufnahmegerät und sprach mit zitternder Stimme jede Einzelheit ein, doch das Gerät knisterte, sobald er begann, statische Zischlaute auszuspucken, aus denen Worte wurden, die er nie aufgezeichnet hatte. In dieser Rückkopplung hörte er seine eigene Stimme verzerrt, überlagert von einer tieferen Baritonlage, die mit etwas Ungreifbarem resonierte. Er beobachtete, wie das Display flackerte und hakte, die Wellenform tanzte in Mustern, die eine Sprache buchstabierten, älter als die Erde selbst. Panik erfasste ihn, als er begriff, dass der Beweis sich selbst umgestaltete, einer Logik folgte, die er nicht begreifen konnte. Er zerschmetterte den Recorder unter seinem Stiefel, zerdepperte das zerbrechliche Gehäuse und funken gleich sterbenden Glühwürmchen sprühen sah. Mit plötzlich klarer Erkenntnis begriff er, dass manche Wahrheiten nicht für Sterbliche bestimmt sind, und jeder Versuch, ihre Essenz festzuhalten, ihn tiefer in den Abgrund zog. Und dennoch hob er den Blick zum Himmel, wo die Wolken sich zu verdrehten Spiralen formten, und spürte den kosmischen Blick auf sich gerichtet, prüfend und abwägend. Clay Davidson atmete schwer, betrat die rissige Fahrbahn und ging davon, die Stadt wurde kleiner hinter ihm wie ein verdrängter Gedanke. Doch in den Tiefen seines Geistes war etwas mitgekommen, und jeder ruhige Moment seitdem trug das Echo eines fernen Schreis jenseits der Sterne in sich.

Fazit

In den Wochen danach wurde Clay Davidson zum lebenden Zeugnis für die Zerbrechlichkeit der Wahrnehmung und die unerbittliche Reichweite des Unbekannten. Obwohl die Nächte in Hollow Creek zur gewohnten Stille zurückkehrten, wusste er, dass unter jedem Windhauch eine unruhige Gier lauerte, bereit, in unsere Welt auszubrechen. Selbst im Sommer trug er mehrere Lagen dünner Kleidung, stets silbern schimmernde Schlüssel und winzige Talismane bei sich, deren Sinn ihm kaum klar war. Jede reflektierende Oberfläche drohte, ein Fragment des Abgrunds preiszugeben, das sich nur jenseits des Blickfelds verbarg. Schlaf war zur kostbaren Währung geworden, gehandelt in unruhigen Träumen, in denen die Gestalt des Wesens in Randbereichen huschte, sein Dasein sich um Clays Gedanken wand. Freunde ahmten Stille, fürchteten die Obsession, die ihn zur unermüdlichen Wachsamkeit trieb, doch Clay wusste, dass die wahre Furcht nicht in der Gestalt lag, die er gesehen hatte, sondern in der Erkenntnis, dass die wahre Wirklichkeit weit seltsamer ist, als jeder Geist erfassen kann. Und so wandelt er nun zwischen den Welten, ein einsamer Zeuge einer Wahrheit, die jeder Sprache spot­t, trägt das Echo des Abgrunds in jedem seiner Atemzüge und ist für immer verändert von dem, was er wagt zu entfesseln.

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